Magdeburg. In einer Aktuellen Debatte hat sich der Landtag mit der Zukunft der chemischen Industrie in Sachsen-Anhalt befasst. Hintergrund ist der angekündigte Rückzug von Dow Chemical aus den zentralen Grundstoffanlagen in Schkopau und Böhlen, wodurch das mitteldeutsche Chemie-Cluster gefährdet ist.
Holger Hövelmann (Foto), wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion machte deutlich, welche Dimension die Entscheidung hat. „Ohne die chemische Industrie funktioniert nichts in der deutschen Wirtschaft.“ Sie stehe am Anfang zentraler Wertschöpfungsketten. Die geplanten Schließungen würden diese Ketten „am ersten Glied“ abtrennen. Auf dem Spiel stünden nicht nur rund 500 direkte Arbeitsplätze bei DOW, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft Zehntausender Beschäftigter in der Chemie-Industrie und in nachgelagerten Bereichen.
Hövelmann verwies auf den Nord-Ostdeutschen Chemie-Gipfel in Böhlen, bei dem deutlich geworden sei, dass Arbeitnehmer, Unternehmen und Politik gemeinsam um Lösungen ringen. „Jeder, der dort saß, hat verstanden, worum es geht.“ Die Krise sei ernst, aber lösbar, wenn Bund und Land geschlossen handeln.
Die allgemeinen Herausforderungen der Branche sind bekannt: hohe Energiepreise, Bürokratie und Transformation. Hier hat der Bund bereits reagiert. „Ab Januar fällt die Gasspeicherumlage weg und der Industriestrompreis kommt.“ Auch die Genehmigungsprozesse könnten beschleunigt werden. Sachsen-Anhalt hat gezeigt, dass es geht, etwa bei der Ansiedlung von UPM in Leuna.
Besonders kritisch sieht Hövelmann das Verhalten von DOW am Standort Böhlen. „Zur Wahrheit gehört: Es gibt Interessenten für einen Weiterbetrieb.“ Das Unternehmen wolle jedoch nicht verkaufen. „Ich habe den Verdacht, dass DOW an dieser Stelle nicht ehrlich agiert.“ Nach Jahrzehnten profitabler Geschäfte müsse gelten: „Wenn Ihnen etwas an der mitteldeutschen Chemie liegt, dann halten Sie die Türen offen und lassen Sie andere Unternehmen zum Zuge kommen.“
Hövelmann forderte deshalb ein klares Signal aus Berlin. „Wir brauchen den Einsatz des Kanzleramtes und von Bundeskanzler Merz.“ Der Erhalt der Chemieparks sei eine Frage von nationalem Interesse, so wie es Anfang der 1990er-Jahre beim Strukturwandel der Fall war. „Am Weiterbetrieb der Anlagen in Schkopau und Böhlen entscheidet sich die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes.“
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Text/Foto: SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt am 18. Dezember 2025
