Hamburg (ots) – Die Propaganda des Kremls ĂĽber den russischen Angriffskrieg in der Ukraine findet Anklang unter jungen Deutschen. Jeder fĂĽnfte glaubt, die Nato habe Wladimir Putin so lange provoziert, bis er die Ukraine habe angreifen mĂĽssen; jeder zehnte ist der Meinung, Russland sei einmarschiert, um in Kiew ein faschistisches Regime zu stĂĽrzen. Dies ist das Resultat einer repräsentativen Studie der Universität Leipzig unter 3240 Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 29 Jahren, deren erste Ergebnisse der Wochenzeitung DIE ZEIT exklusiv vorliegen.
Der Umfrage zufolge wird zwar Russland von einer groĂźen Mehrheit der jungen Deutschen (76 Prozent) als Aggressor gesehen, rund die Hälfte der Befragten aber halten die Ukraine – ebenso wie die Nato oder die USA – zumindest fĂĽr mitverantwortlich am Krieg.
Innerhalb der Daten zeigen sich Unterschiede im Detail, zwischen Stadt und Land, Parteipräferenzen, Konfessionen oder SchulabschlĂĽssen. „Verschwörungserzählungen ĂĽber den Krieg finden insbesondere bei Menschen mit niedriger Bildung oder Wählern der AfD Anklang“, sagt Nina Kolleck, Professorin an der Universität Leipzig und Leiterin der Studie. Das gelte auch fĂĽr Menschen in ländlichen, strukturschwächeren Regionen im Vergleich mit Stadtbewohnern.
Ein weiterer Befund: Die Befragten fĂĽhlen sich von den Medien offenbar einseitig informiert. Jede und jeder Dritte findet, man könne „westlichen Medien“ in ihrer Berichterstattung ĂĽber den Krieg nicht trauen. „Insgesamt sehen wir einen Mangel an Bildung und Orientierung“, sagt Nina Kolleck. „Die jungen Menschen wurden in den letzten Jahren von Krisen ĂĽberrollt. Im Gegensatz zur Generation vor ihnen haben sie nicht mehr die Gewissheit von Frieden und Stabilität in Europa.“
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