Wie sich Homeoffice auf die Gesundheit auswirken kann

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Magdeburg. Arbeitsmediziner:innen der Medizinischen FakultÀt Magdeburg analysieren die Folgen und Herausforderungen von Homeoffice.

Homeoffice bringt viele Vor-, aber auch Nachteile mit sich. Wie genau sich die Arbeit von zuhause auf die Gesundheit auswirkt und welche Herausforderungen damit einhergehen, das hat ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Bereich Arbeitsmedizin der Otto-von-Guericke-UniversitÀt Magdeburg untersucht. Mithilfe von Digitalen Arbeitssituationsanalysen (ASITA) wurden die Belastungen und Ressourcen der Homeoffice-Arbeit in einer öffentlichen Verwaltung erfasst und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Das Projekt wird von der AOK Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Gastwissenschaftlerin Ronja Bölsch-Peterka von der Medizinischen FakultĂ€t Magdeburg erklĂ€rt: „Im Zuge der Corona-Pandemie wurde die Arbeit in vielen Betrieben nach Hause verlagert und innerhalb kurzer Zeit hat sich die Arbeitssituation der BeschĂ€ftigten schnell verĂ€ndert. Um mögliche Belastungen zu identifizieren und gesundheitliche Ressourcen auszubauen, sind fundierte Analysen der Arbeitssituation notwendig.“ Nicht zuletzt auch, damit angeschobene VerĂ€nderungen besser angenommen wĂŒrden, ergĂ€nzt die Gesundheitswissenschaftlerin.

Mit Hilfe digitaler Arbeitssituationsanalysen wurden drei Gruppen mit insgesamt 16 BeschĂ€ftigten einer öffentlichen Verwaltung zu ihrer Arbeitssituation im Homeoffice wĂ€hrend der Corona-Pandemie befragt. Eingeschlossen wurden BeschĂ€ftigte, die innerhalb der letzten 12 Wochen vor der Befragung an mindestens zwei Tagen pro Woche im Homeoffice gearbeitet haben. In Gruppenworkshops wurden die BeschĂ€ftigten zu den Bereichen Arbeitsorganisation, Arbeitsaufgabe, Arbeitsmittel, Arbeitsumfeld, FĂŒhrung und Beziehungen zu Kolleg:innen befragt.

Das Ergebnis: Mit der Arbeit im Homeoffice gingen gleichzeitig neue Anforderungen an BeschĂ€ftigte einher: Gefordert wurden mehr Autonomie und Eigenverantwortung, vermehrte Einzelarbeit und Skills im Bereich der digitalen Kommunikation. „Unsere Analyse hat gezeigt, dass sich damit im Bereich der Arbeitsorganisation individuelle Vorteile, wie der Wegfall von Arbeitswegen oder eine bessere Zeiteinteilung, ergeben haben. Hinsichtlich der Kommunikation im Unternehmen fehlten allerdings hĂ€ufig klare Strukturen und Regelungen zur Arbeit im Homeoffice. Als negativer Effekt wurden hĂ€ufig der fehlende direkte Kontakt mit den Kollegen genannt sowie der schwierige Weg der Digitalisierung innerhalb einer Verwaltung.“

Auf Basis der Analyse wurden im Herbst 2021 GesundheitswerkstĂ€tten durchgefĂŒhrt, um die Handlungsempfehlungen zu konkretisieren und Homeoffice als dauerhaftes Arbeitsmodell im Unternehmen zu platzieren.

Die Expertin rĂ€t: „Digitale Arbeitssituationsanalysen können ein aussagekrĂ€ftiges Instrument sein, um gesundheitliche Belastungen und Ressourcen auch in Unternehmen mit mobil-flexiblen Arbeitsmodellen zu untersuchen. Wie am Beispiel der Corona-Pandemie gezeigt, bedingt ein Wandel der Arbeitssituation in Unternehmen einen kontinuierlichen Reflexionsprozess, bei dem die Gesundheit der BeschĂ€ftigten eine wesentliche SĂ€ule sein muss. Dieser Prozess sollte im Idealfall transparent und partizipativ gestaltet werden.“

Foto: Ronja Bölsch-Peterka, Gastwisssenschaftlerin im Bereich Arbeitsmedizin an der Medizinischen FakultÀt der OVGU (c) Sarah Kossmann