Magdeburg. Die Berliner Koalition hat sich auf den Bau neuer wasserstofffĂ€higer Gaskraftwerke und die EinfĂŒhrung eines Industriestrompreises verstĂ€ndigt. Sachsen-Anhalts Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann (Foto) begrĂŒĂt die energiepolitischen Weichenstellungen, sieht aber weiteren KlĂ€rungsbedarf. So warnt der Minister vor einer Benachteiligung des Ostens beim Bau neuer Gaskraftwerke. Am heutigen Dienstag will Willingmann das Thema auch beim Antrittsbesuch von Bundeskanzler Friedrich Merz in Sachsen-Anhalt ansprechen.
âIm jĂŒngsten Koalitionspapier wird explizit der SĂŒden Deutschlands fĂŒr neue Gaskraftwerke genannt. Das erinnert an den im Sommer aus dem Bundesenergieministerium betonten SĂŒdbonus“, kritisiert Willingmann. âIndustrie gibt es aber bei weitem nicht nur in SĂŒddeutschland. Unsere energieintensive Chemieindustrie ist auf eine stabile und gĂŒnstige Stromversorgung angewiesen. Ich warne deshalb davor, den Osten beim Bau neuer Kraftwerke zu vernachlĂ€ssigen. Vor allem der Kraftwerksstandort Schkopau muss von Anfang an einbezogen werden, wenn es um den Bau neuer, wasserstofffĂ€higer Gaskraftwerke geht.“
Der Bund plant, ab 2026 Ausschreibungen fĂŒr insgesamt 10 Gigawatt neuer steuerbarer Kraftwerke zu starten, vor allem Hâ-ready-Gaskraftwerke. Mit einer âregionalen Steuerung“ soll sichergestellt werden, dass der Zubau an besonders system- und netzdienlichen Standorten erfolgt und wo er aus GrĂŒnden des sicheren Betriebs des Stromnetzes benötigt wird. Explizit heiĂt es dazu im Papier: âetwa fĂŒr den SĂŒden Deutschlands“. Die GrĂŒnde, Schkopau von einem Braunkohle- zu einem wasserstofffĂ€higen Gaskraftwerk zeitnah umzurĂŒsten, liegen fĂŒr Willingmann auf der Hand: âSchkopau ist einer der wichtigsten Energiestandorte Mitteldeutschlands â fĂŒr Strom, fĂŒr WĂ€rme, fĂŒr Bahnenergie, fĂŒr die Chemie. Ein Wegfall dieser Leistung ohne Ersatz wĂŒrde ein energiewirtschaftliches Vakuum schaffen.“
Damit der Standort Schkopau auch nach dem Ende der Kohleverstromung seine bisherige SchlĂŒsselrolle in der Energieversorgung und fĂŒr die NetzstabilitĂ€t im energieintensiven Industriedreieck Leipzig-Halle-Leuna behĂ€lt, hat die MIBRAG Energy Group mit ihrer Tochter Saale Energie GmbH bereits im Sommer 2025 ihre Planungen fĂŒr den Neubau eines hocheffizienten Gas- und Dampfturbinenkraftwerks (GuD) mit einer Nettoleistung von bis zu 900 Megawatt vorgestellt und betreibt dieses Projekt eines kĂŒnftig auch wasserstofffĂ€higen Gaskraftwerks. GemÀà Kohleverstromungsbeendigungsgesetz ist die Laufzeit des jetzigen Braunkohlenkraftwerks Schkopau bis Ende 2034 begrenzt.
Positiv hob Willingmann hervor, dass die Berliner Koalition noch einmal klargestellt hat, dass die kĂŒnftigen Gaskraftwerke grundsĂ€tzlich wasserstofffĂ€hig sein sollen. âIch begrĂŒĂe sehr, dass die Koalition hier Kurs Richtung Zukunft hĂ€lt“, erklĂ€rte der Minister. âWer heute in Gaskraft investieren soll, braucht eine Perspektive ĂŒber die nĂ€chsten 20 Jahre hinaus. Zudem setzen wir in Sachsen-Anhalt auf Wasserstoff und beteiligen uns am zĂŒgigen Ausbau des kĂŒnftigen Wasserstoffkernnetzes.“
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Text/Foto: Ministerium fĂŒr Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt am 18. November 2025
