Lauterbach: âDas gesellschaftliche Tabu von Tod und Suizid ĂŒberwindenâ
Eine bundesweite Koordinierungsstelle fĂŒr Beratungs- und Kooperationsangebote, besondere Schulungen fĂŒr FachkrĂ€fte in Gesundheitswesen und Pflege sowie die Entwicklung eines Konzepts fĂŒr eine zentrale deutschlandweite Krisendienst-Notrufnummer: das sind die zentralen Empfehlungen zur Umsetzung der Nationalen SuizidprĂ€ventionsstrategie, die Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach heute vorgestellt hat.
“ Seit gut 20 Jahren nimmt die Zahl der Suizide in Deutschland nicht ab. Rund 10.000 Menschen nehmen sich pro Jahr in Deutschland das Leben. Das Schicksal der Betroffenen, der Angehörigen und HilfskrĂ€fte darf uns nicht egal sein. Wir mĂŒssen das gesellschaftliche Tabu von Tod und Suizid ĂŒberwinden, psychische Erkrankungen von ihrem Stigma befreien und Hilfsangebote besser bĂŒndeln. Mit der Nationalen SuizidprĂ€ventionsstrategie und unseren UmsetzungsplĂ€nen wollen wir fĂŒr zielgenauere Hilfen und Vorbeugung sorgen.
Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach
Die zentralen Punkte der Nationalen SuizidprÀventionsstrategie
In dem Bericht wird die Einsetzung einer zentralen, bundesweiten Koordinierungsstelle fĂŒr SuizidprĂ€vention empfohlen. Diese soll in den kommenden Jahren unter anderem:
- Betroffene Menschen, deren Angehörige und FachkrĂ€fte ĂŒber eine bundesweite Webseite zu dem Thema informieren mit vertieften Informationen zu Hilfeangeboten und zu Angeboten der SuizidprĂ€vention,
- MaĂnahmen zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und zur Enttabuisierung der Themen Sterben, Tod und Suizid initiieren, mittelfristig auch ĂŒber eine AufklĂ€rungskampagne,
- Modellhaft Schulungen fĂŒr FachkrĂ€fte im Gesundheitswesen und in der Pflege entwickeln, um diese noch stĂ€rker fĂŒr das Thema zu sensibilisieren und im Umgang mit gefĂ€hrdeten Personen zu schulen und diese verstĂ€rkt in die Lage zu versetzen, bei Bedarf effektiv in weitergehende Hilfs- oder Therapieangebote zu vermitteln,
- Gemeinsam mit den LĂ€ndern ein Konzept fĂŒr die Etablierung einer zentralen Krisendienst-Notrufnummer erarbeiten. Diese soll Hilfesuchende unmittelbar an die Hilfsangebote der LĂ€nder und Kommunen weitervermitteln,
- ein telefonisches und Online-Beratungsangebot fĂŒr Angehörige und FachkrĂ€fte einrichten
- sowie das Monitoring von Suizidversuchen und Suiziden ausbauen.
DarĂŒber hinaus wird empfohlen, âmethodenbegrenzendeâ MaĂnahmen, also die ZugangsbeschrĂ€nkung zu Mitteln und Orten fĂŒr einen Suizidversuch, deutlich auszubauen und die Einrichtung eines pseudonymisierten Suizidregisters zu prĂŒfen.
Hintergrund
Die Zahl der in Deutschland jÀhrlich begangenen Suizide konnte bis etwa 2008 deutlich reduziert werden, stagniert aber seither auf dem Niveau von 9.000 bis 10.000 Suiziden. Dreiviertel aller Suizide werden dabei von MÀnnern begangen. Besonders hoch ist die Suizidrate bei betagten und hochbetagten Menschen. Bei zwischen 50 bis 90 Prozent der Suizidopfer lag eine psychische Erkrankung vor, hÀufig Depressionen, Psychosen, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen.
Mit Beschluss des Bundestags-Haushaltsausschusses vom 10. November 2022 wurde die Bundesregierung aufgefordert, den Entwurf einer Nationalen SuizidprÀventionsstrategie zu erarbeiten und 2024 vorzulegen. Bereits im Koalitionsvertrag hatte die Ampel vereinbart, das Thema SuizidprÀvention im Kontext eines Nationalen PrÀventionsplans umzusetzen. Die Nationale SuizidprÀventionsstrategie wird dem Bundestags-Haushaltsausschuss zugeleitet.
Quelle: Bundesministerium fĂŒr Gesundheit am 02. Mai 2024
Foto: Prof. Karl Lauterbach © BMG / Jan Pauls