ZDF-Politbarometer Mai I 2025 / Themenbereich Wirtschaft ist vordringliche Aufgabe fĂŒr neue Bundesregierung / Kaum Hoffnung auf dauerhaften Waffenstillstand in der Ukraine

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Seit LĂ€ngerem meint eine Mehrheit der Befragten, dass es mit der deutschen Wirtschaft eher abwĂ€rts geht, kaum jemand erwartet eine Erholung. VerschĂ€rft wird die Lage noch durch die Zollpolitik von US-PrĂ€sident Donald Trump. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die meisten der Meinung sind, dass sich die neue Bundesregierung vorrangig um die Wirtschaft kĂŒmmern mĂŒsse. Von den fĂŒnf zum Ranking vorgelegten Themenbereichen nennen mit 45 Prozent die meisten „Wirtschaft“ vor „Soziales“ mit 21 Prozent. Ähnlich viele halten „Asyl/FlĂŒchtlinge“ (12 Prozent), „Verteidigung“ (10 Prozent) und „Klimaschutz“ (10 Prozent) fĂŒr die Aufgaben, um die sich die zukĂŒnftige Regierung vordringlich kĂŒmmern sollte (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“).

Verhaltene Zustimmung zu Schwarz-Rot

Nach dem positiven Votum der SPD-Mitglieder dĂŒrfte der Koalition aus CDU/CSU und SPD kaum noch etwas im Wege stehen. Allerdings fĂ€llt die Zustimmung zu dieser Koalition eher bescheiden aus: Lediglich 48 Prozent finden es gut, wenn es dazu kommt. 37 Prozent finden es schlecht und 10 Prozent ist es egal. Geteilt sind die Meinungen insbesondere in Bezug auf die Lösungskompetenz von Schwarz-Rot: 48 Prozent der Befragten glauben, dass Schwarz-Rot einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Probleme in Deutschland leisten wird, fast genauso viele (47 Prozent) bezweifeln das.

Mehrheitliche Ablehnung von Friedrich Merz als Bundeskanzler

Wenn der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz Bundeskanzler wird, finden das 38 Prozent gut und 56 Prozent nicht gut. Damit findet ein Kanzler Merz deutlich weniger Zustimmung als eine von ihm gefĂŒhrte Bundesregierung. Das liegt neben der stark polarisierten Wahrnehmung von Merz vor allem an der mehrheitlichen Ablehnung der SPD-AnhĂ€nger. Von ihnen finden 62 Prozent Merz als Kanzler schlecht, nur 32 Prozent gut.

Projektion: keine Mehrheit fĂŒr Schwarz-Rot

Wenn am nĂ€chsten Sonntag Bundestagswahl wĂ€re, wĂŒrde sich die CDU/CSU leicht auf 27 Prozent (plus 1) verbessern, die AfD wĂŒrde 23 Prozent (minus 1) erreichen. Die SPD kĂ€me auf 15 Prozent (unverĂ€ndert), die GrĂŒnen stĂŒnden bei 11 Prozent (minus 1). Die Linke könnte mit 10 Prozent rechnen, das BSW mit 3 Prozent und die FDP mit 4 Prozent (alle unverĂ€ndert). Die anderen Parteien erhielten zusammen 7 Prozent (plus 1), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen wĂŒrde. Mit diesem Ergebnis hĂ€tte ein BĂŒndnis aus CDU/CSU und SPD erneut keine Mehrheit.

Top Ten

Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) steht Verteidigungsminister Boris Pistorius nach wie vor mit Abstand auf Platz eins. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,3 (hier und im Folgenden Vergleichswert aus April: 1,9) eingestuft. Auf den PlĂ€tzen zwei bis vier liegen Gregor Gysi mit 1,0 (0,9), Lars Klingbeil mit 0,8 (0,5) und Robert Habeck mit 0,0 (minus 0,1). Es folgen Markus Söder mit minus 0,3 (minus 0,6), Friedrich Merz, nach seinem Tiefstwert das letzte Mal jetzt mit minus 0,3 (minus 0,8), Olaf Scholz mit minus 0,6 (minus 0,9) und auf Platz acht zurĂŒckgefallen Annalena Baerbock mit minus 0,7 (minus 0,6). Danach kommt Sahra Wagenknecht mit minus 1,7 (minus 1,7) und Schlusslicht bleibt Alice Weidel mit minus 2,4 (minus 2,4).

Wenig Zuversicht fĂŒr die Ukraine

Trotz der VermittlungsbemĂŒhungen der USA erwarten nur 13 Prozent, dass es in den nĂ€chsten Wochen zu einem dauerhaften Waffenstillstand in der Ukraine kommt, 84 Prozent glauben das nicht. Das dĂŒrfte zu einem erheblichen Teil auch daran liegen, dass nur 30 Prozent meinen, dass der russische PrĂ€sident Putin den Krieg beenden wĂŒrde, wenn er die bisher von Russland besetzten Gebiete dauerhaft behalten könnte (nicht beenden: 62 Prozent).

100 Tage Donald Trump

In dieser Woche ist Donald Trump seit 100 Tagen im Amt. Wie man mit dem US-PrÀsidenten und dessen Politik umgehen soll, wird von den Befragten recht klar beantwortet: 74 Prozent der Deutschen sind der Meinung, man solle ihm eher mit HÀrte entgegentreten, 14 Prozent finden dagegen, man solle eher auf seine Forderungen eingehen.

Wahl eines neuen Papstes

Derzeit erfĂ€hrt die Wahl eines neuen Papstes große mediale Aufmerksamkeit. Von den Befragten sagen 5 Prozent, dass sie sich sehr stark und 18 Prozent stark fĂŒr die Papst-Wahl interessieren (weniger stark: 43 Prozent; ĂŒberhaupt nicht: 33 Prozent).

Die Gesamtheit der Befragten hat klare Erwartungen an den neuen Papst: 68 Prozent meinen, er sollte die katholische Kirche eher modernisieren, nur 8 Prozent sind dafĂŒr, dass er eher an den traditionellen GrundsĂ€tzen festhĂ€lt, und 22 Prozent ist das egal. Die Katholiken, die regelmĂ€ĂŸig zur Kirche gehen, sind sich dabei nicht ganz so einig: Hier sprechen sich 56 Prozent eher fĂŒr eine Modernisierung aus, aber 43 Prozent plĂ€dieren fĂŒr ein Festhalten an den traditionellen GrundsĂ€tzen.

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgefĂŒhrt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 28. bis zum 30. April 2025 bei 1.297 zufĂ€llig ausgewĂ€hlten Wahlberechtigten telefonisch und online erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berĂŒcksichtigt. Die Befragung ist reprĂ€sentativ fĂŒr die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich betrĂ€gt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU 30 Prozent, AfD 18 Prozent, SPD 16 Prozent, GrĂŒne 14 Prozent, Linke 12 Prozent, BSW 2 Prozent, FDP 4 Prozent.

Das nÀchste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 23. Mai 2025.

Foto (c) ZDF/Forschungsgruppe Wahlen am 02. Mai 2025