Hamburg (ots) – Laut SPD-Chef Lars Klingbeil (Foto) könnte Deutschland gezwungen sein, mit China einen Ă€hnlichen Bruch zu vollziehen wie mit Russland. „Wir mĂŒssen uns bewusstmachen, dass morgen, ĂŒbermorgen oder in zehn Jahren der Zeitpunkt kommen kann, an dem China Grenzen ĂŒberschreitet“, sagt Klingbeil in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT. „Wenn China Taiwan angreift, wird sich auch unsere Beziehung zu China fundamental Ă€ndern, so wie das jetzt mit Russland der Fall ist.“ Deutschland mĂŒsse unabhĂ€ngiger von China werden, andere MĂ€rkte erschlieĂen und andere Partner fĂŒr den Handel mit Rohstoffen finden. „Das ist die groĂe Lehre aus unserem VerhĂ€ltnis zu Russland“, so Klingbeil weiter.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Lieferungen von SchĂŒtzenpanzern an die Ukraine kritisiert Klingbeil das Vorgehen des französischen PrĂ€sidenten Emmanuel Macron, nachdem zuvor US-PrĂ€sident Joe Biden, Bundeskanzler Olaf Scholz und Emmanuel Macron gemeinsam eine Lieferung vereinbart hatten. „Warum der französische PrĂ€sident vorgeprescht ist, weiĂ ich nicht.“ Das Zeichen an die Ukraine – und vor allem Richtung Russland – „wĂ€re sicherlich noch stĂ€rker gewesen, wenn alle drei zum selben Zeitpunkt die Entscheidung verkĂŒndet hĂ€tten.“ Macron hatte die Lieferung einen Tag vor den beiden anderen öffentlich gemacht.
Der SPD-Vorsitzende bemĂ€ngelt darĂŒber hinaus strategisches Denken in der deutschen AuĂen- und Sicherheitspolitik – das habe die verfehlte Russland-Politik der vergangenen Jahre deutlich gemacht. DafĂŒr mĂŒsse es einen festen Ort geben, Ă€hnlich dem Nationalen Sicherheitsrat in den USA: „Wie man das am Ende nennt, sei dahingestellt“, sagt Klingbeil. „Wir mĂŒssen unsere auĂen- und sicherheitspolitische Kompetenz erweitern, wenn wir international eine Rolle spielen wollen.“
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