Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeiinspektion Magdeburg fĂŒr das Jahr 2021

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  • 309 FĂ€lle erfasst
  • 932 Straftaten aufgeklĂ€rt – AufklĂ€rungsquote blieb mit 53,2 % auf Vorjahresniveau
  • AufklĂ€rungsquote bei Mord und Totschlag bei 100 Prozent
  • Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf spezielle Deliktsbereiche

Allgemein

Die Anzahl der von der Polizeiinspektion Magdeburg (PI MD) im Jahr 2021 abgeschlossenen FĂ€lle verringerte sich gegenĂŒber dem Vorjahr auf 56.309 FĂ€lle (2020: 61.000). Mit diesem RĂŒckgang von -7,7% setzte sich der Trend der letzten Jahre fort.

Insgesamt konnten hiervon 29.932 FĂ€lle aufgeklĂ€rt werden, was einer um +0,5 Prozentpunkten gestiegenen AufklĂ€rungsquote (AQ) von 53,2% gegenĂŒber dem Vorjahr entspricht.

Insgesamt wurden 20.150 TatverdĂ€chtige ermittelt (15.118 mĂ€nnlich, 5.032 weiblich). Im Vergleich zum Vorjahr (2020: 21.593) bedeutet dies einen RĂŒckgang um -6,7%.

Der Anteil nichtdeutscher TatverdÀchtiger verringerte sich im Jahresvergleich auf 3.354 TatverdÀchtige (2020: 4.160), was einen Anteil von 16,6% der Gesamtanzahl aller ermittelten TatverdÀchtigen ausmacht (2020: 19,3%). Unter Nichtdeutschen definiert die PKS Personen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen.

Bei den TatverdĂ€chtigen unter 21 Jahren ist der Anteil mit 18,5% (3.731 TatverdĂ€chtige) geringer als im Jahr 2020 mit 19,1%. Von den im Jahr 2021 unter 21-JĂ€hrigen wurden 761 Kinder (bis unter 14 Jahre), 1.574 Jugendliche (14 bis unter 18 Jahre) und 1.396 Heranwachsende (18 bis unter 21 Jahre) als TatverdĂ€chtige ermittelt.

Die Anzahl der IntensivtÀter, also TÀter mit mehr als neun Handlungen, ist im Jahr 2021 auf 257 gesunken (-45). Diese waren an 4.173 FÀllen beteiligt (-892).

Straftaten gegen das Leben

Im Zuge der Bearbeitung durch die PI MD lag der Anteil der Straftaten gegen das Leben mit 27 FĂ€llen bei 0,05% aller erfassten FĂ€lle. Unter diesen 27 FĂ€llen waren vier Morde, die mit einer AufklĂ€rungsquote von 100% allesamt aufgeklĂ€rt werden konnten. Von Mord spricht man, wenn vorsĂ€tzlich ein Mensch getötet wurde und zusĂ€tzlich ein vom Gesetzgeber definiertes Mordmerkmal wie u.a. Mordlust, Habgier oder HeimtĂŒcke vorliegt. Ebenso konnten alle erfassten zehn FĂ€lle des Deliktsbereichs „Totschlag und Tötung auf Verlangen“ aufgeklĂ€rt werden (AQ 100,0%). Von 13 erfassten FĂ€llen der fahrlĂ€ssigen Tötung wurden sechs aufgeklĂ€rt, was einer AQ von 46,2% entspricht.

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Von den 956 erfassten Sexualdelikten konnten 851 aufgeklĂ€rt werden, was einer AQ von 89,0% entspricht. Damit ist die Zahl der erfassten FĂ€lle um +26,3% (2020: 757) gestiegen, die der aufgeklĂ€rten FĂ€lle um +33,4%. Dies entspricht einem Anstieg der AQ um +4,7 Prozentpunkte. UrsĂ€chlich hierfĂŒr ist u.a. ein erneuter Anstieg im Deliktsfeld des Verbreitens von pornografischen Schriften, insbesondere kinderpornografischer Schriften zu begrĂŒnden. Hier ist ein zunehmendes Aufkommen von grĂ¶ĂŸeren Ermittlungsverfahren gegen eine Vielzahl von TatverdĂ€chtigen zu verzeichnen. Weiter kann festgestellt werden, dass das Verhalten von Kindern und Jugendlichen im Umgang mit sozialen Medien sowie Internet-Nachrichtendiensten im Wandel ist. Die Hemmschwelle die mit dem Umgang von deliktsbezogenen Aufnahmen[1] verbunden ist, sinkt immer weiter. So werden ĂŒber Nachrichtendienste wie „Snap-Chat“, „Tiktok“, „Telegram“ oder „WhatsApp“ vermehrt Bilder und Videos verschickt oder in Gruppen hochgeladen, welche den vorgenannten Straftatbestand tangieren können. Diese Aufnahmen werden dann erneut weiterverbreitet und können somit schnell einem sehr großen, nicht abschĂ€tzbaren Teilnehmerkreis zur VerfĂŒgung stehen. Um +34,5% stiegen die erfassten FĂ€lle von sexuellem Missbrauch von Kindern auf 234 FĂ€lle (2020: 174. Die AQ stieg auch hier leicht auf 93,2% (2020: 89,7%).

Ebenfalls ist die Anzahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung unter Gewaltanwendung/AbhÀngigkeit um 49 FÀlle auf 326 gestiegen. Hiervon konnten 90,2% der FÀlle aufgeklÀrt werden, was einem Anstieg der AQ um +5,0 Prozentpunkte entspricht.

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[1] z.B. das Versenden von Nacktaufnahmen

Rohheitsdelikte und Delikte gegen die persönliche Freiheit

Die Anzahl der erfassten Rohheitsdelikte, zu denen u. a. Körperverletzungen und Raubdelikte zĂ€hlen, sank um -103 FĂ€lle auf 8.726 FĂ€lle. Dieser RĂŒckgang ist insbesondere durch die gesunkenen Fallzahlen im Bereich der Raubdelikte und Körperverletzungsdelikte zu begrĂŒnden. FĂŒr Raubdelikte wurden 322 FĂ€lle erfasst, was einem RĂŒckgang um -44 FĂ€lle entspricht. FĂŒr Körperverletzungsdelikte ist ein RĂŒckgang von -187 FĂ€llen auf 5486 erfasste FĂ€lle zu verzeichnen. In beiden Bereichen konnte die AQ zudem leicht erhöht werden (Raubdelikte: 66,8%, Körperverletzungsdelikte: 90,0%).

Ein deutlicher Anstieg ist fĂŒr den Tatbestand der Bedrohung (+340 erfasste FĂ€lle) um +23,0% festzustellen. UrsĂ€chlich hierfĂŒr dĂŒrfte, neben denen auch schon im Vorjahr vermehrt auftretenden nachbarschaftlichen Streitigkeiten durch den Corona-bedingten vermehrten Aufenthalt im hĂ€uslichen oder hausnahen Bereich, die Neufassung des § 241 StGB im April 2021 sein. Vor der Änderung war nach   § 241 StGB nur die Drohung mit einem Verbrechen wie beispielsweise Mord strafbar. Es fallen nun deutlich mehr Tathandlungen unter diesen Straftatbestand wie Taten gegen die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, die persönliche Freiheit oder gegen Sachen von bedeutendem Wert.

EigentumskriminalitÀt

Diebstahlsdelikte insgesamt bilden mit 32,8% den höchsten Anteil an den 2021 abgeschlossenen FĂ€llen. Dabei sank die Anzahl auf 18.462 FĂ€lle (-17,6%). In fast allen TatbestĂ€nden dieses Deliktfeldes gab es einen RĂŒckgang der erfassten FĂ€lle. Lediglich DiebstĂ€hle von Kraftfahrzeugen und KrĂ€dern, einschließlich unbefugter Ingebrauchnahme, haben einen Anstieg von +7,9% (Kraftwagen) und +9,0% (KrĂ€der) bei den erfassten FĂ€llen zu verzeichnen. Einen weiteren deutlichen RĂŒckgang an erfassten FĂ€llen gab es fĂŒr das Delikt Ladendiebstahl (‑22,4%).

Ebenfalls setzte sich der fortlaufende RĂŒckgang des besonders schweren Diebstahls in/aus Wohnungen fort. Hier war erneut ein RĂŒckgang (-24,1%) auf 621 erfasste FĂ€lle zu verzeichnen. Gleichzeitig konnte die AQ auf 21,4% gesteigert werden. Insgesamt ist die AQ fĂŒr alle Diebstahlsdelikte leicht um +1,4 Prozentpunkte auf 27,8% gestiegen.

Vermögens- und FÀlschungsdelikte

Im Bereich der Betrugsdelikte ist ein leichter Anstieg um +0,7% auf 7.482 erfasste FĂ€lle zu verzeichnen (2020: 7.429 FĂ€lle). Ebenso ist erneut ist ein leichter Anstieg um +1,5% im Deliktsfeld Waren- und Warenkreditbetrug (+1,5%) auf 4.331 erfasste FĂ€lle zu verzeichnen. Insbesondere die erfassten FĂ€lle fĂŒr das Delikt sonstiger Warenkreditbetrug stiegen um +8,8% auf 2.733, was durchaus in Zusammenhang mit der Pandemie-Lage gebracht werden kann. Durch die temporĂ€re Schließung des Einzelhandels verlagerte sich das Einkaufsverhalten im letzten Jahr nochmals stĂ€rker auf den Internethandel, wobei hier u.a. eine Vielzahl von sogenannten „Fake-Shops“ zu verzeichnen war. So locken diese Onlineportale mit besonders gĂŒnstigen Angeboten zu begehrten Artikeln. Ein gutes Beispiel ist dabei die Spielkonsole eines namenhaften japanischen Herstellers, welche aufgrund von Lieferschwierigkeiten, bundesweit stark nachgefragt war. Auch die vermeintliche AnonymitĂ€t und gefĂŒhlte Sicherheit im Internet lassen viele BĂŒrger schnell zu Opfern von ComputerkriminalitĂ€t werden. So ĂŒberweisen GeschĂ€digte große Summen ĂŒber einen Online-Zahldienst fĂŒr eine vermeintliche Ware, welche der unbekannte TĂ€ter z.B. ĂŒber Online-Flohmarktplattformen anbietet. Oftmals verwenden die TĂ€ter auch Onlinebanken zum Geldtransfer, welche von den TĂ€tern keine IdentitĂ€tsverifizierung verlangen.

Der Tatbestand der UrkundenfĂ€lschung stieg erneut. Hier ist ein Zuwachs der erfassten FĂ€lle um +48 FĂ€lle auf 977 zu verzeichnen. RĂŒckgĂ€ngig waren u.a. die erfassten FĂ€lle fĂŒr Geld-, WertzeichenfĂ€lschung, FĂ€lschung von Zahlungskarten/Schecks (2021: 139, 2020: 197).

Neben den bereits erwĂ€hnten AuffĂ€lligkeiten bezĂŒglich der Corona-Pandemielage sind u.a. auch im Bereich der WirtschaftskriminalitĂ€t Auswirkungen zu verspĂŒren. So wurden/werden im Zentralen Kriminaldienst der PI Magdeburg Ermittlungsverfahren wegen Subventionsbetruges vor dem Hintergrund der Corona-Soforthilfe bearbeitet.

Sonstige StraftatbestÀnde

Beim Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte stiegen die erfassten Straftaten um +24 FĂ€lle auf 295 (+8,9%). Die Fallzahlen im Deliktsbereich SachbeschĂ€digung sanken leicht um -42 auf 6.811 erfasste FĂ€lle (-0,6%). FĂŒr den Tatbestand der Beleidigung ist ein RĂŒckgang der erfassen FĂ€lle um -6,4% auf 2.302 festzustellen. Einen deutlichen Anstieg gab es fĂŒr die TatbestĂ€nde AusspĂ€hen/ Abfangen von Daten. Hier waren 610 erfasste FĂ€lle zu verzeichnen, was einem Anstieg von +59,3% entspricht. Die AQ sank auf 8,9% um -3,4 Prozentpunkte. Hierbei ist festzustellen, dass die spĂ€teren Opfer oftmals unbewusst eine Vielzahl von persönlichen Daten von sich fĂŒr vermeintliche Werbezwecke oder Sonderangebote herausgeben, ohne sich ernsthafte Gedanken ĂŒber die Konsequenzen zu machen. Nicht zuletzt ist diese Tathandlung nur eine Vorbereitung fĂŒr weitere Betrugshandlungen im Internet mit den Daten der GeschĂ€digten.

Strafrechtliche Nebengesetzte

Im Berichtsjahr stellte die Polizei +197 FĂ€lle (+6,5%) der RauschgiftkriminalitĂ€t mehr fest als im Vorjahr. Ursache hierfĂŒr sind die unverĂ€ndert vermehrt durchgefĂŒhrten Kontrollen der Behörden. Den höchsten Anteil der FĂ€lle im Bereich der RauschgiftkriminalitĂ€t nehmen dabei allgemeine VerstĂ¶ĂŸe gegen das BtMG mit Cannabis mit 1.252 FĂ€llen (+54 erfasste FĂ€lle), Amphetaminen in flĂŒssiger und fester Form mit 542 FĂ€llen (+88 erfasste FĂ€lle) und Methamphetamin mit 450 FĂ€llen (+72 erfasste FĂ€lle) ein.

Von Zuwanderern begangene Straftaten

Analog den Festlegungen in der PKS gilt als Zuwanderer, wer mit dem Aufenthaltsanlass „Asylbewerber“, „Schutzberechtigter und Asylberechtigter, Kontingent-flĂŒchtling“, „Duldung“ oder „unerlaubter Aufenthalt“ in Deutschland registriert wurde.

In der Personengruppe der Zuwanderer wurden 1.374 (-42,0 %) TatverdĂ€chtige gezĂ€hlt, die an 1.832 (-40,5%) erfassten FĂ€llen beteiligt waren. Im Jahr 2020 waren es 3.080 FĂ€lle, an denen 2.371 Zuwanderer beteiligt waren. RĂŒcklĂ€ufig sind vor allem VerstĂ¶ĂŸe gegen das Aufenthalts-, das Asyl- oder FreizĂŒgigkeitsgesetz durch Asylbegehrende. Im Jahr 2021 wurden 366 FĂ€lle in der PKS ausgewiesen, was einem RĂŒckgang um -731 (-66,6 %) FĂ€lle zum Vorjahr (1.097erfasste FĂ€lle) entspricht.

Neben diesen auslĂ€nderspezifischen VerstĂ¶ĂŸen, also VerstĂ¶ĂŸen, die nicht von Deutschen begangen werden können, waren aber auch die erfassten FĂ€lle in allen anderen Deliktgruppen rĂŒcklĂ€ufig.  Hierzu zĂ€hlen unter anderem die Rohheitsdelikte mit 537 erfassten FĂ€llen (‑9,3%) und Diebstahlsdelikte mit 314 erfassten FĂ€llen (-24,9%). Gegen die sexuelle Selbstbestimmung richteten sich 39 Straftaten, ein RĂŒckgang von -22% zum Vorjahr.

Corona-bedingte Einwirkungen/AuffÀlligkeiten

Insgesamt verlagert sich die Lebensgestaltung zunehmend in die digitale Welt, durch die Corona-Pandemielage wurde diese Entwicklung noch beschleunigt. Die TÀterschaft orientiert sich entsprechend zielgerichtet auf das Tatmittel Internet. Die teilweise unbedarfte Herangehensweise und Unkenntnis der spÀteren GeschÀdigten, bei gleichzeitigem hochprofessionellem Handeln der TÀter, erleichtert die Taten zunehmend.

Polizeiinspektion Magdeburg am 18. MĂ€rz 2022

Symbolfoto/unsplash