DIW Konjunkturbarometer April: Krieg, Inflation und chinesische Lockdowns belasten deutsche Wirtschaft

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Die Lage der deutschen Wirtschaft hat sich nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine eingetrĂŒbt. Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts fĂŒr Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist im April auf nur noch 86 Punkte eingebrochen. Damit liegt es deutlich unter seinem neutralen Wert von 100 Punkten. Zu den direkten Auswirkungen des Krieges in Form hoher Energiepreise und des Wegfalls von ExportmĂ€rkten kommen die Unsicherheiten hinsichtlich des weiteren Verlaufs des Krieges und eventueller weiterer Sanktionen etwa im Energiebereich.

Auch wenn sich die Lage der deutschen Wirtschaft nach dem Schock der ersten Kriegswochen nun wieder allmĂ€hlich erholen dĂŒrfte, ist fĂŒr das laufende zweite Quartal bestenfalls mit einem geringen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zu rechnen. „Die Risiken fĂŒr die deutsche Wirtschaft sind derzeit enorm,“ sagt Guido Baldi, DIW-Konjunkturexperte. „Eine weitere Eskalation des Krieges und eine Verschlechterung der Energieversorgung, etwa weil Erdgaslieferungen ausbleiben, wĂŒrden die deutsche Wirtschaft zusĂ€tzlich stark belasten.“

Vor allem die deutsche Industrie durchlebt aktuell schwierige Zeiten. Die ohnehin in Folge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges bestehenden LieferengpĂ€sse werden durch die Null-Covid-Strategie und erneuten breitflĂ€chigen Lockdowns in China weiter verschĂ€rft. „Die AuftragsbĂŒcher sind zwar voll,“ sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin, „aber der Materialmangel ist gravierend und nimmt weiter zu. Vielerorts ist die Produktion stark beeintrĂ€chtigt und die AuftrĂ€ge können nicht abgearbeitet werden.“

Die Dienstleistungen sind von den internationalen Spannungen weniger betroffen. Zudem wirken die zunehmenden Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen hier belebend. Vor allem bei den konsumnahen DienstleisterInnen, die – wie etwa im Gastgewerbe – unter den Corona-Infektionswellen besonders gelitten hatten, ist ein AufwĂ€rtstrend zu verzeichnen. „Allerdings verringert die hohe Inflation die Kaufkraft und bremst so die ZuwĂ€chse beim Konsum“, so Baldi.

Text/Foto DIW