Stadtwerke fordern LiquiditÀtshilfen der Bundesregierung

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Parlamentarischer Beirat fĂŒr nachhaltige Entwicklung/Ausschuss

Berlin: (hib/HAU) Angesichts der extrem gestiegenen Gaspreise benötigen die Stadtwerke LiquiditĂ€tshilfen der Bundesregierung. Das machte Ingbert Liebing, HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer beim Verband kommunaler Unternehmen (VKU), wĂ€hrend der Sitzung des Parlamentarischen Beirats fĂŒr nachhaltige Entwicklung (PBnE) am Mittwochabend deutlich. Ansonsten, so Liebing, wĂŒrden die Stadtwerke als Partner der Energiewende ausfallen. Ein dĂŒsteres Szenario hinsichtlich der Erreichung des Klimaschutzzieles 2030 zeichnete Stefanie Langkamp, Leiterin Nationale Klima- und Energiepolitik beim Verein Klima Allianz Deutschland, vor dem Beirat. Sowohl das Klimaschutzgesetz als auch die Vorhaben des Koalitionsvertrages reichten nicht aus, um den Treibhausgasausstoß um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu senken. Zum 1,5 Grad-Ziel klaffe eine noch grĂ¶ĂŸere LĂŒcke, sagte sie.

Laut VKU-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Liebing verstehen sich die kommunalen Unternehmen, wozu auch die Stadtwerke gehören, als zentrale Akteure fĂŒr die Energiewende und den Klimaschutz. Die Stadtwerke engagierten sich fĂŒr die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien, fĂŒr Windparks, Fotovoltaik und Geothermie. Auch beim Ausbau der LadesĂ€uleninfrastruktur fĂŒr die ElektromobilitĂ€t seien die Stadtwerke dabei. Fast jede zweite öffentliche LadesĂ€ule sei eine kommunale Einrichtung, so Liebing. Ebenso sei man beim Umbau der WĂ€rmeversorgung aktiv.

Anspruch der Stadtwerke sei es immer gewesen, die Versorgungssicherheit zu gewĂ€hrleisten was auch gut gelungen sei. Angesichts der aktuellen Gaskrise und der leider nicht vermeidbaren RĂŒckkehr zu anderen fossilen EnergietrĂ€gern wie Öl und Kohle sei es noch wichtiger, den Ausstieg aus den fossilen EnergietrĂ€gern zu forcieren, betonte er. „Wir wollen mehr und nicht weniger erneuerbare Energien“, sagte der VKU-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer. Dies erfordere aber weitere gewaltige Investitionen. „Die Stadtwerke wĂŒrden dazu gerne ihren Beitrag leisten“, so Liebing. Durch die hohen Gaspreise kĂ€men sie aber an die Grenzen ihrer LiquiditĂ€t. Ohne LiquiditĂ€tshilfen, ohne staatliche Kredite bleibe keine LiquiditĂ€t fĂŒr Investitionen in die Energiewende ĂŒbrig, warnte er. „Dann fallen die Stadtwerke als Partner der Energiewende definitiv aus.“

Die Leiterin Nationale Klima- und Energiepolitik beim Verein Klima Allianz Deutschland, Stefanie Langkamp, betonte die Wichtigkeit, um jedes Zehntelgrad zu kĂ€mpfen. „Wir nĂ€hern uns im Grunde jetzt schon Kipppunkten im System“, sagte sie mit Verweis auf das GrönlĂ€ndische Eisschild und die Permafrostgebiete. Aber auch in Deutschland seien die Folgen schon spĂŒrbar. Seit der DĂŒrre 2018 seien die Böden permanent zu trocken. Folgen davon seien die BrĂ€nde in Brandenburg und der SĂ€chsischen Schweiz in diesem Sommer.

Mit Blick auf die Energiewende ging Langkamp auf die Bereich GebĂ€ude und Verkehr ein, die in der Vergangenheit die Klimaschutzziele gerissen hĂ€tten, sich aber inzwischen unterschiedlich entwickeln wĂŒrden. Die im Sommer vorgelegten Maßnahme zur GebĂ€udesanierung böten die Chance, auf den Pfad zum Klimaschutzziel 2030 zurĂŒckzukehren. „Das sieht leider beim Verkehr ganz anders aus“, urteilte sie. Es gebe kaum Verbesserungen gegenĂŒber dem Status quo, was fahrlĂ€ssig sei und einer Arbeitsverweigerung gleichkomme, so die Expertin. Die fehlenden Maßnahmen in dem Bereich stellten einen Gesetzesbruch dar. Positiv bewertete sie, dass sich beim Ausbau der erneuerbaren Energien „mit dieser Bundesregierung einiges getan hat“. Allerdings habe es in den Vorjahren sowohl bei Wind als auch bei Solar große EinbrĂŒche gegeben.

Die Leiterin Nationale Klima- und Energiepolitik beim Verein Klima Allianz Deutschland Ă€ußerte sich auch zur geplanten Gaspreisbremse. Hier rĂ€che es sich, dass in Deutschland noch immer kein Direktauszahlungsmechanismus etabliert sei, den etwa Österreich heute schon zur Entlastung nutze. Das nun gewĂ€hlte Instrument sei „eines der grĂ¶ĂŸten fossilen Subventionsprogramme“, durch die die Gefahr einer Gasmangellage noch wachse.