Aktuelle Nachrichten aus dem Bundestag

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Neues aus AusschĂŒssen und aktuelle parlamentarische Initiativen

Mittwoch, 11. Mai 2022

Experten sehen anlasslose PCR-Massentests kritisch
Gesundheit/Anhörung

Berlin: (hib/PK) Gesundheitsexperten sehen anlasslose PCR-Massentests kritisch. SachverstĂ€ndige verwiesen in einer Anhörung des Gesundheitsausschusses des Bundestages ĂŒber einen Antrag der Linksfraktion auf die hohen Kosten und den begrenzten Nutzen. Die Experten Ă€ußerten sich am Mittwoch in der Anhörung sowie in schriftlichen Stellungnahmen.

Die Linksfraktion fordert in ihrem Antrag (20/1005) kostenlose und anlasslose PCR-BĂŒrgertests.

Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) erklĂ€rten, die Erfassung möglichst jeder Corona-Infektion sei kein primĂ€res Ziel und zur EinschĂ€tzung des Pandemieverlaufs auch nicht notwendig. Die PCR-Testung sollte vordringlich bei allen klinischen FĂ€llen, VerdachtsfĂ€llen von Personen mit hohem Risiko fĂŒr einen schweren Verlauf sowie zum Schutz vulnerabler Gruppen eingesetzt werden.

Skeptisch Ă€ußerte sich auch der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH), der das nukleinsĂ€urebasierte Nachweisverfahren (PCR) als Goldstandard bezeichnete. Die PCR-TestkapazitĂ€t sei mit derzeit rund 3,1 Millionen Tests pro Woche ausreichend. Eine Steigerung der TestkapazitĂ€ten sei möglich, aber nicht wirtschaftlich, eine Vervielfachung nicht realistisch.

Nach Ansicht des EinzelsachverstĂ€ndigen Werner Bergholz ist das von der Linken vorgeschlagene Konzept kontraproduktiv in Bezug auf die Ziele, ein realistisches Bild vom Infektionsgeschehen zu erhalten und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Bergholz schlug alternativ vor, ausschließlich symptomatische Personen mit PCR zu testen. Daneben sollte regelmĂ€ĂŸig eine reprĂ€sentative Stichprobe mit PCR getestet werden, um ein reprĂ€sentatives Bild des Infektionsgeschehens zu bekommen.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte in der Anhörung, die vielen pflegenden Angehörigen bei der Teststrategie besser zu berĂŒcksichtigen. Diese hĂ€tten oft keine Chance auf eine PCR-Testung. Schnelltests böten keine ausreichend sichere Information. Es sei sinnvoll, die PCR-Testung breiter auszufahren, das sei der Königsweg.

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Bessere Durchsetzung von Sanktionen
Finanzen/Gesetzentwurf

Berlin: (hib/HLE) Die gegen Russland verhĂ€ngten Sanktionen sollen in Deutschland effektiv durchgesetzt werden. Entsprechende Maßnahmen sieht der von den Koalititonsfraktionen SPD, BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen und FDP eingebrachte Entwurf eines ersten Gesetzes zur effektiveren Durchsetzung von Sanktionen (20/1740) vor. Darin heißt es, fĂŒr den wirkungsstarken operativen Vollzug der Sanktionen sei fĂŒr die jeweiligen Sanktionsbereiche die Expertise verschiedener Behörden von Bundes- und LĂ€nderebene und deren Zusammenarbeit nötig. DafĂŒr sollen jetzt die erforderlichen Datenzugriffs- und Datenaustauschbefugnisse geschaffen werden.

Außerdem soll mit dem Gesetzentwurf die Möglichkeit geschaffen werden, Vermögen zu ermitteln und VermögensgegenstĂ€nde bis zur AufklĂ€rung der EigentumsverhĂ€ltnisse sicherzustellen. Die Zentralstelle fĂŒr Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU) soll in Zukunft bei der Vermögensfeststellung mitwirken und weitere Aufgaben bekommen. Weiterhin soll es zu einer Verankerung einer spezialgesetzlichen Befugnis der Bundesanstalt fĂŒr Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zur Anordnung sĂ€mtlicher Maßnahmen zur Durchsetzung von Handelsverboten kommen.

Im Einzelnen ist vorgesehen, das sanktionierte Personen, die gegen die Anzeigepflicht verstoßen, mit Strafen bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe oder Geldstrafe rechnen mĂŒssen. Die Offenlegung der gesamten VermögensverhĂ€ltnisse durch eine sanktionierte Person sei Voraussetzung fĂŒr eine effektive Umsetzung der gegen Einzelpersonen gerichteten EU-Sanktionen. Andernfalls bestĂŒnde eine Gefahr fĂŒr eine Umgehung des Sanktionsregimes durch eine Verschleierung der VermögensverhĂ€ltnisse. Außerdem enthĂ€lt der Entwurf Regelungen, um Konten, SchließfĂ€cher und Wertpapierdepots von sanktionierten natĂŒrlichen Personen und von Unternehmen in Deutschland ermitteln zu können.

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AfD fordert Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrats
AuswÀrtiges/Antrag

Berlin: (hib/AHE) Die AfD-Fraktion setzt sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges fĂŒr eine „nationale sicherheitspolitische Gesamtstrategie fĂŒr realpolitisches Handeln im deutschen Interesse“ ein. In einem Antrag (20/1746) fordern die Abgeordneten die Bundesregierung neben der Erarbeitung einer solchen Strategie unter anderem dazu auf, einen Nationalen Sicherheitsrat im Bundeskanzleramt unter Leitung des Bundeskanzlers einzurichten sowie einen Nationalen Sicherheitsberater samt Expertenstab einzusetzen.

Der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik mangelt es nach Auffassung der Antragsteller an „realpolitischem Gestaltungswillen und belastbarer GlaubwĂŒrdigkeit“. Den aktuellen Herausforderungen einer verĂ€nderten Weltordnung und einem immer weiter reichenden internationalen Systemwettbewerb sei Deutschland nicht gewachsen. „Eine maßgebliche Ursache hierfĂŒr ist der Mangel an einer langfristigen, realistischen, stringenten und ideologiefreien Strategie, welche die deutschen Interessen formuliert und deren Umsetzung operationalisiert.“ Vor diesem Hintergrund sei es die dringende Aufgabe der Bundesregierung, umgehend den Bundessicherheitsrat zu einem stĂ€ndigen, ressortĂŒbergreifenden Nationalen Sicherheitsrat nach österreichischem, französischem oder japanischem Vorbild mit effizienten und schlanken Strukturen umzubauen.

Weitere Forderungen der Abgeordneten zielen auf die Einrichtung eines Parlamentarischen Kontrollgremiums fĂŒr den Nationalen Sicherheitsrat und die regelmĂ€ĂŸige Unterrichtung des Bundestags ĂŒber die sicherheitspolitische Gesamtstrategie durch die Bundesregierung.

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Linke: Keine Ausbildung ukrainischer Soldaten in Deutschland
AuswÀrtiges/Antrag

Berlin: (hib/AHE) Die Fraktion Die Linke wendet sich gegen die Ausbildung ukrainischer Soldaten an schweren Waffen in Deutschland. In einem Antrag (20/1753) fordern die Abgeordneten die Bundesregierung auf, diese Ausbildung „auf dem Territorium der Bundesrepublik oder anderen Staatsgebieten umgehend einzustellen und kĂŒnftig zu unterlassen“. Auch andere militĂ€rische Akteure, namentlich Nato-VerbĂŒndete, seien aufzufordern, vergleichbare AktivitĂ€ten auf deutschem Territorium ebenfalls umgehend einzustellen. Außerdem fordern die Abgeordneten die Bundesregierung auf, die Lieferung von Waffen an die Ukraine einzustellen und „sich auf allen diplomatischen Wegen fĂŒr ein Ende des russischen Angriffskrieges einzusetzen“.

Russlands Krieg gegen die Ukraine sei durch nichts zu rechtfertigen und mĂŒsse sofort beendet werden, schreiben die Abgeordneten. Die Furcht vieler Menschen in Deutschland und Europa sei, dass eine immer stĂ€rkere militĂ€rische UnterstĂŒtzung durch Nato-Staaten die militĂ€rische Entwicklung außer Kontrolle geraten lassen könne. Die Bundesregierung setze die Bundesrepublik Deutschland und ihre BĂŒrgerinnen und BĂŒrger der ernsten Gefahr aus, als Kriegsteilnehmer definiert zu werden und somit zum Ziel militĂ€rischer Aktionen von russischer Seite zu werden, einschließlich eines potentiellen Einsatzes nuklearer Waffen.

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FachkrÀftemangel in Sozialberufen
Arbeit und Soziales/Antwort

Berlin: (hib/CHE) Der FachkrĂ€ftebedarf in den Sozial- und Erziehungsberufen in Bayern wird in den nĂ€chsten zehn Jahren um rund 30.000 Personen zunehmen. Gleichzeitig wird das ArbeitskrĂ€fteangebot in Bayern in dieser Berufshauptgruppe nur um rund 14.000 Personen ansteigen. „Die FachkrĂ€ftesituation wird sich in dieser Berufshauptgruppe in Bayern verschĂ€rfen“, schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (20/1666) auf eine Kleine Anfrage (20/1298) der Fraktion Die Linke weiter. Sie verweist dabei auf Daten der Qualifikations- und Berufsprojektionen, die gemeinsam vom Institut fĂŒr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Bundesinstitut fĂŒr Berufsbildung (BIBB) und der Gesellschaft fĂŒr wirtschaftliche Strukturforschung (GWS), erstellt worden sind.

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Berichterstatterstellen zu Menschenhandel
Familie, Senioren, Frauen und Jugend/Antwort

Berlin: (hib/CHE) Die Berichterstattungsstellen zu geschlechtsspezifischer Gewalt und zu Menschenhandel sollen Ende 2022 ihre Arbeit beginnen. Das betont die Bundesregierung in ihrer Antwort (20/1670) auf eine Kleine Anfrage (20/1461) der Fraktion Die Linke zum Kampf gegen Menschenhandel in Deutschland.

Die Bundesregierung verweist darauf, dass das Bundesministerium fĂŒr Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) seit Anfang des Jahres 2020 ein Projekt am Deutschen Institut fĂŒr Menschenrechte (DIMR) fördert, das zum Ziel hat, ein umsetzungsreifes Gesamtkonzept fĂŒr zwei unabhĂ€ngige Berichterstattungsstellen zu geschlechtsspezifischer Gewalt und zu Menschenhandel zu erarbeiten. Als Zwischenergebnis habe das DIMR im November 2021 bereits jeweils ein Leitbild fĂŒr eine Berichterstattungsstelle zu Menschenhandel und fĂŒr eine Berichterstattungsstelle zu geschlechtsspezifischer Gewalt veröffentlicht. Aktuell setze das DIMR eine Planungs- und Erprobungsphase um (Mai 2021 bis Oktober 2022). Das Gesamtkonzept fĂŒr beide Berichterstattungsstellen werde derzeit vom DIMR erarbeitet und mit Abschluss der aktuellen Projektphase vorgelegt, heißt es in der Antwort.

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Linke fragt nach GefÀhrdung durch eingelagerte Raketen
Verteidigung/Kleine Anfrage

Berlin: (hib/AW) Die Linksfraktion verlangt Auskunft ĂŒber mögliche Gefahren durch eingelagerte leichte Artillerie-Raketen vom Typ LAR 110 Millimeter der Bundeswehr. In einer Kleinen Anfrage (20/1688) verweist sie darauf, dass bei der ÜberprĂŒfung von 111 LAR-Raketen ein sogenanntes „Ausschwitzen“ eines Nitroglycerin enthaltenden Ölfilms festgestellt worden sei. In der Anfrage möchte sie unter anderem erfahren, wie viele Raketen in den Bundeswehr-Depots eingelagert sind, in welchen AbstĂ€nden sie ĂŒberprĂŒft werden und ob die Gefahr einer SelbstentzĂŒndung oder Explosion der Raketen besteht.

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