Deutsche blicken skeptisch auf Treffen zwischen Trump und Putin / GroĂe Mehrheit befĂŒrwortet Teil-Stopp von Waffenlieferungen an Israel
Wegen des Krieges in der Ukraine soll es am Freitag in Alaska ein Treffen zwischen US-PrĂ€sident Donald Trump und dem russischen PrĂ€sidenten Wladimir Putin geben. Dass Trump bei diesem Treffen so weit vermitteln kann, dass es zu einer Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine kommt, glauben lediglich 13% der Befragten. 84% und unterschiedlich groĂe Mehrheiten in allen ParteianhĂ€ngerschaften bezweifeln das (Rest zu 100% hier und im Folgenden jeweils âweiĂ nichtâ). Dies liegt sicher auch an der groĂen Skepsis gegenĂŒber dem russischen PrĂ€sidenten: Nur 14% der Deutschen sind der Ansicht, Putin habe ernsthaftes Interesse an einer dauerhaften Waffenruhe, 82% sprechen ihm dieses Interesse ab. AuĂerdem halten es 89% fĂŒr wichtig oder sehr wichtig, dass die Ukraine mit ihrem PrĂ€sidenten Selenskyj direkt an den GesprĂ€chen zwischen Trump und Putin beteiligt ist, um eine dauerhafte Waffenruhe zu erreichen (nicht wichtig: 9%).
Ukraine: Gebietsverzicht
Bei dem Treffen zwischen Trump und Putin könnten mit Blick auf eine Waffenruhe auch mögliche Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland eine Rolle spielen. Hier ist die Bevölkerung gespalten: 42% der Befragten sprechen sich dafĂŒr aus, dass die Ukraine auf einen Teil ihres von Russland besetzten Staatsgebiets verzichtet, wenn dadurch der Krieg beendet werden kann. Ăhnlich viele (45%) sind hingegen der Meinung, die Ukraine sollte weiter fĂŒr die Befreiung dieser Gebiete kĂ€mpfen.
Nahost: Mehrheit fĂŒr mehr Druck auf Israel
Das militĂ€rische Vorgehen Israels gegen die Hamas im Gazastreifen, das eine hohe Zahl ziviler Opfer fordert, halten gut drei Viertel (76%) der Wahlberechtigten fĂŒr nicht gerechtfertigt, 13% sind gegenteiliger Ansicht. Folglich fordert mit 62% eine Mehrheit, dass Deutschland politisch mehr Druck auf Israel ausĂŒbt, um den Krieg zu beenden (nicht mehr Druck: 30%). Eine der diskutierten Optionen, die Anerkennung PalĂ€stinas als eigenstĂ€ndigen Staat, wird von 60% der Befragten befĂŒrwortet, 22% lehnen das ab. Zudem finden es mehr als vier FĂŒnftel (83%) aller Befragten und Mehrheiten ĂŒber Parteigrenzen hinweg richtig, wenn Deutschland Israel keine Waffen mehr liefert, die im Gazastreifen eingesetzt werden können (nicht richtig: 10%). Bundeskanzler Merz hatte diesen Teil-Stopp von Waffenexporten angekĂŒndigt, nachdem die israelische Regierung vergangene Woche eine Ausweitung der MilitĂ€roffensive in Gaza bekannt gegeben hatte.
GroĂe Probleme bei der Rente
Innenpolitisch brisant ist das Thema Rente: Mit 94% sagen fast alle Befragten, dass es bei der gesetzlichen Rentenversicherung in Zukunft groĂe oder sehr groĂe Probleme geben wird (keine groĂen Probleme: 5%). Dass die Bundesregierung einen wichtigen Beitrag zur Lösung dieser Probleme leisten wird, glauben aber lediglich 24% der Befragten. 72%, darunter mehrheitlich auch die AnhĂ€nger von CDU/CSU (52%) und SPD (60%), haben in diesem Bereich kein Vertrauen in die Regierung. Hinsichtlich der zukĂŒnftigen Finanzierung der Renten sind 17% fĂŒr höhere RentenbeitrĂ€ge der BerufstĂ€tigen, 20% fĂŒr ein spĂ€teres Renteneintrittsalter, 32% plĂ€dieren fĂŒr langsamer steigende Renten und knapp ein Drittel (31%) antwortet hier mit âweiĂ nichtâ.
Zusammenarbeit in der Bundesregierung
Die Streitigkeiten zwischen Union und SPD hinterlassen Spuren: Nach 100 Tagen Schwarz-Rot ist nur eine Minderheit von 32% der Deutschen der Meinung, CDU/CSU und SPD wĂŒrden in der Bundesregierung eher gut zusammenarbeiten, 61%, darunter auch 41% der CDU/CSU- und 47% der SPD-AnhĂ€nger, glauben das nicht. Anfang Mai, also wenige Tage vor dem Start der neuen Regierung, erwartete noch eine knappe Mehrheit von 51% eine gute Kooperation innerhalb der Koalition.
Projektion: Union weiter vor AfD
Das negative Urteil ĂŒber die Zusammenarbeit zwischen Union und SPD hat aber aktuell keine Auswirkungen auf die Projektion. Wenn am nĂ€chsten Sonntag Bundestagswahl wĂ€re, kĂ€me die CDU/CSU unverĂ€ndert auf 27%, die AfD wĂŒrde sich leicht auf 23% (minus 1) verschlechtern. Die SPD bliebe bei 15% (unverĂ€ndert), die GrĂŒnen könnten sich auf 12% (plus 1) verbessern. Die Linke stĂŒnde erneut bei 11%, das BSW und die FDP könnten nach wie vor mit jeweils 3% (alle unverĂ€ndert) rechnen. Alle anderen Parteien erhielten zusammen 6% (unverĂ€ndert), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen wĂŒrde. Mit diesem Ergebnis hĂ€tte Schwarz-Rot weiterhin keine parlamentarische Mehrheit.
Top Ten: Pistorius bleibt unangefochtener Spitzenreiter
Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung (âWas halten Sie von?â) fĂŒhrt Verteidigungsminister Boris Pistorius das Ranking weiterhin an. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,1 (hier und im Folgenden Vergleichswert von Ende Juli: 2,0) eingestuft. Mit Abstand folgen Johann Wadephul mit 0,6 (0,4), Neueinsteigerin BĂ€rbel Bas mit 0,5 und Lars Klingbeil, der erneut mit 0,2 (0,2) bewertet wird. Danach kommen â bereits im Negativbereich â Friedrich Merz mit minus 0,1 (0,1), Neuzugang Heidi Reichinnek mit minus 0,4, Markus Söder mit minus 0,5 (minus 0,3) und Alexander Dobrindt mit ebenfalls minus 0,5 (minus 0,5). Auf dem neunten Platz liegt Sahra Wagenknecht mit minus 1,9 (minus 1,9). Schlusslicht bleibt Alice Weidel mit minus 2,7 (minus 2,4).
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgefĂŒhrt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 11. bis 13. August 2025 bei 1.370 zufĂ€llig ausgewĂ€hlten Wahlberechtigten telefonisch und online erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berĂŒcksichtigt. Die Befragung ist reprĂ€sentativ fĂŒr die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich betrĂ€gt bei einem Anteilswert von 40% rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10% rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU 29%, AfD 17%, SPD 15%, GrĂŒne 19%, Linke 12%, BSW 3%, FDP 3%. Das nĂ€chste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 05. September 2025.
Foto: Treffen zwischen Trump und Putin: Kann Trump so weit vermitteln, dass es zu einer dauerhaften Waffenruhe kommt?
(c) ZDF/Forschungsgruppe Wahlen am 25. Juli 2025