Die neue Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD ist nicht einmal drei Monate im Amt und schon wird das Koalitionsklima als belastet wahrgenommen: FĂŒr eine Mehrheit von 55 Prozent der Befragten, darunter auch 36 Prozent der CDU/CSU- und 44 Prozent der SPD-AnhĂ€nger/innen, ist das VerhĂ€ltnis zwischen den Regierungsparteien zurzeit eher schlecht, fĂŒr 35 Prozent ist es eher gut (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiĂ nicht“). Dennoch glauben 60 Prozent der Befragten, dass die Regierung bis zur nĂ€chsten Bundestagswahl im FrĂŒhjahr 2029 bestehen bleiben wird. 34 Prozent rechnen mit einem vorzeitigen Aus der schwarz-roten Koalition.
Streit um Richterstelle
GetrĂŒbt ist die Stimmung innerhalb der Regierung unter anderem durch den Streit um die Besetzung einer Richterstelle am Bundesverfassungsgericht. Die beste Lösung fĂŒr diesen Konflikt wĂ€re nach Ansicht von 47 Prozent der Deutschen, wenn die Union die von der SPD vorgeschlagene Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf doch mitwĂ€hlen wĂŒrde. 14 Prozent fĂ€nden es am besten, wenn die SPD jemand anderen vorschlagen wĂŒrde und 29 Prozent wĂŒrden es vorziehen, wenn Brosius-Gersdorf auf ihre Kandidatur verzichten wĂŒrde. UnabhĂ€ngig von der Frage nach dem Wie meinen 60 Prozent der Befragten, dass es zu einer Einigung zwischen Union und SPD kommen wird, ein Drittel (33 Prozent) bezweifelt das.
Bundesregierung: Durchwachsene Leistungsbilanz
Der Streit um die Richterstelle wirkt sich auch auf die Leistungsbilanz der Bundesregierung aus: Nach 60 Prozent (Ende Juni) sind jetzt nur noch 49 Prozent der Deutschen mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden, 41 Prozent (Ende Juni: 31 Prozent) sind unzufrieden. Zum Vergleich: Der Ampel-Regierung wurde nach der gleichen Amtsdauer von 64 Prozent ein gutes und lediglich von 26 Prozent ein schlechtes Zeugnis ausgestellt (Ende Februar 2022). Zudem ist der Mehrwert von Schwarz-Rot umstritten: 41 Prozent der Befragten, darunter auch 44 Prozent der SPD-AnhĂ€ngerinnen, sind der Meinung, dass es zwischen der neuen und der alten Bundesregierung leistungsbezogen keinen groĂen Unterschied gibt, fĂŒr ebenfalls 41 Prozent macht die Regierung aus CDU/CSU und SPD ihre Arbeit eher besser und fĂŒr 14 Prozent eher schlechter als die Ampel.
GedÀmpfte Erwartungen an Bundesregierung
Umstritten ist nicht nur der qualitative Mehrwert der neuen Bundesregierung, sondern auch ihre Problemlösungskompetenz: 48 Prozent der Befragten glauben, dass Schwarz-Rot einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Probleme in Deutschland leisten wird, Ă€hnlich viele (47 Prozent) Ă€uĂern sich skeptisch. Etwas mehr wird im Bereich Wirtschaft erwartet: FĂŒr 54 Prozent wird die Regierung einen wichtigen Beitrag zur Ankurbelung der Wirtschaft leisten, 43 Prozent versprechen sich keine positive Wirtschaftsdynamik. Bundeskanzler Merz hatte als Ziel vorgegeben, dass sich die Stimmung in unserem Land bis zum Sommer deutlich verbessert. Davon ist im Bereich Wirtschaft bisher nur wenig bei den BĂŒrgern angekommen: Lediglich 10 Prozent bewerten die Wirtschaftslage in Deutschland als gut und gerade einmal knapp ein FĂŒnftel (19 Prozent) geht von einem ökonomischen AufwĂ€rtstrend aus.
Projektion: Vorsprung der Union vor der AfD wird knapper
Wenn am nĂ€chsten Sonntag Bundestagswahl wĂ€re, wĂŒrde sich die CDU/CSU auf 27 Prozent (minus 2) verschlechtern, die AfD kĂ€me verbessert auf 24 Prozent (plus 2). Die SPD bliebe bei 15 Prozent (unverĂ€ndert), die GrĂŒnen wĂŒrden etwas einbĂŒĂen und 11 Prozent (minus 1) erreichen. Die Linke wĂŒrde auf 11 Prozent (plus 1) zulegen, das BSW und die FDP könnten erneut mit jeweils 3 Prozent (beide unverĂ€ndert) rechnen. Alle anderen Parteien erhielten zusammen 6 Prozent (unverĂ€ndert), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen wĂŒrde. Mit diesem Ergebnis hĂ€tte Schwarz-Rot weiterhin keine parlamentarische Mehrheit.
Top Ten: Klingbeil mit persönlichem Tiefstwert
Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) steht Verteidigungsminister Boris Pistorius weiterhin mit Abstand an der Spitze. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,0 (hier und im Folgenden Vergleichswert von Ende Juni: 2,1) eingestuft. Johann Wadephul rĂŒckt mit 0,4 (0,5) auf Rang zwei vor und ĂŒberholt Lars Klingbeil, der auf seinen persönlichen Tiefstwert von 0,2 (0,6) fĂ€llt. Es folgen Friedrich Merz mit 0,1 (0,3) und dann im Negativbereich Markus Söder mit minus 0,3 (minus 0,4), Katherina Reiche mit minus 0,4 (minus 0,2), Robert Habeck mit minus 0,5 (minus 0,4) und Alexander Dobrindt mit ebenfalls minus 0,5 (minus 0,4). Auf dem neunten Platz findet sich Sahra Wagenknecht mit minus 1,9 (minus 2,0). Schlusslicht bleibt Alice Weidel mit minus 2,4 (minus 2,5).
Handelsstreit: Einigung erwartet
US-PrĂ€sident Donald Trump hat angekĂŒndigt, die Zölle auf europĂ€ische Produkte bei der Einfuhr in die USA deutlich zu erhöhen. Mit 72 Prozent rechnet ein GroĂteil der Befragten damit, dass sich die EU und die USA in diesem Handelsstreit noch auf einen Kompromiss einigen werden, 25 Prozent sind hier pessimistisch.
Beginn der Sommerferien
In der Diskussion um den Beginn der Sommerferien in den einzelnen BundeslĂ€ndern sollten sich nach Ansicht von 62 Prozent der Deutschen auch Bayern und Baden-WĂŒrttemberg an dem System eines wechselnden Beginns der Sommerferien beteiligen. FĂŒr 26 Prozent sollte es hingegen bei der Ausnahme fĂŒr die beiden BundeslĂ€nder bleiben.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgefĂŒhrt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 22. bis zum 24. Juli 2025 bei 1.367 zufĂ€llig ausgewĂ€hlten Wahlberechtigten telefonisch und online erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berĂŒcksichtigt. Die Befragung ist reprĂ€sentativ fĂŒr die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich betrĂ€gt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU 29 Prozent, AfD 20 Prozent, SPD 15 Prozent, GrĂŒne 15 Prozent, Linke 12 Prozent, BSW 3 Prozent, FDP 3 Prozent.
Das nÀchste Politbarometer sendet das ZDF am Donnerstag, 14. August 2025.
Foto: Bewertung der Arbeit von Bundesregierung und Bundeskanzler
(c) ZDF/Forschungsgruppe Wahlen am 25. Juli 2025
