Der republikanische PrĂ€sidentschaftskandidat Donald Trump hat seine erste Wahlkampfkundgebung nach dem Attentat auf ihn genutzt, um gegen seinen strauchelnden Kontrahenten Joe Biden auszuteilen. Trump trat gemeinsam mit seinem neuen VizeprĂ€sidentschaftskandidaten J.D. Vance in Grand Rapids im Bundesstaat Michigan auf – genau eine Woche, nachdem ein AttentĂ€ter bei einer Ă€hnlichen Veranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania auf ihn geschossen und ihn leicht verletzt hatte. Trump gab sich angriffslustig wie eh und je und spottete ĂŒber die Probleme des demokratischen Amtsinhabers Biden, der mit einer Rebellion in seiner eigenen Partei konfrontiert ist.
Ein SchĂŒtze hatte eine Woche zuvor auf einer Wahlkampfveranstaltung in der Stadt Butler im Bundesstaat Pennsylvania das Feuer eröffnet und auf Trump geschossen. Der TĂ€ter wurde von SicherheitskrĂ€ften getötet. Ein Besucher der Kundgebung starb, zwei weitere wurden verwundet. Trump wurde am rechten Ohr verletzt. Der Vorfall war eine Eskalation im ohnehin schon aufgeheizten US-Wahlkampf.
In Grand Rapids sagte Trump vor jubelnden AnhĂ€ngern mit Blick auf das Attentat erneut: «Ich stehe nur durch die Gnade des allmĂ€chtigen Gottes vor euch.» Erstmals prĂ€sentierte sich Trump bei einer Wahlkampfkundgebung gemeinsam mit seinem neuen Vize Vance. Bei einem Nominierungsparteitag der Republikaner in Milwaukee hatten die Delegierten die beiden vor wenigen Tagen offiziell zum Kandidaten-Duo fĂŒr die PrĂ€sidentenwahl im November gekĂŒrt. «Ich habe die richtige Wahl getroffen», sagte Trump ĂŒber seinen neuen Kompagnon. «Er ist so gut.»
Trump schwĂ€rmte ĂŒber das Treffen seiner Partei in Milwaukee. «Es war wie ein groĂes, schönes, viertĂ€giges Fest der Liebe.» Es habe keinen Streit gegeben, kein Geschrei, kein GebrĂŒll.
Schadenfreude ĂŒber Bidens Krise
Der Republikaner spottete dagegen ĂŒber den im August anstehenden Nominierungsparteitag der Demokraten. «Sie haben ein paar Probleme. Erstens: Sie haben keine Ahnung, wer ihr Kandidat ist.» Trump verwies damit auf die Revolte der Demokraten gegen ihren Spitzenmann Biden, der bei der Wahl im November fĂŒr eine zweite Amtszeit antreten will. Der 81-JĂ€hrige steht wegen seines Alters und Zweifeln an seiner geistigen Fitness jedoch massiv unter Druck. Eine wachsende Zahl von Parteikollegen ruft Biden öffentlich auf, aus dem PrĂ€sidentschaftsrennen auszusteigen.
Druck auf Biden wÀchst unaufhörlich
Der kollektive Druck von Demokraten auf Biden wird derweil immer stĂ€rker. Unaufhörlich und in zunehmender Zahl wagen sich weitere Demokraten aus dem US-Kongress vor, um ihren Parteikollegen öffentlich zum Ausstieg aus dem PrĂ€sidentschaftsrennen aufzufordern. Zuletzt machten ein Dutzend weitere Demokraten innerhalb von 24 Stunden eine RĂŒckzugsforderung an Biden publik. Auch der Ton wird dabei rauer. So gab ein Abgeordneter öffentlich zum Besten, Biden haben ihn jĂŒngst bei einer Begegnung nicht mehr erkannt.
Hinter den Kulissen versucht Medienberichten zufolge auch die allererste Reihe der Partei, Biden zum RĂŒckzug zu bewegen, darunter die beiden Top-Demokraten aus dem Kongress, Chuck Schumer und Hakeem Jeffries, wie auch die frĂŒhere Vorsitzende des ReprĂ€sentantenhauses und weiterhin einflussreiche Demokratin, Nancy Pelosi. Bidens frĂŒherer Chef, Ex-PrĂ€sident Barack Obama, soll ebenfalls Bedenken geĂ€uĂert haben.
Biden, der sich derzeit wegen einer Corona-Infektion in seinem Privathaus in Rehoboth Beach im Bundesstaat Delaware isoliert und öffentlich nicht auftritt, gibt sich nach auĂen hin bislang unbeeindruckt von der parteiinternen Rebellion und kĂŒndigte fĂŒr die kommende Woche seine RĂŒckkehr auf die Wahlkampf-BĂŒhne an. US-Medien zufolge deutet sich eine Mega-Wende an. Demnach schlieĂt der 81-JĂ€hrige angesichts des enormen Widerstandes in den eigenen Reihen insgeheim einen Ausstieg aus dem Rennen aber nicht mehr kategorisch aus.
Ăffentlich hat Biden alle RĂŒckzugsforderungen bisher entschieden zurĂŒckgewiesen. Auch sein Wahlkampfteam betont beharrlich, er habe nicht vor, hinzuschmeiĂen.
Text/Foto: Welt Nachrichtensender am 21. Juli 2024