Lufthansa: Trotz sehr gutem Angebot – Pilotengewerkschaft kĂŒndigt Streik an

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  • Betroffen sind Lufthansa und Lufthansa Cargo AbflĂŒge an deutschen FlughĂ€fen am 2. September
  • Lufthansa-Angebot: 900 Euro mehr GrundvergĂŒtung pro Monat fĂŒr Lufthansa und Lufthansa Cargo Pilot:innen sowie Neuabschluss der Perspektivvereinbarung
  • VC-Forderung erhöht Personalkosten um mehr als 40 Prozent – unter anderem durch Inflationsausgleich und neue Gehaltstabelle
  • Personalvorstand Michael Niggemann: „Brauchen Lösungen am Verhandlungstisch“

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat ihre Mitglieder bei Lufthansa und Lufthansa Cargo am 2. September fĂŒr den Zeitraum von 00:01 Uhr bis 23:59 Uhr MEZ zu einem Streik aufgerufen. Betroffen sind Lufthansa und Lufthansa Cargo AbflĂŒge an deutschen FlughĂ€fen.

Konkretere Angaben zu den Auswirkungen der Arbeitskampfmaßnahmen kann die Airline zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen. Lufthansa wird alles tun, um die Auswirkungen der Streikmaßnahmen fĂŒr ihre FluggĂ€ste so gering wie möglich zu halten. FluggĂ€ste werden gebeten sich fortlaufend auf www.lufthansa.com zu ihrem Flug zu informieren.

Michael Niggemann, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Lufthansa AG, sagt:

„Uns fehlt jedes VerstĂ€ndnis fĂŒr den Streikaufruf der VC. Die Arbeitgeberseite hat ein sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot gemacht – trotz der nachwirkenden Lasten der Corona Krise und unsicheren Aussichten fĂŒr die Weltwirtschaft. Diese Eskalation geht zu Lasten vieler Tausend Kund:innen.“

Konkret hat der Konzern ein Angebot mit 18-monatiger Laufzeit vorgelegt, bei dem Pilot:innen der Lufthansa und Lufthansa Cargo in zwei Stufen insgesamt 900 Euro mehr GrundvergĂŒtung pro Monat bekommen. Davon profitieren vor allem die EinstiegsgehĂ€lter. Ein Berufseinsteiger als Copilot bzw. Copilotin erhĂ€lt so mehr als 18 Prozent zusĂ€tzliche GrundvergĂŒtung ĂŒber die Laufzeit, ein KapitĂ€n beziehungsweise KapitĂ€nin in der Endstufe fĂŒnf Prozent. Mit dem Abschluss fĂŒr den Boden hat der Konzern gezeigt, dass er zu signifikanten LohnzugestĂ€ndnisse bereit ist.

Alternativ wurde der VC angeboten dieses Volumen ganz oder teilweise anderweitig zu verteilen, beispielsweise fĂŒr strukturelle Änderungen wie Angleichungen der VergĂŒtungstabelle.

ZusĂ€tzlich bietet der Konzern der VC an, gemeinsam die sogenannte Perspektivvereinbarung (PPV) neu abzuschließen, die dem Lufthansa und Lufthansa Cargo Cockpitpersonal eine Mindest-FlottengrĂ¶ĂŸe garantiert.

Forderungen der VC erhöhen Personalkosten um mehr als 40 Prozent

DemgegenĂŒber fordert die VC nicht nur in einem ersten Schritt 5,5 Prozent mehr Lohn bis Ende des Jahres, sondern ab Januar 2023 zusĂ€tzlich einen weiteren Ausgleich oberhalb der Inflation. Dies erhöht die Cockpit-Personalkosten der Lufthansa und Lufthansa Cargo in der von der VC vorgeschlagenen Laufzeit von zwei Jahren nach aktuellen SchĂ€tzungen um gut 16 Prozent.

ZusĂ€tzlich verlangt die VC unter anderem eine neue Gehaltstabelle mit höheren GrundvergĂŒtungen sowie mehr Geld zum Beispiel fĂŒr Krankheitstage, Urlaub oder Schulungen. Das erhöht – zusĂ€tzlich zu den 16 Prozent – die Cockpitpersonalkosten basierend auf den Erfahrungswerten um weitere 25 Prozentpunkte. Dies ist, auch ohne die finanziellen Folgen der Corona-Krise zu berĂŒcksichtigen, außerhalb des Vertretbaren.

In Summe wĂŒrden die Forderungen der VC die Cockpitpersonalkosten von 2,2 Milliarden Euro um voraussichtlich mehr als 40 Prozent beziehungsweise zirka 900 Millionen Euro ĂŒber die nĂ€chsten zwei Jahre erhöhen.

Seit Jahren massive Investitionen bei Lufthansa und Lufthansa Cargo

Nirgendwo im Konzern wird mehr investiert als in das Arbeitsplatzwachstum bei Lufthansa und Lufthansa Cargo. Seit 2010 werden rund 60 Prozent aller neuen Flugzeuge bei diesen beiden Flugbetrieben eingesetzt. Bis 2024 erwartet der Konzern 33 neue, hochmoderne Langstreckenflugzeuge, die allesamt zu Lufthansa gehen sollen, inklusive der damit verbundenen ArbeitsplÀtze.

So ist die Zahl der CockpitarbeitsplĂ€tze bei Lufthansa und Lufthansa Cargo zwischen 2010 und dem Ausbruch der Corona-Krise um 18 Prozent gewachsen, am Hub MĂŒnchen sogar um 45 Prozent. Dieses Wachstum zeigt sich auch in der jĂŒngeren Vergangenheit: Seit 2017 und dem Abschluss der sogenannten Perspektivvereinbarung mit der Vereinigung Cockpit wurden nicht nur fast 700 Copilot:innen bei Lufthansa und Lufthansa Cargo eingestellt, sondern auch 400 bereits angestellte Copilot:innen zu KapitĂ€n:innen gemacht und damit Karrieren entwickelt. Auch in diesem Jahr werden neue KapitĂ€nsstellen geschaffen – insgesamt 125.

„Wir wollen mit den Cockpitkolleg:innen der Lufthansa und Lufthansa Cargo dieses Wachstum fortsetzen“, sagt Michael Niggemann. „Wir wollen Lösungen am Verhandlungstisch – unsere Angebote zum VergĂŒtungstarifvetrag oder auch zu einer Gesamteinigung inklusive einem Neuabschluss der Perspektivvereinbarung sind eine gute Grundlage, um die GesprĂ€che mit der VC fortzusetzen.“

Text/Foto: Lufthansa