Willingmann und Neugebauer eröffnen Hydrogen Lab am Chemiestandort Leuna

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Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Armin Willingmann und der PrĂ€sident der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Reimund Neugebauer, haben am heutigen Mittwoch offiziell den Bau des Hydrogen Lab Leuna (HLL) an das Fraunhofer-Institut fĂŒr Windenergiesysteme IWES im Mitteldeutschen Revier ĂŒbergeben. Zudem ĂŒberreichte Willingmann den Fördermittelbescheid fĂŒr das Strukturwandel-Projekt „Hydrogen Competence Hub“ – ein zentraler Hub fĂŒr Aus- und Weiterbildung.

Das Fraunhofer IWES stellt mit dem Hydrogen Lab in Leuna die Weichen fĂŒr innovative Forschung und Entwicklung zur Erzeugung und zum Einsatz von grĂŒnem Wasserstoff in der chemischen Industrie. GrĂŒner Wasserstoff ist ein SchlĂŒsselelement fĂŒr die Rohstoffversorgung der chemischen Industrie und fĂŒr das Erreichen der Klimaziele. Die Defossilisierung, also die Umstellung auf grĂŒnen Wasserstoff entlang der gesamten Prozesskette, ist essenziell.

„Mit dem Hydrogen Lab in Leuna wird der dringend benötigte Markthochlauf von Wasserstoff-Technologien in Sachsen-Anhalt und darĂŒber hinaus beschleunigt. Die hochinnovative Forschungseinrichtung wird wesentlich dazu beitragen, dass sich Sachsen-Anhalt zu einem neuen Kraftzentrum einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft entwickeln kann. Der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft ist darĂŒber hinaus ein wichtiges Element fĂŒr die erfolgreiche Gestaltung des Strukturwandels in der Region. Mit der Förderung des Aus- und Weiterbildungsprojekts „Hydrogen Competence Hub“ steuern wir zudem gemeinsam mit der Hochschule Merseburg, der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t und der Hochschule Anhalt aktiv gegen den Mangel an Fach- und FĂŒhrungskrĂ€ften“, erklĂ€rte Willingmann. Damit werden neben regionalen Unternehmen auch internationale Projektpartner und Industriekunden fĂŒr Leuna angesprochen.

„Mit dem Aufbau des Chemie- und Wasserstoffstandorts Leuna, der bereits seit mehreren Jahren einen prosperierenden Nukleus fĂŒr die erfolgreiche Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft bildet, zeigt die Fraunhofer-Gesellschaft nicht nur effiziente Wege fĂŒr die Energiewende, sondern auch fĂŒr einen gelingenden Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier auf. Als eines von deutschlandweit drei Fraunhofer Hydrogen-Labs fokussiert sich das Hydrogen Lab Leuna auf die Forschung entlang der Wertschöpfungskette der Wasserstofferzeugung. Der dort produzierte GrĂŒne Wasserstoff wird vor Ort analysiert, aufbereitet und direkt in die 157 km lange H2-Pipeline eingespeist, von wo aus er zu den Industriestandorten der Region verteilt und in chemischen Prozessen eingesetzt wird. Mit dem neuen »Hydrogen Competence Hub« wird zudem eine wesentliche Herausforderung adressiert, die alle Reviere betrifft: der Mangel an Fach- und FĂŒhrungskrĂ€ften. Auch hier leistet die Fraunhofer-Gesellschaft durch Aus- und Weiterbildung einen wichtigen Beitrag zum Strukturwandel“, erlĂ€uterte Fraunhofer-PrĂ€sident Neugebauer.

Das fĂŒr die Forschungsarbeiten im HLL notwendige Technikum ist baulich fertiggestellt. Derzeit wird der Innenbereich des Technikums mit den erforderlichen Laboreinrichtungen- und Anlagen ausgestattet, die nicht Teil des HLL-Bauprojektes sind. „Wir freuen uns sehr, dass wir das HLL offiziell ĂŒbernehmen können und somit Platz fĂŒr den Aufbau unserer umfangreichen Testinfrastruktur haben. Allerdings ist das Technikum bereits jetzt vollstĂ€ndig ausgelastet, sodass wir schon ĂŒber Erweiterungen nachdenken mĂŒssen. Die wissenschaftliche Arbeit an den ersten Projekten hat ebenfalls bereits begonnen und wir sind im Chemiepark Leuna auf dem Weg in eine zukunftsfĂ€hige Wasserstoff-Wirtschaft, die wir aktiv forschungsseitig begleiten werden.

In diesem Zusammenhang bedanken wir uns ausdrĂŒcklich fĂŒr den Fördermittelbescheid fĂŒr das »Hydrogen Competence Hub«, mit welchem wir gemeinsam mit der regionalen Hochschullandschaft unseren Beitrag zum Aufbau und Erhalt der dringend benötigten FachkrĂ€fte leisten. Mit dem Hub streben wir eine erhöhte DurchlĂ€ssigkeit zwischen beruflicher und wissenschaftlicher Weiterbildung an, um die Bedarfe der Industrie mittels des Erwerbs von Zusatzqualifikationen schnell und modular decken zu können“, ergĂ€nzte Dr.-Ing. Sylvia Schattauer, kommissarische Institutsleiterin, Fraunhofer IWES.

Hydrogen Lab Leuna

Im Mitteldeutschen Chemiedreieck stellt die Fraunhofer-Gesellschaft mit dem vom Land Sachsen-Anhalt und der EU geförderten HLL eine neue Generation der Testinfrastruktur fĂŒr Wasserstofftechnologien bereit. Durch die Verbindung von Methodenkompetenzen und einmaliger Forschungsinfrastruktur entsteht ein nachhaltiges gemeinsames GeschĂ€ftsmodell und eine neuartige Kooperationsplattform fĂŒr Industrie und Forschung. Eingebettet in den Stoffverbund des Chemieparks Leuna bietet das HLL vier TeststĂ€nde plus Technikum fĂŒr Elektrolyseure mit einer Leistung von bis 5 Megawatt (MW), die mit deionisiertem Wasser, Dampf, Druckluft, Stickstoff, Wasserstoff und zukĂŒnftig auch mit CO2 versorgt werden. Der produzierte grĂŒne Wasserstoff wird vor Ort analysiert, aufbereitet und direkt in die 157 km lange H2-Pipeline eingespeist, von wo aus er zu den Industriestandorten der Region verteilt wird und dort in chemischen Prozessen verwendet werden kann. Das Fraunhofer IWES ist Besitzer und Betreiber der Infrastruktur am HLL.

Der Aufbau des „Hydrogen Lab Leuna“ wurde vom Wissenschaftsministerium Sachsen-Anhalt und von der EuropĂ€ischen Union mit gut acht Millionen Euro gefördert. Das gesamte Bauvolumen fĂŒr das Hydrogen Lab Leuna belĂ€uft sich auf mehr als 10 Millionen Euro zuzĂŒglich Projektförderungen fĂŒr die Testinfrastruktur.

Aus- und Weiterbildungsprojekt „Hydrogen Competence Hub“

Im nĂ€chsten Jahr werden gleich zwei STARK-Projekte ihre Arbeit aufnehmen. Gemeinsam mit der Hochschule Merseburg, der Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t und der Hochschule Anhalt soll ab Februar 2023 fĂŒr zwei Jahre an dem Aufbau eines zentralen Hubs fĂŒr Aus- und Weiterbildung gearbeitet werden. Konkret wird ein regionales Bildungsnetzwerk etabliert, aber auch eigene Weiterbildungsangebote entwickelt. Damit sollen die Kompetenzen der Region im Bereich digitale Wasserstoff-Technologien gestĂ€rkt und ein erhöhter Transfer zwischen beruflicher und wissenschaftlicher Weiterbildung geschaffen werden. Durch Zusatzqualifikationen sollen die Bedarfe der Industrie schnell und modular gedeckt werden. Dieses brandaktuelle und notwendige Projekt erhĂ€lt den Förderbescheid und damit 2,5 Millionen Euro aus den Mitteln des Bundesministeriums fĂŒr Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) der Förderrichtlinie zur StĂ€rkung der Transformationsdynamik und Aufbruch in den Revieren und an den Kohlekraftwerksstandorten (STARK).

Projekt „House of Transfer“

Das zweite Projekt „House of Transfer“ als zentrale Anlaufstelle fĂŒr Stakeholder aus den Bereichen Chemie, Bioökonomie, Kunststoff und Wasserstoff hat es sich zum Ziel gesetzt, die bestehenden AktivitĂ€ten in der Region zu verzahnen. Hier werden z.B. Technologiegeber mit industriellen Bedarfen, Projektideen mit Investoren sowie Start-Ups mit erfahrenen Playern zusammengefĂŒhrt. Es entsteht ein umfassendes Beratungs- und Dienstleistungsangebot. Das „House of Transfer“ hat bereits einen Förderbescheid ĂŒber 4,6 Millionen Euro am 28.09.2022 erhalten und startet im Januar mit der Arbeit.

Titelfoto: Minister Willingmann, Sylvia Schattauer und Reimund Neugebauer (c) Fraunhofer

Foto 2: Förderbescheid-Übergabe fĂŒr das Strukturwandelprojekt „Hydrogen Competence Hub“ Minister des Landes Sachsen-Anhalt Prof. Dr. Armin Willingmann, Prof. Dr. Markus Krabbes, Hochschule Merseburg, Prof. Dr. Jörg Bagdahn, Hochschule Anhalt, Prof. Dr. Strackeljan, Otto-von-Guericke-UniversitĂ€t Magdeburg, Dr.-Ing. Sylvia Schattauer, kommissarische Institutsleiterin Fraunhofer IWES. (c) Fraunhofer