Sigmar Gabriel: Europa jetzt im Kriegszustand – Deutschland muss sich resilienter machen

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Der ehemalige Bundesaußenminister und Vorsitzende der Atlantik-BrĂŒcke, Sigmar Gabriel (SPD), hat sein Entsetzen ĂŒber den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine geĂ€ußert: „Das ist der Bruch mit allem, was an VertrĂ€gen und friedlicher Koexistenz in den letzten Jahrzehnten in Europa geschaffen wurde. Wir sind zurĂŒck in einiger Zeit, von der wir gedacht hatten, dass sie ĂŒberwunden sei. Ich dachte nicht, dass ich sowas nochmal in meinem Leben erleben muss“, sagte Gabriel bei phoenix. Europa befinde sich jetzt in einem Kriegszustand, der auch Deutschland unmittelbar militĂ€risch betreffe. „Wir werden uns jetzt resilienter machen mĂŒssen. Das steht im Mittelpunkt der Politik“, forderte der ehemalige Außenminister. Entscheidend sei, dass Deutschland nun „dagegenhalte“ und nicht Ă€ngstlich werde, sobald die ersten Nachfragen nach russischen LuxusgĂŒtern und billigem Erdgas kommen. „Wenn das passiert, dann sind wir Spielball in der Weltpolitik“, warnte Gabriel.

Gabriel erwartet, dass die Sanktionen gegen Russland Deutschland auch finanziell treffen werden. „Das wird teuer fĂŒr uns“. Der Preis mĂŒsse allerdings bezahlt werden, so der SPD-Politiker. „Es gibt nichts umsonst im Leben. Auch den Frieden nicht.“ Er zeigte sich zuversichtlich, dass es geeignete Alternativen zum Energielieferant Russland gebe: „Wir werden genug Lieferanten finden, die uns auch mit Energieressourcen versorgen.“ Gabriel forderte die Politik dazu auf, den „lĂ€cherlichen Streit“ um die Standortfrage eines Gas-Terminals fĂŒr die Anlieferung von Gas aus anderen LĂ€ndern zu beenden und die nötige Infrastruktur zur VerfĂŒgung zu stellen. „Wir werden unseren europĂ€ischen Nachbarn helfen mĂŒssen, die wirtschaftlich schwĂ€cher sind als wir und wir werden unserer eigenen Bevölkerung helfen mĂŒssen, die das im Zweifel nicht alles bezahlen können wird.“ Dem Westen warf Gabriel vor, „blauĂ€ugig“ gewesen zu sein, den Staat seinerzeit aus der Verantwortung der Versorgungssischerheit im Energiebereich herauszunehmen. „Wir haben wirklich gedacht, dass es auch eine Energiepolitik, so eine Art Friedensdividende gibt.“. Diese Friedensdividende habe Putin jetzt aufgekĂŒndigt.

Foto/Text: phoenix-Presseteam