Reaktion auf Spritpreise: Kartellrecht soll gestÀrkt werden

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Heute im Bundestag:

Wirtschaft/Ausschuss

Berlin: (hib/EMU) Über die Wirkung des Tankrabatts und die VerschĂ€rfung des Wettbewerbsrechts hat der Wirtschaftsausschuss am Mittwoch mit dem Parlamentarischen StaatssekretĂ€r des Bundesministeriums fĂŒr Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Michael Kellner (BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen), diskutiert. Die aktuelle Situation der hohen Kraftstoffpreise, denen man mit dem Tankrabatt entgegen halten wolle, habe LĂŒcken im Kartellrecht offenbart, heißt es in einem Bericht des BMWK. Eine Novelle des Gesetzes gegen WettbewerbsbeschrĂ€nkungen (GWB) solle deshalb vorgezogen werden.

Das Bundeskartellamt habe Mitte April mit einer Sektoruntersuchung gestartet, sagte Kellner im Ausschuss. „Wir sehen, dass die AbstĂ€nde zwischen Rohöl-Abgabepreisen und Raffinerie-Abgabepreisen signifikant gestiegen sind.“ Nicht nur bezogen auf die KraftstoffmĂ€rkte, sondern insgesamt auf OligopolmĂ€rkte gebe es LĂŒcken im Kartellrecht, deshalb schlage die Bundesregierung fĂŒr die VerschĂ€rfung des GWB drei Punkte vor: Diese seien missbrauchsunabhĂ€ngige Entflechtungen als Ultima Ratio fĂŒr OligopolmĂ€rkte; zudem sollen die HĂŒrden fĂŒr kartellrechtliche Vorteilsabschöpfungen gesenkt und das Instrument der Sektoruntersuchung reformiert werden.

Aus der SPD-Fraktion kam die Frage, wie schnell die Reform kommen werde und ob diese als unmittelbare Reaktion auf die momentane Situation oder eher als langfristiges Learning verstanden werden solle. Die Sozialdemokraten wollten zudem wissen, wann bei der Reform der Sektoruntersuchung erste Ergebnisse vorliegen sollen.

Die Menschen hĂ€tten nach der AnkĂŒndigung des Tankrabatts gĂŒnstigere Preise erwartet, hieß aus der Fraktion von CDU/CSU. Es seien keine Maßnahmen ergriffen worden, um sicherzustellen, dass die Preissenkungen auch bei den Menschen ankommen. Es fehle eine ausreichende Datengrundlage fĂŒr die Marktbeobachtung, deshalb fordere seine Fraktion eine bessere Datensammlung, um der Markttransparenzsstelle mehr Grundlagen fĂŒr die Marktbeobachtung, sagte ein Abgeordneter der Fraktion.

Die Datenbasis fĂŒr die Arbeit der Markttransparenzstelle zu stĂ€rken sei bereit im Entwurf der Novelle vorgesehen, hieß es daraufhin aus den Reihen der Fraktion von BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen. Die StĂ€rkung des Kartellamtes sei genau die richtige Stellschraube, bestĂ€rkte eine Abgeordnete die Aussagen den StaatssekretĂ€rs und fragte Kellner, welche Sektoren neben dem Mineralölmarkt die besonders problematischen Bereiche seien.

Dass Daten fehlen, wĂ€re in den Augen der FDP-Fraktion vermeidbar gewesen: Wenn man im Vorhinein gehandelt hĂ€tte, wĂ€re es möglich gewesen, genug Daten fĂŒr die Markttransparenzstelle zu sammeln, sagte ein Abgeordneter. Er verwies zudem darauf, dass es sich bei der momentanen Entlastungen nicht um einen Tankrabatt handele – dieser sei geplant gewesen, dann aber nicht gekommen -, sondern um eine Steuerentlastung.

Diese Steuern langfristig zu senken, dafĂŒr sprach sich die AfD-Fraktion aus. Den Tankrabatt halte seine Fraktion fĂŒr absolut notwendig im Kampf gegen Inflation und Stagnation, sagte ein AfD-Vertreter, auch wenn er sehr spĂ€t gekommen sei. Die Regierung mache es sich jedoch ein bisschen einfach, wenn man den Ölkonzerne unterstellen, hohe Gewinne einzufahren. Dennoch sei die Idee, das Kartellrecht zu stĂ€rken, grundsĂ€tzlich sinnvoll, sagte der Abgeordnete.

FĂŒr die Fraktion Die Linke erhalte das Kartellrecht zwar nach der Reform eine Brille, aber keine Klauen, keine ZĂ€hne, sagte ein Vertreter. Raffinerien seien wie eine Blackbox, man wisse einfach nicht, was bei der Preisgestaltung passiere. Er fragte deshalb, ob die Bundesregierung die Möglichkeit der direkten Preiskontrollen erwĂ€ge. Der Abgeordnete erkundigte sich zudem, was geplant sei, falls der Tankrabatt im September auslaufe, die Krise aber noch nicht vorbei sei.