Der designierte FDP-GeneralsekretĂ€r Dr. Marco Buschmann MdB gab der âBild am Sonntag“ und âbild.de“ das folgende Interview. Die Fragen stellten Burkhard Uhlenbroich und Julian Loevenich:
Frage: Herr Buschmann, die FDP liegt aktuell knapp unter fĂŒnf Prozent in den Umfragen (Anm. d. Red. Im neusten INSA-Sonntagstrend bei fĂŒnf Prozent). Hat Ihre Partei die Wahl schon verloren?
Buschmann: NatĂŒrlich nicht. Wir stehen ja erst am Anfang des Wahlkampfs. In diesem Jahr sind alle Umfragen, bei denen sich was tut, fĂŒr uns nach oben gegangen. Wir haben super SpendeneingĂ€nge, super Motivierte, die kĂ€mpfen. Also, wir werden ein sehr gutes Wahlergebnis bekommen.
Frage: Was macht Sie so optimistisch?
Buschmann: Ich glaube, Deutschland braucht eine Partei wie die FDP. Es braucht eine Schutzmacht fĂŒr die Leute, die sagen: Ich will meine eigene Verantwortung fĂŒr mein Leben haben.
Frage: FDP-Chef Christian Lindner ist extrem unbeliebt, der Wahlkampf aber komplett auf ihn zugeschnitten â hat die FDP ein Lindner-Problem?
Buschmann: Nein, gar nicht. Viele Parteien wĂŒrden uns um einen so professionellen WahlkĂ€mpfer beneiden. Und die Tatsache, dass nicht jeder alles gut findet, was Christian Lindner sagt, zeigt ja auch, dass er Profil hat.
Frage: Wo sollen die Stimmen herkommen? Eigentlich ist doch Ihr klassisches WĂ€hlerpotenzial bei der Union.
Buschmann: Ich glaube, dass die Mehrheit der Menschen in Deutschland eine konservativ-liberale Regierung möchte. Und deshalb ist mein klarer Aufruf: Wer eine konservativ liberale Regierung haben möchte, soll meinetwegen konservativ, am besten noch liberal wĂ€hlen, aber nicht rechtsextrem. Jede Stimme fĂŒr die AfD stĂ€rkt nur den Einfluss von SPD und GrĂŒnen.
Frage: Ein Grundprinzip ist fĂŒr die FDP die StĂ€rkung der Wirtschaft. Jetzt waren sie drei Jahre in der Regierung. Die Wirtschaft schrumpft das zweite Jahr in Folge. Was haben Sie falsch gemacht?
Buschmann: In der Tat muss man sagen, dass die Bilanz des Wirtschaftsministers Robert Habeck grandios schlecht ist. Was sich alle drei Parteien vorwerfen mĂŒssen: Wir haben vielleicht zu sehr gehofft auf den Post-Corona-Boom, von dem eben 80 Prozent der Volkswirte ausgingen, als wir die Regierung gebildet haben. Als wir dann erkannt haben, dass das nicht passiert, haben wir ja schon im Jahr 2023 angefangen, als FDP einzufordern, dass wir wieder eine Wirtschaftspolitik machen, die sagt, BĂŒrokratie runter, Steuern runter.
Frage: Die noch kĂŒrzere Formel wĂ€re aber: Habeck ist schuld.
Buschmann: Also natĂŒrlich nicht alleine. Aber man muss schon sagen, dass Herr Habeck sich immer um das Thema Klima und kaum um das Thema Wirtschaft gekĂŒmmert hat. Schauen Sie, wir sind mitten in einer Wirtschaftskrise, er ist Spitzenkandidat als Wirtschaftsminister und er redet kaum ĂŒber Wirtschaft. Und das zeigt: Er hat kein Interesse an dem Thema.
Frage: Die SPD bezeichnet die FDP als innenpolitisches Sicherheitsrisiko. Unter anderem geht es um die Vorratsdatenspeicherung, die Sie blockiert haben. Haben Sie da Ihre Position mittlerweile geÀndert?
Buschmann: Die SPD hĂ€lt die Vorratsdatenspeicherung fĂŒr die Antwort auf alles. Im Regelfall ist es Quatsch. Denken Sie an das schlimme Attentat in Magdeburg. Da wurde auch darĂŒber gesprochen. Wir wissen heute, dass der Staat genug Daten hat, dass er an den Daten erstickt ist, dass er sich heute verzettelt und dass es ĂŒber 100 Hinweise auf die GefĂ€hrlichkeit des TĂ€ters gegeben hat. Wir wissen zweitens, dass es da nicht um Daten ging, sondern um die Frage: Warum haben die Sicherheitsbehörden nicht dafĂŒr gesorgt, dass das Sicherheitskonzept durchgesetzt wurde, also die Sicherung durch eine Stahlkette?
Frage: Reden wir ĂŒber den noch amtierenden Kanzler Olaf Scholz. Haben Sie den Eindruck, dass die SPD ihren Kanzlerkandidaten schon aufgegeben hat und man sich mit Klingbeil auf eine Koalition mit der Union vorbereitet?
Buschmann: Ich glaube, dass das das heimliche Ziel der SPD ist. Niemand dort glaubt ernsthaft, dass Olaf Scholz noch mal Kanzler wird. Es steht völlig fest, dass das Friedrich Merz wird.
Frage: Friedrich Merz hat noch nie ein Ministerium gefĂŒhrt. Kann er ĂŒberhaupt Kanzler?
Buschmann: Ich will hier keine Kopfnoten ĂŒber die persönliche FĂŒhrungseignung abgeben. Am Ende geht es darum: Hat man eine Mannschaft am Kabinettstisch, die gemeinsam erfolgreich sein will oder die sich gegenseitig schon die Linien so eng steckt, dass in vielen wichtigen Bereichen das nicht funktioniert. Und egal, wie viele Ministerien Herr Merz gefĂŒhrt hĂ€tte, wenn er mit den GrĂŒnen regiert, wird sich in der Migration nichts tun, weil die einfach nein sagen werden. Wenn er mit den Roten regiert, wird es mit allgemeinen Steuersenkungen, mit Verbesserungen bei der BĂŒrokratie und all diesen wirtschaftlichen Themen nichts.
Frage: In wenigen Tagen ist Donald Trump wieder US-PrĂ€sident. Ist das gefĂ€hrlich fĂŒr den Rechtsstaat und fĂŒr unser Land?
Buschmann: Donald Trump ist ein harter Verhandler. Wenn die USA demokratisch gewĂ€hlt haben, mĂŒssen wir mit jedem PrĂ€sidenten, der dort gewĂ€hlt ist, versuchen einen vernĂŒnftigen Weg zu finden. Dass das mit diesem PrĂ€sidenten etwas schwieriger ist, das weiĂ jeder. Trotzdem, glaube ich, ist die beste Voraussetzung, um mit Donald Trump vernĂŒnftig sprechen eine Position der StĂ€rke. Und die deutsche StĂ€rke war immer die wirtschaftliche StĂ€rke. Donald Trump hat keinen Respekt vor SchwĂ€chlingen. Deshalb ist es wichtig, wenn wir in der AuĂenpolitik ein Faktor sein wollen, wenn wir mit ihm vernĂŒnftig reden können, wollen, dass wir unsere wirtschaftliche StĂ€rke zurĂŒckgewinnen.
Frage: Ist Trump Hoffnung oder Risiko fĂŒr die deutsche Wirtschaft?
Buschmann: Donald Trump spricht im Moment sehr viel ĂŒber Zölle, ĂŒber Protektionismus. Das ist fĂŒr eine Exportnation wie Deutschland eine Gefahr. Und unsere Aufgabe ist es jetzt genau herauszufinden, wie viel Verhandlungstaktik ist dahinter? Donald Trump geht immer mit einer starken Forderung rein. Wer dann schnell zuckt, hat schon verloren. Und wenn er auf Widerstand stöĂt, kommt man ĂŒberhaupt erst in die eigentliche Verhandlungsphase.
Quelle: Freie Demokratische Partei am 19. Januar 2025
Foto: Marco Buschmann © Laurence Chaperon