Stadtgeschichte im Rathaus: Sinti und Roma in Magdeburg – Aufarbeitung der NS- und Nachkriegszeit

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Magdeburg. Die Veranstaltungsreihe des Stadtarchivs widmet sich diesmal einem dunklen Kapitel der Magdeburger Vergangenheit. Verena Meier von der UniversitĂ€t Heidelberg spricht ĂŒber den Völkermord an Sinti und Roma im Nationalsozialismus und dessen schwierige Aufarbeitung. Die Veranstaltung beginnt am 11. Juli 2023 um 19.00 Uhr im Kaiserin-Adelheid-Foyer. Alle interessierten Magdeburger*innen sowie GĂ€ste der Stadt sind eingeladen. Der Eintritt ist frei.
 
Der Völkermord an Sinti und Roma im Nationalsozialismus war ein staatlich organisiertes Verbrechen, das arbeitsteilig umgesetzt wurde. Im Kern des TĂ€ter*innen-Netzwerkes stand die Kriminalpolizei. Sie knĂŒpfte an eine lĂ€ngere Tradition der Überwachung von Personen an, die unter der diskriminierenden Fremdbezeichnung „Zigeuner“ zusammengefasst und verfolgt wurden. Im Vortrag wird mit Fokus auf die Kriminalpolizeistelle Magdeburg die Verfolgung im Wechselspiel zwischen lokalen Initiativen und zentralen Direktiven dargelegt. Ebenso wird nach der Kollaboration von Einrichtungen und Einzelpersonen außerhalb der Kriminalpolizei gefragt. Zur Sprache kommen aber auch die HandlungsspielrĂ€ume und Widerstandsversuche durch die Verfolgten und ihren Helfer*innen.
 
Schließlich wird die Aufarbeitung der Verbrechen seit dem Kriegsende beleuchtet. Wie gingen die Alliierten und die Organe der DDR mit den Verbrechen sowie der NS-belasteten Kriminalpolizei nach 1945 um und wie verhielt sich die Nachkriegsgesellschaft gegenĂŒber TĂ€tern wie Opfern?
 
Die Referentin Verena Meier M. A. war unter anderem fĂŒr das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma tĂ€tig. Seit 2018 ist sie Doktorandin an der Forschungsstelle Antiziganismus der UniversitĂ€t Heidelberg und arbeitet an ihrer Promotion mit dem Arbeitstitel: „Kriminalpolizei und Völkermord. Die nationalsozialistische Verfolgung von Sinti und Roma in Magdeburg und die Aufarbeitung dessen unter den Alliierten sowie in der DDR“. 2022 war sie Dietrich-Moderhack-Stipendiatin der Historischen Kommission fĂŒr Sachsen-Anhalt.
 
Das Programm der Veranstaltungsreihe gibt es als Flyer oder online auf www.magdeburg.de/stadtarchiv.

Titelfoto: Sogenanntes „Zigeunerlager“ an der Ebendorfer Chaussee, 1939 (c) Foto: Stadtarchiv Magdeburg, Fotobestand Hochbauamt, Nr. 16788

Foto 2: Denkmal fĂŒr die deportierten Magdeburger Sinti und Roma, 2011 (c) Foto: Stadtarchiv Magdeburg, Fotobestand JĂŒrgen Banse, Nr. 530