Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will am Freitag ihren Entwurf eines sogenannten „Zustrombegrenzungsgesetz“ im Bundestag zur Abstimmung stellen – und notfalls mit den Stimmen von AfD, BSW und FDP durchsetzen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Montagabend aus Unions-Kreisen. Der im September 2024 eingebrachte Gesetzentwurf liegt derzeit nach der ersten Lesung in den Bundestags-AusschĂŒssen. Damit er von dort fĂŒr die entscheidende zweite und dritte Lesung am Freitag wieder auf die Tagesordnung des Bundestags gesetzt werden kann, brĂ€uchte die Union entweder die Zustimmung von SPD und GrĂŒnen – oder aber die von AfD, BSW und FDP. Alle drei Parteien haben angekĂŒndigt, dass sie die Union bei Durchsetzung einer radikalen Begrenzung der Migration unterstĂŒtzen wĂŒrden.
Sollte dieser Weg am Freitag gegangen werden, wĂ€re dies ein mehrfacher PrĂ€zedenzfall. Zum einen wĂŒrde die gröĂte Oppositionspartei ein Gesetz durchsetzen, wĂ€hrend Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit der amtierenden rotgrĂŒnen Minderheitsregierung keine Mehrheit mehr hat. Zum anderen galt es bisher in der bundesrepublikanischen Geschichte als Tabu, bei einer Abstimmung auf die Stimmen der AfD angewiesen zu sein, die vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall und in drei BundeslĂ€ndern als gesichert rechtsextrem eingestuft wird.
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hat eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen, dies zuletzt aber nur noch auf aktive Absprachen bezogen. Seit der tödlichen Messerattacke in Aschaffenburg durch einen 28-jĂ€hrigen aus Afghanistan stammenden Mann argumentiert er vielmehr, dass nun gehandelt werden mĂŒsse. SPD und GrĂŒnen warnen vor einem Bruch der sogenannten Brandmauer zur AfD.
Im Entwurf zum sogenannten „Gesetz zur Begrenzung des illegalen Zustroms von Drittstaatsangehörigen“ ist zum einen vorgesehen, dass die „Begrenzung“ und nicht nur die „Steuerung“ illegaler Migration wieder im Aufenthaltsgesetz verankert wird. Der Familiennachzug fĂŒr Personen mit eingeschrĂ€nktem Schutzstatus soll gestoppt werden. Die Bundespolizei soll bei aufgegriffenen Personen ohne gĂŒltige Dokumente Haft oder Gewahrsam zur Sicherung der Abschiebung selbst beantragen können.
Die Parteien befinden sich im Endspurt des Wahlkampfs. Am 23. Februar wird ein neuer Bundestag gewÀhlt.
Text/Foto: Welt Nachrichtensender am 28. Januar 2025