ifo PrÀsident Fuest: Steigende Zinslast erfordert mehr Reformen

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Angesichts der zu erwartenden höheren Zinsbelastung hĂ€lt ifo PrĂ€sident Fuest Reformen bei den Staatsausgaben fĂŒr dringend geboten. Seiner SchĂ€tzung zufolge könnten bei unverĂ€nderten Bedingungen rund 13% des deutschen Haushalts bis 2040 in Zinszahlungen fließen. „Klar ist, dass bei höherer Zinslast weniger Geld fĂŒr andere Aufgaben ĂŒbrigbleibt, was den Reformdruck erhöht.”

Der Schwerpunkt der Reformen muss nach Ansicht von Fuest auf der Ausgabenseite liegen. Es gelte, Bundesausgaben kritisch zu prĂŒfen und deren Wachstum zu bremsen, vor allem bei Sozialausgaben und der Kranken- und Pflegeversicherung. Ein Weg könnte auch sein, das Renteneintrittsalter schrittweise anzuheben und den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor wieder einzufĂŒhren, der Rentensteigerungen bei weniger Beitragszahlern automatisch dĂ€mpft. Steuererhöhungen hĂ€lt Fuest fĂŒr keine gute Option: „Das wĂŒrde dem Ziel zuwiderlaufen, das Wirtschaftswachstum zu stĂ€rken. Hinzu kommt, dass die deutsche Staatsquote von 46% im Jahr 2019 auf mittlerweile knapp 50% gestiegen ist. Das spricht dafĂŒr, die bei der Konsolidierung einen Schwerpunkt auf der Ausgabenseite zu legen.“

Heute gibt der Bund rund 6% seines Haushalts fĂŒr Zinsen aus. WĂŒrden die Zinsen bei rund 2,5% liegen und wĂŒrden die Staatsausgaben (ohne Zinsen) ab 2030 im gleichen Maße steigen wie das Bruttoinlandsprodukt (Annahme: 3% pro Jahr), dann mĂŒssten 2040 13% des Bundeshaushalts fĂŒr Zinsen aufgewendet werden. WĂ€re diese Quote jetzt schon erreicht, wĂŒrde allein dies im Haushalt 2025 eine LĂŒcke von 35 Milliarden Euro erzeugen. Das errechnete Szenario geht allerdings davon aus, dass bis 2040 keine grĂ¶ĂŸeren Krisen auftreten, die die Staatsverschuldung sprunghaft erhöhen – was eher optimistisch sei. Angesichts der Alterung der Gesellschaft und den damit verbundenen Mehrausgaben fĂŒr Rente, Gesundheit und Pflege ist auch die Annahme optimistisch, dass die Ausgaben (ohne Zinsen) ab 2030 nicht schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung.

Clemens Fuest (Foto)
PrÀsident des ifo Instituts

Text/Foto: ifo Institut am 01. September 2025