Arbeitsmarkt im August 2022: Robuste Entwicklung trotz globaler Unsicherheiten

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„Trotz der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten ist der Arbeitsmarkt robust. Arbeitslosigkeit und UnterbeschĂ€ftigung haben zwar im August erneut stĂ€rker zugenommen als jahreszeitlich ĂŒblich. Dies liegt jedoch weiterhin an der Erfassung ukrainischer GeflĂŒchteter“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur fĂŒr Arbeit (BA), Andrea Nahles (Foto), heute anlĂ€sslich der monatlichen Pressekonferenz in NĂŒrnberg.

Arbeitslosenzahl im August:

+77.000 auf 2.547.000

Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich:

-31.000

Arbeitslosenquote gegenĂŒber Vormonat:

+0,2 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent

Arbeitslosigkeit, UnterbeschÀftigung und Erwerbslosigkeit

Im Zuge der Sommerpause und durch die noch andauernde Erfassung ukrainischer GeflĂŒchteter gab es im August 2022 einen weiteren deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenĂŒber dem Vormonat, und zwar um 77.000 auf 2.547.000. Saisonbereinigt hat die Zahl der Arbeitslosen um 28.000 zugenommen. Der saisonbereinigte Anstieg der Arbeitslosigkeit erklĂ€rt sich ĂŒberwiegend mit der Erfassung der arbeitslosen ukrainischen GeflĂŒchteter. Verglichen mit dem August des vorigen Jahres ist die Arbeitslosenzahl um 31.000 geringer. Die Arbeitslosenquote stieg von Juli auf August um 0,2 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent und hat sich damit gegenĂŒber dem Vorjahresmonat nicht verĂ€ndert. Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen Bundesamt ermittelte Erwerbslosenquote belief sich im Juli auf 3,2 Prozent.

Die UnterbeschĂ€ftigung, die zusĂ€tzlich zur Arbeitslosigkeit auch VerĂ€nderungen in der Arbeitsmarktpolitik und kurzfristiger ArbeitsunfĂ€higkeit berĂŒcksichtigt, ist saisonbereinigt gegenĂŒber dem Vormonat um 45.000 gestiegen. Sie lag im August 2022 bei 3.284.000 Personen. Das waren 24.000 weniger als vor einem Jahr.

Kurzarbeit

Vor Beginn von Kurzarbeit mĂŒssen Betriebe eine Anzeige ĂŒber den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Nach aktuellen Daten zu geprĂŒften Anzeigen wurde vom 1. bis einschließlich 25. August fĂŒr 36.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt.

Aktuelle Daten zur tatsĂ€chlichen Inanspruchnahme stehen bis Juni 2022 zur VerfĂŒgung. So wurde nach vorlĂ€ufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur fĂŒr Arbeit in diesem Monat fĂŒr 259.000 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Damit war die Inanspruchnahme von konjunktureller Kurzarbeit weiter rĂŒcklĂ€ufig.

ErwerbstÀtigkeit und BeschÀftigung

ErwerbstĂ€tigkeit und sozialversicherungspflichtige BeschĂ€ftigung nehmen weiter zu. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der ErwerbstĂ€tigen (nach dem Inlandskonzept) im Juli 2022 saisonbereinigt gegenĂŒber dem Vormonat um 23.000 gestiegen. Mit 45,60 Millionen Personen fiel sie im Vergleich zum Vorjahr um 571.000 höher aus. Die sozialversicherungspflichtige BeschĂ€ftigung nahm saisonbereinigt von Mai auf Juni 2022 um 27.000 zu. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie im Juni nach Hochrechnungen der BA um 639.000 auf 34,44 Millionen BeschĂ€ftigte gestiegen. 7,35 Millionen Personen hatten im Juni 2022 eine geringfĂŒgig entlohnte BeschĂ€ftigung, 194.000 mehr als im Vorjahresmonat. Darunter waren 4,16 Millionen ausschließlich und 3,19 Millionen im Nebenjob geringfĂŒgig entlohnt beschĂ€ftigt. Das Plus gegenĂŒber dem Vorjahr geht weit ĂŒberwiegend auf die im Nebenjob geringfĂŒgig entlohnt BeschĂ€ftigten zurĂŒck.

ArbeitskrÀftenachfrage

Die Nachfrage nach neuem Personal bewegt sich im August weiter auf sehr hohem Niveau. So waren 887.000 Arbeitsstellen bei der BA gemeldet, 108.000 mehr als vor einem Jahr. Saisonbereinigt hat sich der Bestand der bei der BA gemeldeten Arbeitsstellen gegenĂŒber dem Vormonat um 1.000 verringert. Der BA-Stellenindex (BA-X) – ein Indikator fĂŒr die Nachfrage nach Personal in Deutschland – stieg im August 2022 um 1 Punkt auf 135 Punkte.

Geldleistungen bei Arbeitslosigkeit und HilfebedĂŒrftigkeit

737.000 Personen erhielten im August 2022 Arbeitslosengeld, 70.000 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbsfĂ€higen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung fĂŒr Arbeitsuchende (SGB II) lag im August bei 3.812.000. GegenĂŒber August 2021 war dies ein Anstieg um 58.000 Personen. 7,0 Prozent der in Deutschland lebenden Personen im erwerbsfĂ€higen Alter waren damit hilfebedĂŒrftig.

Ausbildungsmarkt

Von Oktober 2021 bis August 2022 meldeten sich bei den Agenturen fĂŒr Arbeit und den Jobcentern 408.000 Bewerberinnen und Bewerber fĂŒr eine Ausbildungsstelle. Das waren 13.000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Von ihnen waren im August noch 112.000 auf Ausbildungssuche, davon hatten bislang 76.000 junge Menschen weder einen Ausbildungsplatz noch eine Alternative gefunden. Gleichzeitig waren 526.000 Ausbildungsstellen gemeldet, 20.000 mehr als vor einem Jahr. 182.000 waren im August noch unbesetzt. Der Ausbildungsmarkt ist auch im August noch in Bewegung. Deshalb werden sich die Zahlen der unbesetzten Ausbildungsstellen und der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber bis Ende September noch deutlich reduzieren.

Foto (c) SPD/Photothek