Krankenhausgesellschaft: Minister Lauterbach verschÀrft den Pflegepersonalmangel

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Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ĂŒbt scharfe Kritik an der geplanten Regelung im Entwurf des GKV- Finanzstabilisierungsgesetzes.

Mit diesem Entwurf streicht Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach mindestens 20.000 Stellen in der Pflege im Krankenhaus. Ab dem Jahr 2024 könnten tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr ĂŒber das Pflegebudget finanziert werden, weil sie nach Ansicht des Ministers nicht mehr am Krankenbett tĂ€tig sein sollen. „Dieser Gesetzentwurf ist ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die seit vielen Jahren wertvolle Arbeit zur UnterstĂŒtzung der Pflege am Patienten leisten. Zudem wĂŒrde alles, worauf sich die Selbstverwaltung in schwierigen Verhandlungen mittlerweile geeinigt hat, ĂŒber den Haufen geworfen. Karl Lauterbach hat bisher nichts getan, um den Pflegepersonalmangel zu beseitigen. Mit diesem Gesetz wird sich der Personalmangel in der Pflege weiter verschĂ€rfen. Nach zwei Jahren Pandemie ist es absolut nicht nachvollziehbar, wie der Gesundheitsminister einen solchen Vorschlag unterbreiten kann“, erklĂ€rt der Vorstandsvorsitzende der DKG, Dr. Gerald Gaß.

Die Regelung sieht vor, dass ab dem Jahr 2024 das „sonstige Personal“ nicht mehr im Pflegebudget – wie bisher zwischen Krankenkassen und KrankenhĂ€usern vereinbart – berĂŒcksichtigt werden darf. „Sonstiges Personal“ sind BeschĂ€ftigte, die nicht ĂŒber eine klassische Pflegeausbildung verfĂŒgen, aber mit ihren Kompetenzen seit vielen Jahren einen wertvollen Beitrag zur Patientenversorgung in der Pflege leisten. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Heilerziehungspfleger und Hebammen. Sollte der Gesetzentwurf final beschlossen werden, mĂŒssen die KrankenhĂ€user diese Personen aus der Pflege am Krankenbett abziehen und schlimmstenfalls sogar entlassen. Diesen Verlust werden die klassischen PflegekrĂ€fte durch Mehrarbeit auffangen mĂŒssen. Das ist das genaue Gegenteil dessen, was die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag versprochen hatte.

Hinzu kommt, dass das Ministerium auch weiterhin von einer vermeintlichen Doppelfinanzierung philosophiert und sich sogar dazu hinreißen lĂ€sst, MillionenbetrĂ€ge zu orakeln, die möglicherweise aus der Krankenhausfinanzierung gestrichen werden mĂŒssten. „Es ist ein ganz neuer politischer Stil, dass ein Minister, der sich ansonsten gerne auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse bezieht, nun ohne jede Faktenbasis in einem Gesetzentwurf ĂŒber Hunderte von Millionen Euro spekuliert, die er den KrankenhĂ€usern streichen will“, Ă€ußert Dr. Gerald Gaß sein völliges UnverstĂ€ndnis.

„Mit diesem Entwurf wird alles konterkariert, was in den vergangenen zwei Jahren politisch den PflegekrĂ€ften versprochen wurde: StĂ€rkung der Pflege, bessere Rahmenbedingungen und Zukunft fĂŒr die Pflege. Wir fordern den Minister deshalb auf, umgehend diesen Entwurf fallenzulassen und sachgerechte Lösungen fĂŒr den Pflegebereich zu finden“, so Dr. Gaß.

Die KrankenhĂ€user fordern den Minister auf, das Gesetz zu nutzen, um die BeschlĂŒsse aus der Gesundheitsministerkonferenz der LĂ€nder (GMK) zu ĂŒbernehmen und kurzfristig die finanzielle Sicherheit der KrankenhĂ€user fĂŒr den Herbst zu gewĂ€hrleisten. Die GMK hat richtigerweise festgestellt, dass die Kliniken unbedingt frĂŒhzeitig finanziell abzusichern sind. Die Kliniken benötigen Planungssicherheit fĂŒr den Rest dieses Jahres und fĂŒr das kommende Jahr.

Der gleiche Minister, der sonntagabends in Talkshows erklĂ€rt, wie schwer die soziale Infrastruktur durch die bevorstehende Coronawelle im Herbst betroffen sein wird, hat am 30. Juni sĂ€mtliche Coronahilfen fĂŒr die KrankenhĂ€user gestrichen. Nichts passt mehr zusammen in der Gesundheitspolitik dieser Bundesregierung, und die Leidtragenden sind die Patienten und BeschĂ€ftigten im Gesundheitswesen. „Ich befĂŒrchte, dass sich in diesem Herbst die VersĂ€umnisse der Politik ganz bitter rĂ€chen werden und die Versorgung in den KrankenhĂ€usern in zahlreichen Regionen nicht mehr umfĂ€nglich sichergestellt werden kann. Unser Apell richtet sich deshalb jetzt ganz dringend an die BundeslĂ€nder, dieser fehlgeleiteten Politik entgegenzutreten, denn die Probleme werden sich dort vor Ort in den LĂ€ndern unweigerlich niederschlagen“, erklĂ€rt der DKG-Vorstandsvorsitzende, Dr. Gerald Gaß.

Text/DKG

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