Die Jahresdurchschnittsteuerungsrate lag in Sachsen-Anhalt 2022 bei 8,3 % und damit deutlich über der Rate von 3,5 % im Jahr 2021, wie das Statistische Landesamt mitteilt.
Seit dem Berichtsjahr 1994 (+3,5 %) wurde keine höhere Inflation gemessen. Der stärkste Anstieg in Verlauf des letzten Jahres wurde im Monat September mit 10,7 % ermittelt. Auch zweistellige Teuerungsraten gegenüber einem Vorjahresmonat wurden seit 1994 nicht mehr beobachtet. Der Verbraucherpreisindex erreichte im Verlauf des Jahres ein mittleres Niveau von 118,1 % (2015 = 100).
Die bedeutendste Entwicklung innerhalb der außergewöhnlich hohen Inflationsrate wurde mit 14,1 % im Bereich Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke gemessen. Besonders hohe Jahresdurchschnittsraten erreichten Speisefette und Speiseöle mit 36,7 %, Molkereiprodukte und Eier mit 21,7 % sowie Fleisch und Fleischwaren mit 16,4 %. Etwas weniger teurer wurden u. a. Obst (+3,6 %), Mineralwasser, Limonaden und Säfte (+5,7 %) oder Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (+7,6 %).
Obgleich der Maßnahmen des 2. Entlastungspaketes stiegen die Preise im Bereich Verkehr 2022 durchschnittlich um 11,4 %. Hohen Einfluss auf die Inflation im Sektor Verkehr hatte die Preissteigerung für Kraft- und Schmierstoffe für Fahrzeuge um durchschnittlich 26,7 %. Ungeachtet des zwischenzeitlichen Tankrabatts zogen die Preise für Dieselkraftstoff (+40,7 %), Autogas und andere Kraftstoffe (+33,0 %) sowie Superbenzin (+21,9 %) deutlich an. Auch der Kauf von Personenkraftwagen (+8,9 %) sowie die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen (+8,5 %) wurden überdurchschnittlich teurer angeboten. Die Einführung des 9‑Euro‑Tickets über 3 Monate wirkte deutlich preismindernd. So sanken die Preise für Personenbeförderung im Schienenverkehr im Jahresdurchschnitt um 3,6 % sowie die Preise für kombinierte Personenbeförderungsleistungen (ÖPNV) um 13,8 %.
Preissteigerungen im Bereich Energie waren im gesamten Kalenderjahr 2022 in aller Munde. Der Anstieg der Energiepreise, zusammengefasst in der Hauptgruppe Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe, spiegelte sich in der durchschnittlichen Erhöhung um 10,0 % zum Vorjahr wieder. Die starke Entwicklung um 41,0 % der Preise für Haushaltsenergie belastete die Bürgerinnen und Bürger besonders. Für Heizöl, einschließlich Betriebskosten (+78,8 %), Gas, einschließlich Betriebskosten (+54,9 %), festen Brennstoffen (+27,0 %), Fernwärme u. Ä. (+22,5 %) sowie Strom (+17,2 %) wurden Verbrauchende mit sehr hohen Jahresdurchschnittsteuerungsraten für Haushaltsenergieträger konfrontiert.
Die Abschaffung der EEG‑Umlage, die Absenkung der Mehrwertsteuer für Gas, Strom und Fernwärme von 19,0 % auf 7,0 % sowie die Dezembersoforthilfe wirkten dabei preismindernd, konnten die hohen Steigerungen allerdings nicht ausgleichen. Dämpfenden Einfluss im Bereich des Wohnens hatte die Teuerung der tatsächlichen Nettokaltmiete, welche durchschnittlich um 0,8 % über dem Niveau 2021 lag und zur Basis 2015 = 100 einen relativ niedrigen Indexstand von 107,2 erreichte, überwiegend an Bestandsmieten gemessen.
Um 0,3 % günstiger als 2021 wurden Dienstleistungen im Bereich Post und Telekommunikation angeboten, die allerdings aufgrund ihres geringen Gewichtes am Verbraucherpreisindex letztlich zu wenig Entlastung führten. Unterdurchschnittlich stiegen zudem Preise für Dienstleistungen im Bereich Gesundheit (+1,3 %), Bekleidung und Schuhe (+2,9 %) und Preise im Bereich Bildungswesen (+2,9 %).
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