Lebensmittelhersteller: Entlastung bei Gas und Strom muss jetzt kommen, sonst drohen Insolvenzen

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Berlin (ots) – Die Bundesvereinigung der Deutschen ErnĂ€hrungsindustrie (BVE) und die Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss (ANG) begrĂŒĂŸen den von der Expertenkommission der Bundesregierung vorgelegten Vorschlag fĂŒr eine zweistufige Gaspreisbremse. Er ist pragmatisch, entlastet Wirtschaft und Verbraucher und setzt zudem Anreize, um den Gasverbrauch zu reduzieren.

Wichtig ist jedoch, dass die vorgeschlagene Gaspreisbremse in den kommenden Wochen von der Bundesregierung beschlossen und vom EU-Beihilferechtsrahmen gedeckt wird. Eine Blitzbefragung der BVE unter rund 70 Mitgliedsunternehmen ergab, dass eine Kostenentlastung in den kommenden sechs Herbst- und Wintermonaten wirksam werden muss, damit wirtschaftlicher Schaden abgewendet wird. Denn bei jedem fĂŒnften Unternehmen haben die hohen Energiepreise bereits zur einer Drosselung der Produktion oder gar zur Aufgabe ganzer GeschĂ€ftszweige gefĂŒhrt. Sinken die Energiepreise nicht innerhalb der nĂ€chsten sechs Monate deutlich, dann werden 60 Prozent der befragten Unternehmen aufgrund der hohen Kosten die Produktion herunterfahren bzw. (weiter) reduzieren mĂŒssen.

Jedes zweite der in der ErnÀhrungsindustrie befragten Unternehmen sieht sich mittlerweile als insolvenzgefÀhrdet an.

„Ich appelliere an die Bundesregierung, den Vorschlag der Expertenkommission jetzt zĂŒgig zu konkretisieren und umzusetzen“, sagt Christoph Minhoff, HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer der BVE, „mit jedem weiteren Monat ohne klares Signal fĂŒr sinkende Energiepreise verschĂ€rft sich die Lage der deutschen Lebensmittelhersteller. Sie sind bereits jetzt im innereuropĂ€ischen Wettbewerb deutlich benachteiligt. Deshalb muss mit der Gaspreisbremse analog auch eine Preisbremse fĂŒr Strom kommen.“

Stefanie Sabet, HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss, sieht in der Blitzumfrage gefĂ€hrliche Signale fĂŒr den Arbeitsmarkt. So erwĂ€gen derzeit 35 Prozent der Unternehmen, Stellen abzubauen, 20 Prozent planen Kurzarbeit. „Die Ergebnisse zeigen, dass die enorme Kostenbelastung fĂŒr unsere Unternehmen immer mehr zu einer Standortentscheidung oder gar einer Existenzfrage wird“, so Sabet.

„Dabei wirken sich nicht allein die kurzfristig stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten aus, sondern auch die Kostenfaktoren, die in Deutschland schon langfristig ĂŒberdurchschnittlich hoch sind, so etwa auch die Arbeitskosten, Steuern und BĂŒrokratiebelastungen, aber auch der anhaltende ArbeitskrĂ€ftemangel.“

Dauerhafte Lohnerhöhungen können angesichts der ungewissen Zukunftsperspektiven immer weniger Unternehmen derzeit zusagen. Wo möglich können stattdessen steuerfreie Einmalzahlungen inflationsdĂ€mpfend wirken. GrundsĂ€tzlich muss die Politik aber neben den Eingriffen in den Energiemarkt ein Belastungsmoratorium auf den Weg bringen, um die Arbeitgeber und Arbeitnehmer sicher aus der Krise zu fĂŒhren. Dazu gehört unter anderem die Zusicherung eines stabilen Sozialversicherungsniveaus und ein wirksamer BĂŒrokratieabbau.

In der ErnĂ€hrungsindustrie erwirtschaften rund 6.150 Betriebe einen jĂ€hrlichen Umsatz von 186 Mrd. Euro. Mit ĂŒber 638.000 BeschĂ€ftigten ist diese Branche der viertgrĂ¶ĂŸte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelstĂ€ndisch geprĂ€gt: 90 Prozent der Unternehmen der deutschen ErnĂ€hrungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 Prozent zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die QualitĂ€t deutscher Lebensmittel schĂ€tzen.

Foto: EinschÀtzung der Insolvenzrisiken (c) Bundesvereinigung ErnÀhrungsindustrie (BVE)