Polizeiliche Kriminalstatistik 2021: RĂŒckgang der Straftaten auf niedrigsten Wert seit Jahrzehnten

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Magdeburg. Weniger registrierte Straftaten, gestiegene AufklĂ€rungsquote: Die Sicherheitslage in Sachsen-Anhalt hat sich im vorigen Jahr objektiv verbessert. Das ergibt sich aus der Polizeilichen Kriminalstatistik, die Innenministerin Dr. Tamara Zieschang (Foto) am Mittwoch vorstellte: „Sachsen-Anhalt ist erneut sicherer geworden. Die Zahl der Gesamtstraftaten ist auf den niedrigsten Wert seit Jahren gesunken. Die Corona-Pandemie verstĂ€rkt Entwicklungen, die schon in den Vorjahren eingesetzt haben: WĂ€hrend wir deutlich weniger DiebstĂ€hle verzeichnen, wĂ€chst die Bedeutung des Tatorts Internet.“

Im Jahr 2021 wurden 170.465 Straftaten polizeilich erfasst – der niedrigste Wert seit 1992. Damit wurden 4,2 Prozent beziehungsweise 7.440 FĂ€lle weniger registriert als im Vorjahr. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren, im Jahr 2001, wurden noch rund 236.029 Straftaten registriert. Vor zehn Jahren waren es 187.281.

Die AufklĂ€rungsquote stieg binnen eines Jahres von 54,1 auf 55,5 Prozent an. Es konnten 94.528 FĂ€lle aufgeklĂ€rt werden. „Die erfreuliche Entwicklung der AufklĂ€rungsquote ist ein Erfolg aller Kolleginnen und Kollegen der Landespolizei. DafĂŒr bedanke ich mich an dieser Stelle sehr. Sie haben mit ihrem Engagement, ihrer professionellen und motivierten Arbeit einen großen Anteil daran, dass Sachsen-Anhalt ein sicheres Bundesland ist“, sagt Innenministerin Dr. Tamara Zieschang.

Im Jahr 2021 wurden insgesamt 60.548 TatverdĂ€chtige ermittelt. Drei Viertel davon, beziehungsweise 45.097, sind mĂ€nnlich;15.451 sind weiblich. Der Anteil der nichtdeutschen TatverdĂ€chtigen liegt bei 19,5 Prozent. Ihnen werden 9,9 Prozent aller Straftaten zugerechnet.

Unter allen TatverdĂ€chtigen werden 905 der Gruppe der IntensivstraftĂ€ter zugerechnet; das heißt, dass ihnen mehr als neun Einzeltaten im Berichtszeitraum angelastet werden. Sie machen einen Anteil von 1,5 Prozent aller TatverdĂ€chtigen aus. Gleichzeitig werden dieser Gruppe 16.123 FĂ€lle beziehungsweise 17,0 Prozent aller Straftaten zugerechnet. Unter den 905 IntensivtatverdĂ€chtigen sind 721 erwachsen, 184 gelten als JungtatverdĂ€chtige.

Straftaten gegen das Leben entsprechen mit 104 FĂ€llen einem Anteil von 0,1 Prozent an allen registrierten Straftaten. Es wurden 18 FĂ€lle weniger registriert als im Jahr 2020. Bei 47 Straftaten, beziehungsweise fast der HĂ€lfte, blieb es beim Versuch: Bei den 15 erfassten Morddelikten wurden vier vollendet, bei den Totschlagsdelikten endeten drei von 39 erfassten Taten tödlich.

Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist ein weiterer Anstieg zu verzeichnen. Es wurden 3.021 FĂ€lle erfasst, 797 mehr als im Vorjahr. Ein Großteil des Zuwachses entfĂ€llt auf die Verbreitung pornografischer Schriften, vor allem ĂŒber das Internet: Hier wurden 1.341 FĂ€lle erfasst, 673 mehr als noch 2020.

Diese Entwicklung ist auch ein Ergebnis intensivierter AktivitĂ€ten der Sicherheitsbehörden, um das Dunkelfeld weiter zu erhellen. Die Zusammenarbeit mit der halbstaatlichen US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation „NCMEC“ (National Center for Missing & Exploited Children) fĂŒhrte zu deutlich mehr Hinweisen und ErmittlungsansĂ€tzen. Im Jahr 2021 wurden dadurch im Bereich Verbreitung kinderpornografischer Schriften 565 FĂ€lle mehr erfasst. Die Zahl der Straftaten stieg damit im Vergleich zu 2020 auf 1.061.

„Je akribischer im Bereich der Kinderpornografie nachgeforscht wird, desto mehr FĂ€lle gelangen ans Tageslicht“, so Innenministerin Dr. Tamara Zieschang. „Die Polizei wertet intensiv und Ă€ußerst grĂŒndlich gigantische Datenmengen aus, um den TĂ€tern das Handwerk zu legen. Hier werden wir nicht nachlassen.“

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung machen 1,8 Prozent aller registrierten FĂ€lle aus. Die erhöhte Anzahl der erfassten Straftaten in diesem Deliktbereich kann mit einem verĂ€nderten Anzeigeverhalten aufgrund medialer Berichterstattung zu Sexualdelikten sowie der Sensibilisierung der Opfer durch Betreuungseinrichtungen und Ärzte begrĂŒndet werden.

In Sachsen-Anhalt sind im vorigen Jahr 25.434 Straftaten gegen die persönliche Freiheit beziehungsweise Rohheitsdelikte registriert worden – das entspricht einem Minus von 275 FĂ€llen im Vergleich zu 2020. So wurden mit 16.017 Körperverletzungen rund 840 FĂ€lle weniger registriert. Einen Anstieg gab es hingegen bei den Bedrohungen um 765 auf 5.239 FĂ€lle. Ein Grund fĂŒr diesen Anstieg ist das „Gesetz zur BekĂ€mpfung des Rechtsextremismus und der HasskriminalitĂ€t“. Es trat im April 2021 in Kraft und stellt nunmehr auch die Bedrohung mit einem Vergehen gemĂ€ĂŸ § 241 Abs. 1 StGB unter Strafe. Zuvor war ausschließlich strafbar, wenn ein Verbrechen angedroht wurde.

Knapp jede dritte registrierte Straftat (konkret: 31,3 Prozent) ist ein Diebstahlsdelikt. Damit macht dieser Bereich den grĂ¶ĂŸten Anteil an allen Straftaten aus. Im vorigen Jahr setzte sich der seit Jahren verzeichnete RĂŒckgang weiter fort: Im Jahr 2016 wurden noch knapp 79.600 FĂ€lle verzeichnet, im Jahr 2021 waren es noch 53.382. Binnen eines Jahres sank die Zahl der Diebstahlsdelikte damit nochmals um 13,9 Prozent, beziehungsweise 8.594 FĂ€lle.

Bei den WohnungseinbruchsdiebstĂ€hlen ist der RĂŒckgang sogar noch deutlicher: 1.702 Straftaten wurden registriert, knapp ein FĂŒnftel weniger als 2020.

„Jeder Wohnungseinbruch trifft die betroffenen Menschen ins Mark. Deshalb ist die BekĂ€mpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls seit Jahren ein Arbeitsschwerpunkt unserer Landespolizei. Jetzt konnte die Zahl der WohnungseinbrĂŒche auf einen historischen Tiefstwert gesenkt werden“, sagt Innenministerin Dr. Tamara Zieschang.

Mehr als jeder zweite Einbruch (893 FĂ€lle, beziehungsweise 52,5 Prozent) blieb im Versuchsstadium stecken. Das zeigt, dass sich ein guter Einbruchschutz auszahlt. Unter anderem mit der gemeinsamen Bannerkampagne „Sicher wohnen mit Einbruchschutz“ sensibilisierte die Landespolizei gemeinsam mit dem LandesprĂ€ventionsrat und der QualitĂ€tsgemeinschaft „Das sichere Haus“ auch im vorigen Jahr dafĂŒr, dass jeder in Sachsen-Anhalt sich mit prĂ€ventiven Maßnahmen bestmöglich vor Einbrechern schĂŒtzen sollte.

Auch die Zahl der LadendiebstĂ€hle ging binnen eines Jahres um 1.655 FĂ€lle, beziehungsweise 19,3 Prozent, auf 7.058 FĂ€lle zurĂŒck. Die Zahl der registrierten FahrraddiebstĂ€hle sank um 13 Prozent auf 9.001 FĂ€lle.

Die geltenden Regeln zur EindĂ€mmung der Corona-Pandemie und das Verhalten der Menschen verstĂ€rkten diese Trends: So arbeiteten mehr BĂŒrgerinnen und BĂŒrger im Homeoffice und schmĂ€lerten so die Tatgelegenheiten fĂŒr Einbrecher. Auch die zeitweise Schließung von LadengeschĂ€ften oder der begrenzte Zutritt sowie die Absage von Veranstaltungen wie Volksfesten und WeihnachtsmĂ€rkten dĂŒrften den positiven Trend zu weniger Diebstahlsdelikten positiv beeinflusst haben.

Im Bereich der Vermögens- und FĂ€lschungsdelikte gab es im Vergleich zu 2020 eine leichte Steigerung um 0,3 Prozent auf 30.758 Straftaten. Mehr als 40 Prozent, beziehungsweise 12.633 FĂ€lle, wurden mit Hilfe des Internets begangen. Das waren gut 11,6 Prozent, beziehungsweise 1.314 FĂ€lle, mehr als noch 2020. Dabei ging es in fast zwei Drittel der FĂ€lle um Waren- und Warenkreditbetrug. Auch hier schlĂ€gt sich das Verhalten wĂ€hrend der Corona-Pandemie nieder: Viele Menschen kaufen hĂ€ufiger online ein – und sind damit auch der Gefahr ausgesetzt, auf Fake-Shops und Fake-Produkte hereinzufallen oder Opfer von Datenmissbrauch und IdentitĂ€tsdiebstahl zu werden.

Bei der RauschgiftkriminalitĂ€t verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik ebenfalls einen Anstieg: Insgesamt wurden 10.265 FĂ€lle erfasst. Das waren gut 400 FĂ€lle, beziehungsweise 4 Prozent, mehr als 2020. Fast 94 Prozent aller Rauschgiftdelikte konnte aufgeklĂ€rt werden.

„Der kontinuierliche Einsatz und Kampf gegen die RauschgiftkriminalitĂ€t mit einem entsprechenden Kontrolldruck zahlt sich aus und erhellt das Dunkelfeld. Besonders bedeutsam waren und sind in diesem Zusammenhang die aufwendigen Ermittlungen gegen Nutzer des Krypto-Anbieters Encrochat“, sagt Innenministerin Dr. Tamara Zieschang. Bis Ende vorigen Jahres wurden 69 Ermittlungsverfahren gegen 80 Beschuldigte in Zusammenhang mit Encrochat eingeleitet. 34 Haftbefehle konnten vollstreckt werden.

Insgesamt konnten die Ermittlerinnen und Ermittler in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr Rauschgift mit einem Marktwert von mehr als 7 Millionen Euro beschlagnahmen. Darunter waren beispielsweise mehr als 17 Kilogramm Crystal Meth, mehr als neun Kilogramm Heroin und mehr als 13 Kilogramm Kokain.

Ministerium fĂŒr Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt am 16. MĂ€rz 2022

Foto (c) BD-LPSA