100 Tage Regierung – BGA fordert Herbst des Handelns

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„Meine Bilanz zur Arbeit der Bundesregierung fĂ€llt durchwachsen aus. Der Kanzler hat die Probleme Deutschlands erkannt. Es ist erfreulich, dass die neue Regierung sofort mit der Umsetzung dringlichen Handlungsbedarfs begonnen hat. Außen- und europapolitisch ist die Bundesregierung wieder inhaltlich prĂ€sent. Innenpolitisch wird – wie die Beispiele Bau-Turbo und Mietpreisbremse zeigen – gleichzeitig Gas gegeben und auf die Bremse getreten. Ein VerstĂ€ndnis fĂŒr marktwirtschaftliche ZusammenhĂ€nge scheint an manchen Stellen nicht ausreichend vorhanden zu sein. SpĂŒrbare EntbĂŒrokratisierung und Vereinfachungen lassen auf sich warten. Stattdessen ist zu befĂŒrchten, dass sich die Regierung zunehmend in rechts- und sozialpolitischen Diskussionen verzettelt. Wir brauchen jetzt Mut zur Wahrheit und Mut zu Reformen. Wir mĂŒssen nach Jahrzehnten des wirtschaftspolitischen Irrwegs endlich wieder zu einer angebotsorientierten Politik zurĂŒck. Wir brauchen einen Herbst des Handelns“, fordert Dr. Dirk Jandura (Foto), PrĂ€sident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), in seiner Bewertung zu den ersten 100 Tagen nach Amtsantritt der neuen Bundesregierung am 14. August.

„Die Weltlage ist anhaltend schwierig. Die Folgen der amerikanischen Zollpolitik belasten unsere HĂ€ndler. Hier handelt der Bundeskanzler besonnen und energisch, das gibt uns Zuversicht. Aber man darf ĂŒber die Außenpolitik den noch nicht gelösten Reformstau im Innern nicht vergessen. Wir können den hieraus resultierenden Herausforderungen deutlich selbstbewusster entgegentreten, wenn wir wirtschaftlich stark sind. Und dafĂŒr brauchen wir Wirtschaftswachstum, Unternehmensinvestitionen und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so der GroßhĂ€ndler.

„Wenn wir ĂŒber den Standort Deutschland sprechen, mĂŒssen wir auf die Kosten schauen. Wir sind momentan schlichtweg zu teuer und nicht wettbewerbsfĂ€hig – nicht einmal mehr in Europa. Die SteuersĂ€tze werden erst ab 2028 auf ein international wettbewerbsfĂ€higes Niveau sinken. Und in den Sozialversicherungen laufen die Kosten aus dem Ruder. Ich kann nicht erkennen, dass in der Bundesregierung wirklich an der Wurzel des Problems angesetzt wird. In der Besteuerung sind angemahnte strukturelle Reformen ĂŒberfĂ€llig. Und auch bei Arbeitszeit und Rente mĂŒssen endlich erforderliche, wenn auch unbequeme Entscheidungen gefĂ€llt werden. Wir können uns nicht weiter so bequem zurĂŒcklehnen und Problemlösungen schuldenfinanziert in die Zukunft verschieben. Jeder kann sparen, private Haushalte mĂŒssen dies tun, der Staat offenbar nicht. Wenn wir eine so hohe Verschuldung mittragen sollen, dann erwarte ich auch echte KĂŒrzungen auf der Ausgabenseite“, so Jandura weiter.

BGA-PrĂ€sident Jandura abschließend: „Ich erwarte vom Kanzler und seinen Ministern noch in diesem Jahr eine klare Vision fĂŒr ein Deutschland in 2035. Wie schaffen wir es, ein modernes, effizientes, digitales Deutschland zu werden, in dem wir alle gerne leben und arbeiten? Das Potenzial haben wir – legen wir los!“

Foto: BGA-PrÀsident Dr. Dirk Jandura © BGA/Kamil Janus am 13. August 2025