Nach massiven israelischen Luftangriffen im Libanon schwankt die Stimmung im Land zwischen Sorge vor einer Bodenoffensive und der Hoffnung auf eine diplomatische Lösung. Seit Beginn der intensiven israelischen Angriffe wurden nach Angaben der libanesischen Behörden mehr als 600 Menschen getötet, darunter Dutzende Frauen und Kinder. Zehntausende sind nach UN-Angaben im Libanon auf der Flucht vor den Bombardements. WÀhrend Israel eine Bodenoffensive vorbereitet, dringt eine Staatengruppe um die USA und Deutschland zusammen mit wichtigen arabischen LÀndern auf eine Kampfpause.
Staaten fordern dreiwöchige Waffenruhe in Nahost
Die geforderte Waffenruhe soll 21 Tage dauern und Raum schaffen fĂŒr eine diplomatische Lösung des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon sowie des seit fast einem Jahr andauernden Gaza-Kriegs – so steht es in der gemeinsamen Stellungnahme, die von den USA, Deutschland, der EU, Australien, Kanada, Frankreich, Italien, Japan, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar getragen wird. Deren Grundaussage: Diplomatie können keinen Erfolg haben, wenn der Konflikt eskaliere.
Der kollektive Aufruf geht zurĂŒck auf eine Initiative der USA und Frankreich. US-PrĂ€sident Joe Biden und der französische Staatschef Emmanuel Macron hatten zuvor in einer gemeinsamen Stellungnahme erklĂ€rt, es sei Zeit fĂŒr eine Vereinbarung an der israelisch-libanesischen Grenze, die Sicherheit garantiere, damit Zivilisten in ihre HĂ€user zurĂŒckkehren könnten.
Die gemeinsame Stellungnahme der Staatengruppe richtet sich an alle Konfliktparteien, ausdrĂŒcklich auch an «die Regierungen Israels und des Libanons». Ob Israels MinisterprĂ€sident Benjamin Netanjahu sich davon beeindrucken lĂ€sst und angesichts der KriegsfĂŒhrung seiner Armee im Gazastreifen und im Libanon ein Zeichen der Entspannung sendet, ist ebenso fraglich wie ein etwaiges Einlenken der islamistischen KrĂ€fte in der Region – deren radikalste Vertreter sich die Vernichtung des jĂŒdischen Staats auf die Fahne geschrieben haben.
Vorbereitungen auf israelische Bodenoffensive
Im Kampf gegen die vom Iran unterstĂŒtzten Schiitenmiliz Hisbollah mobilisiert die israelische Armee unterdessen zwei weitere Reservebrigaden. Ziel sind nach MilitĂ€rangaben «operative EinsĂ€tze im nördlichen Bereich». Generalstabschef Herzi Halevi sagte, die Armee bereite sich auf eine mögliche Bodenoffensive vor. Intensive Luftangriffe im nördlichen Nachbarland seien eine Vorbereitung darauf, wĂ€hrend man die Schlagkraft der Hisbollah verringere. Aus Kreisen der libanesischen Miliz hieĂ es dazu, ihre KĂ€mpfer seien «bereit, sich jeglicher möglichen Bodeninvasion entgegenzustellen».
Die Hisbollah hatte am Mittwoch erstmals eine Rakete auf den GroĂraum Tel Aviv gefeuert. Das Geschoss wurde nach MilitĂ€rangaben von der israelischen Raketenabwehr abgefangen. Die Hisbollah erklĂ€rte, der Angriff habe dem Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad in einem Vorort der KĂŒstenmetropole Tel Aviv gegolten. Insgesamt feuerte die Hisbollah nach MilitĂ€rangaben rund 110 Raketen auf Israel.
Vor seiner Abreise zur UN-Vollversammlung in New York traf der israelische MinisterprĂ€sident Benjamin Netanjahu sein sogenanntes Sicherheitskabinett zu Beratungen ĂŒber das weitere Vorgehen.
Biden warnt vor umfassendem Krieg
Angesichts der extrem angespannten Lage im Nahen Osten warnten Frankreichs PrÀsident Macron und die Regierungen etlicher LÀnder vor einem umfassenden Krieg. «Aber ich denke, dass wir immer noch die Chance auf eine Einigung haben, die die gesamte Region grundlegend verÀndern könnte», sagte US-PrÀsident Joe Biden in der Talkshow «The View» des US-Senders ABC.
Text/Foto: Welt Nachrichtensender am 26. September 2024