Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt: Kleinwindanlagen – ein neuer Trend?

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Mehr als eine windige Angelegenheit

Magdeburg. Schon in den zurĂŒckliegenden Jahrzehnten waren private Haushalte die Treiber der Energiewende. Sie haben die HĂ€lfte des regenerativen Stroms geliefert, lange bevor sich die Erkenntnis in der Politik durchsetzte, dass Photovoltaik und Windkraft die Hauptrolle in der Energieerzeugung zukommt. Beim Versuch, möglichst jedes Potenzial auszuschöpfen, fĂ€llt der Blick auch auf kleine Anlagen wie Stecker-PV-GerĂ€te („Balkon-Kraftwerke“) und kleine Windanlagen.

WĂ€hrend jedoch auf, an oder neben die meisten HĂ€user eine Photovoltaik-Anlage passt und guten Ertrag liefert, sieht es bei geeigneten Standorten fĂŒr Kleinwindanlagen deutlich schlechter aus.

Die schlichte Erkenntnis ist, dass ein Windrad vor allem ordentlich Wind braucht, um viel Strom zu erzeugen. So liefert ein guter Standort den achtfachen Ertrag gegenĂŒber einem schlechten Standort mit einer nur halb so hohen mittleren Windgeschwindigkeit.

Und wĂ€hrend bei großen Windanlagen an guten Standorten ein hoher Mast den Rotor in eine Höhe bringt, wo an sehr vielen Tagen im Jahr brauchbare Windgeschwindigkeiten anzutreffen sind, herrscht auf den typischen zehn Metern Maximalhöhe von Kleinanlagen auf PrivatgrundstĂŒcken die meiste Zeit Flaute.

Die Energieberatung der Verbraucherzentrale rĂ€t ernsthaft Interessierten, zunĂ€chst zu prĂŒfen, in welcher Windzone sie ihr Windrad aufstellen können. Generell ist KĂŒstennĂ€he oder eine Höhenlage von Vorteil, aber auch freie FlĂ€chen vor und hinter dem Windrad mĂŒssen vorhanden sein. Denn jeder Strauch und jedes Haus in der Hauptwindrichtung sind nachteilig. Schon ein WĂ€ldchen in 50 Metern Entfernung macht den Standort ungĂŒnstig. Der Wind sollte mit wenig Widerstand „Anlauf nehmen“ können.

Kleinwindanlage fĂŒrs Dach?

Das Gleiche gilt fĂŒr die zunehmend beworbenen Anlagenkonzepte, die eine Montage am Giebel des Hauses oder in DachrinnennĂ€he vorsehen. Das GebĂ€ude selbst verwirbelt die Windströmung und das Resultat ist ein schlechter Ertrag. Am Wohnhaus können sich außerdem Vibrationen der Rotoren im Betrieb sehr störend bemerkbar machen.

Über diese Bedingungen sollte Klarheit herrschen, bevor man zum Bauamt geht und klĂ€rt, ob am geplanten Standort ein kleines Windrad zulĂ€ssig ist.

Die Energieberatung der Verbraucherzentrale weist außerdem darauf hin, dass kleine WindrĂ€der pro Watt Leistung gut dreimal so teuer sind wie die technisch ausgereiften Megawatt-Maschinen aus der Großserie. Insofern ist der Betrieb einer Kleinwindanlage ein sehr respektables Hobby, aber als Geldanlage taugt eine Kleinwindanlage nicht. Zu diesem Zweck könnte eher ein finanzieller Anteil an einer großen Anlage oder einem Windpark lukrativer sein, wĂ€re jedoch auch mit höheren Risiken verbunden.

Wer dennoch zur Tat schreiten will, sollte sich beim Vergleich verschiedener, angebotener WindrĂ€der Zeit nehmen und beispielsweise einen Energieberater hinzuziehen. Hier ist wiederum entscheidend, ob sie zum Windangebot des Standortes passen und bei welchen Windgeschwindigkeiten die im Herstellerprospekt angegebene Nenn-Leistung gemessen wurde. Denn im Garten inmitten der ApfelbĂ€ume nĂŒtzt es wenig, wenn die Anlage eine gute Wahl fĂŒr die kahle Bergspitze wĂ€re.

Wer alle HĂŒrden erfolgreich nimmt und auch bereits eine PV-Anlage betreibt, wird mit mehr UnabhĂ€ngigkeit belohnt – im Sommer vor allem durch Photovoltaik, im Winter durch viel Wind. Eine gute Kleinwindanlage von 1,5 Kilowatt Nennleistung kann an einem Standort mit gutem Wind (mittlere Windgeschwindigkeit 4 m/s) etwa 1.500 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen.

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