Forschung gegen lebensbedrohliche Infektionen: UniversitÀtsmedizin Magdeburg startet als erstes deutsches Zentrum mit internationaler SNAP-Studie

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Die UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg ist das erste deutsche Studienzentrum, das Patient:innen in die weltweit grĂ¶ĂŸte klinische Studie zur Staphylococcus aureus-BakteriĂ€mie (SAB) aufnimmt.

Die internationale Plattformstudie „Staphylococcus aureus Network Adaptive Platform“ (SNAP) untersucht neue medikamentöse Behandlungsstrategien, um die MorbiditĂ€t und MortalitĂ€t dieser potenziell lebensbedrohlichen Infektion zu senken. Die deutschlandweite Studienkoordination liegt beim Institut fĂŒr Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (IMMB) der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg unter der Leitung von Institutsdirektor Prof. Dr. med. Achim Kaasch.

Die Studie wird weltweit unter der FĂŒhrung der University of Melbourne durchgefĂŒhrt. Die Koordination in Europa ĂŒbernimmt das Universitair Medisch Centrum Utrecht.

An 18 deutschen Studienzentren sollen 500 Teilnehmer:innen mit Staphylococcus aureus-BakteriĂ€mie in die Studie rekrutiert und ĂŒber 360 Tage nachbeobachtet werden. An der UniversitĂ€tsmedizin Magdeburg wurde kĂŒrzlich als erstem Zentrum in Deutschland mit der Rekrutierung der Teilnehmer:innen begonnen.

Das Bakterium Staphylococcus aureus verursacht weltweit die meisten infektionsbedingten TodesfĂ€lle. Eine BakteriĂ€mie ist eine besonders schwere Infektion, bei der die Bakterien im Blut auftreten. Diese geht hĂ€ufig mit einer Sepsis (auch Blutvergiftung genannt) einher. Innerhalb von drei Monaten versterben etwa ein Drittel der Patient:innen.

Die Behandlung der Erkrankung ist kompliziert und erfordert in der Regel einen Krankenhausaufenthalt, die Gabe von Antibiotika und eine sorgfĂ€ltige Untersuchung bezĂŒglich Komplikationen. Zurzeit werden weltweit die unterschiedlichsten Antibiotika-Therapien angewandt, ohne eindeutige Belege, welche davon die beste ist. So unterscheiden sich die Therapien in der Wahl des Antibiotikums, der Dosierung, der Therapiedauer und der Art der Verabreichung (Tabletten oder Infusionen). Es gibt wenige qualitativ hochwertige Studien, die Aufschluss ĂŒber die Behandlung dieser Infektion geben. Bis zum Start der SNAP-Studie wurden weltweit weniger als 3.000 Patient:innen in interventionellen Studien zur Behandlung der Erkrankung untersucht.

Die SNAP-Studie wird voraussichtlich die wichtigste Studie der nĂ€chsten Jahre auf dem Gebiet der Staphylococcus aureus-BakteriĂ€mie sein. Prof. Kaasch fĂŒhrt weiter aus: „Dies liegt einerseits an der GrĂ¶ĂŸe, denn mittlerweile wird die Studie in 131 Zentren in 9 LĂ€ndern durchgefĂŒhrt und es wurden schon mehr als 4.400 Patient:innen in die Studie aufgenommen. Andererseits zeichnet sich die SNAP-Studie durch ein innovatives Studiendesign aus.“ Die Studie ist eine randomisierte, in den Klinikalltag eingebettete, multifaktorielle, adaptive Plattform-Studie (REMAP). Das heißt, dass innerhalb der Studie verschiedene Interventionen (z.B. Gabe verschiedener Antibiotika) parallel oder nacheinander in mehreren Studienarmen untersucht werden. Studienteilnehmer:innen können dabei in einen oder in mehrere Studienarme zufĂ€llig zugeteilt werden. 

FĂŒr Personen, die nicht in die Plattform-Studie aufgenommen werden können oder möchten, besteht die Möglichkeit, ihre Daten an ein prospektives Register zu spenden. Auch hier haben weltweit schon mehr als 4.700 Patient:innen teilgenommen.

Die SNAP-Studie hat bereits jetzt relevante Ergebnisse in Bezug auf die Verwendung von Penicillin-Antibiotika erzielt, die auf internationalen Kongressen vorgestellt wurden. Das adaptive Studiendesign ermöglicht zudem die fortlaufende Entwicklung neuer Studienarme, um relevante Fragestellungen zu beantworten. So ist es möglich, auch neue Behandlungen zeitnah zu untersuchen.

Ein wichtiger Baustein ist die Sammlung und Untersuchung der aus dem Blut der Studienteilnehmer:innen isolierten BakterienstĂ€mme. Das Institut fĂŒr Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene wird den Aufbau der europĂ€ischen Stammsammlung ĂŒbernehmen und neue Ansatzpunkte fĂŒr die BekĂ€mpfung der Bakterien untersuchen.

Die SNAP-Studie wird in Deutschland gefördert vom Ministerium fĂŒr Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt (MWU) des Landes Sachsen-Anhalt sowie im Rahmen des Netzwerks UniversitĂ€tsmedizin (NUM) durch das Bundesministerium fĂŒr Bildung und Forschung (BMBF).

Wissenschaftliche Kontakte: 

Prof. Dr. med. Achim Kaasch

Direktor am Institut fĂŒr Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (IMMB) der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg 

Kontakt:  0391/67-13392

achim.kaasch@med.ovgu.de

Jana Butzmann

StudienĂ€rztin am Institut fĂŒr Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (IMMB) der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg

Kontakt: 0391/67-25290

jana.butzmann@med.ovgu.de

Foto: Prof. Dr. med. Achim Kaasch im Labor des Instituts fĂŒr Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene. (c) Fotografin S. Kossmann UMMD