Die Zahl offener Stellen sollte bei der Verteilung von Asylsuchenden auf die Landkreise eine gröĂere Rolle spielen als die Bevölkerungszahl. Dies wĂŒrde laut ifo Institut die langfristige Integration von Asylsuchenden erleichtern. âDie Erstunterbringung von Asylsuchenden ist entscheidend fĂŒr eine erfolgreiche Integration. Wenn die Arbeitslosenquote im Landkreis der Erstunterbringung um einen Prozentpunkt höher ist, fĂŒhrt dies zu einer um fĂŒnf Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit, dass Asylsuchende mittelfristig eine BeschĂ€ftigung aufnehmenâ, sagt Panu Poutvaara, Leiter des ifo Zentrums fĂŒr Migration und Entwicklungsökonomik.
Die bisherige Verteilung von Asylsuchenden in Deutschland erfolgt nach dem âKönigsteiner SchlĂŒsselâ. Zwei Drittel der Menschen werden nach dem Steuereinkommen der BundeslĂ€nder verteilt und ein Drittel nach der Bevölkerungszahl. Die LĂ€nder selbst verteilen dann in der Regel proportional zur vorhandenen Bevölkerung in die Landkreise weiter. âDie Entscheidung ĂŒber den Unterbringungsort von Asylsuchenden nach ihrer Ankunft in Deutschland gleicht einem Lotterieverfahren, das potenziell schĂ€dlich fĂŒr den Integrationserfolg ist. Eine gescheiterte Integration fĂŒhrt dabei zu hohen Folgekostenâ, sagt Poutvaara.
Neben der Arbeitslosigkeit ist auch die Integrationsbereitschaft der Bevölkerung entscheidend fĂŒr den Integrationserfolg von Asylsuchenden: Ein Anstieg des rechtsextremen WĂ€hleranteils um einen Prozentpunkt bringt eine um drei Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit, dass Asylsuchende anschlieĂend einen Job finden oder eine Ausbildung machen. Diese Effekte bleiben auch unter BerĂŒcksichtigung lokaler Arbeitslosenquoten bestehen.
Auch innerhalb der EU sei es nicht sinnvoll, GeflĂŒchtete gleichmĂ€Ăig auf die Mitgliedsstaaten zu verteilen. âAsylsuchende in ein Land zu zwingen, das sie nicht willkommen heiĂt, wĂŒrde sie in Armut und sozialer Isolation gefangen haltenâ, sagt Poutvaara. Wenn ein Land dabei ĂŒberproportional viele Asylsuchende aufnimmt, sollten die anderen EU-LĂ€nder es dabei finanziell unterstĂŒtzen.
Text/Foto: ifo Institut am 07. Februar 2025