Aus Sicht der Befragten steht es nicht gut um die deutsch-amerikanischen Beziehungen: WĂ€hrend im Juli 2021, damals hieĂ der US-PrĂ€sident Joe Biden, 78 Prozent der Befragten von einem guten VerhĂ€ltnis zwischen Deutschland und den USA sprachen (schlecht: 17 Prozent), sind es jetzt unter PrĂ€sident Trump nur noch 24 Prozent. 73 Prozent halten die Beziehungen derzeit fĂŒr schlecht (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiĂ nicht“). Dass sich das unter Friedrich Merz als Kanzler verbessern wird, glauben lediglich 24 Prozent. 13 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus und eine Mehrheit von 58 Prozent erwartet keine groĂen VerĂ€nderungen.
Mehrheit: EuropÀische Regierungschefs ohne viel Einfluss auf Trump
Gestern traf Friedrich Merz zum ersten Mal US-PrĂ€sident Trump. Nur 27 Prozent der Befragten rechnen damit, dass europĂ€ische Staats- und Regierungschefs in solchen GesprĂ€chen mit Trump viel erreichen können. 70 Prozent zweifeln an den Einflussmöglichkeiten europĂ€ischer Spitzenpolitiker. Generell sind 74 Prozent der Ansicht, man mĂŒsse Trump und seiner Politik eher mit HĂ€rte entgegentreten, 13 Prozent plĂ€dieren dafĂŒr, eher auf seine Forderungen einzugehen.
Reaktion der EU auf erhöhte US-Zölle
Am Mittwoch traten in den USA deutlich erhöhte Zölle fĂŒr Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft und auch fĂŒr weitere europĂ€ische Produkte hat Donald Trump Zollerhöhungen angekĂŒndigt. Knapp ein Drittel (31 Prozent) der Befragten ist der Meinung, dass die EuropĂ€ische Union darauf mit hohen Gegenzöllen reagieren soll. 63 Prozent sind dafĂŒr, auf Verhandlungen zu setzen.
„Investitionsbooster“: Mehrheit zweifelt an klarem positiven Effekt fĂŒr Wirtschaft
Die Bundesregierung plant deutliche Steuererleichterungen fĂŒr Unternehmen. Dass dies zur Ankurbelung der Wirtschaft sehr viel oder viel beitrĂ€gt, glauben 35 Prozent der Befragten. 51 Prozent erwarten davon geringe und 9 Prozent gar keine positiven Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. In den ParteianhĂ€ngergruppen sind es ausschlieĂlich die AnhĂ€ngerinnen und AnhĂ€nger von CDU/CSU und FDP, die sich mehrheitlich optimistisch Ă€uĂern, die SPD-AnhĂ€ngerschaft ist hier gespalten.
Projektion: Erneut keine Mehrheit fĂŒr Schwarz-Rot
Wenn am nĂ€chsten Sonntag Bundestagswahl wĂ€re, wĂŒrde sich die CDU/CSU leicht auf 27 Prozent (plus 1) verbessern, die AfD bliebe bei 23 Prozent (unverĂ€ndert). Die SPD stĂŒnde etwas verschlechtert bei 15 Prozent (minus 1), die GrĂŒnen kĂ€men erneut auf 12 Prozent (unverĂ€ndert). Die Linke wĂŒrde auf 11 Prozent (plus 1) zulegen, das BSW könnte nach wie vor mit 3 Prozent (unverĂ€ndert) rechnen, die FDP wĂŒrde ebenfalls 3 Prozent (minus 1) erreichen. Die anderen Parteien erhielten zusammen 6 Prozent (unverĂ€ndert), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen wĂŒrde. Mit diesem Ergebnis hĂ€tte ein schwarz-rotes BĂŒndnis weiterhin keine Mehrheit im Bundestag.
Top Ten: Drei Neueinsteiger
Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) steht Verteidigungsminister Boris Pistorius nach wie vor mit Abstand auf dem ersten Rang. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,3 (hier und im Folgenden Vergleichswert aus Mai II: 2,2) eingestuft. Auf Platz zwei findet sich Lars Klingbeil mit 0,8 (0,7), gefolgt von den beiden Neueinsteigern Johann Wadephul mit 0,7 und Katherina Reiche mit 0,0. Danach kommen Friedrich Merz mit ebenfalls 0,0 (minus 0,1), Markus Söder, der sich auf 0,0 (minus 0,3) verbessert, Robert Habeck mit minus 0,1 (minus 0,1), Alexander Dobrindt als dritter Neuling mit minus 0,2 und Sahra Wagenknecht mit minus 1,7 (minus 1,8). Schlusslicht bleibt Alice Weidel mit minus 2,5 (minus 2,5).
Skepsis gegenĂŒber der Lieferung moderner Waffen an die Ukraine
FĂŒr eine stĂ€rkere militĂ€rische UnterstĂŒtzung der Ukraine durch die europĂ€ischen Staaten sprechen sich 40 Prozent der Befragten aus, fĂŒr 30 Prozent soll das so bleiben wie bisher, und 26 Prozent wollen, dass die Ukraine weniger MilitĂ€rhilfe erhĂ€lt. Bei der Frage, ob Deutschland der Ukraine mehr moderne Waffen liefern soll, darunter auch solche mit gröĂerer Reichweite, ĂŒberwiegt die Ablehnung: 53 Prozent sprechen sich gegen solche Waffenlieferungen aus, 40 Prozent befĂŒrworten das.
Mehrheit fĂŒr vorlĂ€ufige Aussetzung von Waffenlieferungen an Israel
Aufgrund des Vorgehens der israelischen Armee und der vielen zivilen Opfer im Gazastreifen sind mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten der Meinung, dass man die Waffenlieferungen an Israel vorlĂ€ufig aussetzen sollte (weiter liefern: 15 Prozent). Zudem fordern 63 Prozent, dass Deutschland mehr politischen Druck auf Israel ausĂŒben soll, um den Krieg in Gaza zu beenden (nein: 29 Prozent).
GroĂe Bedeutung der EU fĂŒr unsere Sicherheit
In Anbetracht der weltweiten Krisen hat die EU nach Ansicht der Deutschen eine bedeutende Rolle: 87 Prozent der Befragten nehmen die EU als sehr wichtig oder wichtig fĂŒr unsere Verteidigung und Sicherheit wahr, nur 10 Prozent halten sie diesbezĂŒglich fĂŒr weniger oder gar nicht wichtig. DarĂŒber hinaus sehen 57 Prozent, ein Politbarometer-Rekordwert, in der EU-Mitgliedschaft eher Vorteile fĂŒr die Bevölkerung in Deutschland (Nachteile: 12 Prozent; Vor- und Nachteile: 28 Prozent).
Erstarken populistischer Parteien: groĂes Problem fĂŒr die EU
In Polen hat am Sonntag der rechtskonservative Kandidat die PrĂ€sidentschaftswahl gewonnen. Auch in anderen LĂ€ndern der EU gibt es starke europakritische, populistische und rechte Parteien. Dies stellt fĂŒr eine klare Mehrheit von 77 Prozent der Befragten ein groĂes Problem fĂŒr die Zukunft der EU dar, 20 Prozent bewerten das als nicht so groĂes oder gar kein Problem.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgefĂŒhrt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 3. bis zum 5. Juni 2025 bei 1.247 zufĂ€llig ausgewĂ€hlten Wahlberechtigten telefonisch und online erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berĂŒcksichtigt. Die Befragung ist reprĂ€sentativ fĂŒr die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich betrĂ€gt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU 29 Prozent, AfD 17 Prozent, SPD 15 Prozent, GrĂŒne 17 Prozent, Linke 12 Prozent, BSW 3 Prozent, FDP 3 Prozent.
Das nÀchste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 27. Juni 2025.
Foto (c) ZDF/Forschungsgruppe Wahlen am 06. Juni 2025