(Magdeburg, 18. Oktober 2022). Die Preise explodieren. Auch vor den Apotheken stoppt die Inflation nicht. Die entstandenen Mehrkosten fĂŒr notwendige neue TarifabschlĂŒsse und die hohen Energiepreise können Apotheken jedoch nicht an ihre Patienten weitergeben.
âZu Recht haben wir deutschlandweit die bewĂ€hrte Preisbindung fĂŒr Arzneimittel. Sie schĂŒtzt die Menschen vor Ăberforderung. Vom Arzt verordnete Arzneimittel kosten ĂŒberall gleich viel, ganz egal ob die Nachfrage gerade sehr hoch oder gering ist. Daher sind wir keine normalen Mitspieler am Markt, sondern Heilberufler, die sich um die Gesundheit ihrer Patienten kĂŒmmern. Und das mĂŒssen wir der Politik immer wieder deutlich machen“, erklĂ€rt Dr. Jens-Andreas MĂŒnch (Foto), PrĂ€sident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt.
Am 20. Oktober 2022 wird der Bundestag das Finanzstabilisierungsgesetz fĂŒr die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) endgĂŒltig verabschieden. Das Gesetz sieht vor, die Honorare fĂŒr die Apotheken zu kĂŒrzen. âDas ist eine schwere Belastung. Die Aufgaben in den Apotheken nehmen stĂ€ndig zu, was immer mehr Personal bindet. Darum mĂŒssten wir zusĂ€tzlich Personal einstellen, um zum Beispiel die bestehenden LieferengpĂ€sse bei Arzneimitteln fĂŒr unsere Patienten managen zu können. Die geplante Absenkung der VergĂŒtung fĂŒr die Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung verringert jedoch unseren personellen Spielraum deutlich. Daher lehnen wir diese KĂŒrzung ab“, erklĂ€rt Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt (LAV).
Seit fast zehn Jahren wurde das Honorar der Apotheken nicht mehr angepasst. Der Abschlag, den Apotheken der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) fĂŒr jedes rezeptpflichtige Arzneimittel einrĂ€umen mĂŒssen, soll nun jedoch von 1,77 auf 2,00 Euro (brutto) steigen. Das entspricht einer Belastung der bundesweiten 18.000 Apotheken in Höhe von 140 Mio. Euro (brutto) pro Jahr.
Apotheken sind aber keine Kostentreiber im System. Von 2005 bis 2021 ist ihr Anteil an den GKV-Gesamtausgaben von 2,8 auf nur noch 1,9 Prozent gefallen. Und das aufwendige Umsetzen der RabattvertrÀge durch die Apotheken verschafft den Krankenkassen weitere Einsparungen von 5,1 Mrd. Euro (2021).
Mathias Arnold: âDie Arbeit fĂŒr diese Umsetzung ĂŒbernehmen alle Mitarbeitenden in den Apotheken. Die geplanten KĂŒrzungen entbehren jeder rationalen Grundlage, denn die Versorgung unserer Patienten muss gesichert bleiben. DafĂŒr benötigen wir qualifiziertes und motiviertes Personal, das entsprechend entlohnt werden will. Die angestrebten HonorarkĂŒrzungen lehnen wir darum ab.“
Die Politik hat mit den vorgezeichneten KĂŒrzungen in der momentan schwierigen ökonomischen Situation einen völlig falschen Weg eingeschlagen. Er gefĂ€hrdet die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung und ist ein Schlag ins Gesicht engagierter Apothekerinnen und Apotheker. Apotheken brauchen Entlastung, nicht weitere Belastung, um auch in Zukunft fĂŒr die Patientinnen und Patienten vor Ort da sein zu können.
Foto: Dr. Jens-Andreas MĂŒnch, PrĂ€sident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt (Quelle Katrin Pohl/AK)