Getreide so stark verteuert wie zuletzt 2011

Veröffentlicht in: Statistisches Bundesamt | 0
  • Einfuhrpreise: Weizen im MĂ€rz 2022 um 65,3 % teurer als im Vorjahresmonat
  • Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte: Getreidepreise im MĂ€rz 2022 um +70,2 % höher als im Vorjahresmonat
  • Deutschland importierte 2021 gut 11,4 Millionen Tonnen Getreide, nur 2 % davon aus der Ukraine und Russland

Der Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen auf die globale Getreideversorgung und auf die Getreidepreise. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) heute mitteilt, stiegen die Einfuhrpreise fĂŒr Getreide im MĂ€rz 2022 gegenĂŒber dem Vorjahresmonat um 53,6 %. Eine höhere VerĂ€nderungsrate hatte es zuletzt im Mai 2011 gegeben (+74,0 % gegenĂŒber Mai 2010). Die Preissteigerungen ziehen sich durch alle Getreidearten: Weizen verteuerte sich im MĂ€rz 2022 gegenĂŒber dem Vorjahresmonat um 65,3 %, Gerste, Roggen, Hafer ebenfalls um 65,3 % und Mais um 37,4 %. Die Preise fĂŒr importiertes Getreide haben sich allerdings bereits vor dem Ukraine-Krieg deutlich verteuert – seit Januar 2021 liegen die monatlichen VerĂ€nderungsraten im Vergleich zum Vorjahresmonat durchweg im zweistelligen Bereich.

Die GrĂŒnde fĂŒr den Preisanstieg sind vielfĂ€ltig: eine hohe weltweite Nachfrage und ein verknapptes Angebot aufgrund schlechter Wetterbedingungen in wichtigen AnbaulĂ€ndern wie den USA, Kanada, Australien oder SĂŒdamerika, hohe DĂŒngemittelpreise und steigende Transport- und Energiekosten. Der Ukraine-Krieg hat den Preisanstieg noch zusĂ€tzlich verstĂ€rkt. Zur Einordnung: Die Importpreise insgesamt waren im MĂ€rz 2022 um 31,2 % höher als im MĂ€rz 2021, eine höhere VorjahresverĂ€nderung gab es zuletzt im September 1974 im Rahmen der ersten Ölkrise.

Die Ausfuhrpreise fĂŒr Getreide stiegen ebenfalls ĂŒberdurchschnittlich und lagen im MĂ€rz 2022 um 65,4 % ĂŒber dem Stand von MĂ€rz 2021. Der Index der Ausfuhrpreise insgesamt stieg im gleichen Zeitraum um 15,9 %.

Im Jahr 2021 wurden mehr als 11 Millionen Tonnen Getreide nach Deutschland importiert – nur 2 % davon kamen aus der Ukraine und Russland

Rund 11,4 Millionen Tonnen Getreide im Wert von 3,2 Milliarden Euro wurden im Jahr 2021 nach Deutschland importiert. Im Vergleich zum Jahr 2020 ist das ein mengenmĂ€ĂŸiger RĂŒckgang um 7,3 %. Im Jahr 2020 wurden 12,3 Millionen Tonnen Getreide im Wert von 3,0 Milliarden Euro importiert. Wichtigstes Importgut beim Getreide ist Weizen (einschließlich Mengkorn). Mit einer Importmenge von 3,9 Millionen Tonnen macht diese Getreideart mehr als ein Drittel (34,3 %) der Getreideimporte aus. Tschechien, Polen und Frankreich waren im Jahr 2021 die HauptherkunftslĂ€nder von Weizen. 70,7 % der Importe von Weizen kamen aus diesen LĂ€ndern. Mais ist mit einem Anteil von 26,0 % an den Getreideimporten insgesamt zweitwichtigste Getreideart gefolgt von Gerste (13,4 %).

Sowohl die Ukraine als auch Russland als weltweit bedeutende Exporteure von Getreide spielen fĂŒr die Getreideeinfuhren Deutschlands mit einem Anteil von 1,9 % bzw. 0,1 % eine untergeordnete Rolle.

Im Jahr 2021 wurden 11,7 Millionen Tonnen Getreide im Wert von 2,8 Milliarden Euro aus Deutschland exportiert und damit mengenmĂ€ĂŸig 8,2 % weniger als im Vorjahr. Deutschland ist wichtiger Exporteur von Weizen. Weizen (einschließlich Mengkorn) hatte 2021 einen mengenmĂ€ĂŸigen Anteil von 60,7 % an den gesamten Getreideexporten Deutschlands. 7,1 Millionen Tonnen Weizen im Wert von 1,7 Milliarden Euro wurden exportiert. HauptziellĂ€nder waren Algerien, die Niederlande und Belgien: 61,3 % der deutschen Weizenexporte gingen in diese LĂ€nder.

Hohe Nachfrage im In- und Ausland treibt Erzeugerpreise fĂŒr Getreide

Auch der starke Preisanstieg bei den Erzeugerpreisen landwirtschaftlicher Produkte ist unter anderem auf die steigenden Getreidepreise zurĂŒckzufĂŒhren. Diese lagen im MĂ€rz 2022 um 70,2 % ĂŒber dem Vorjahresmonat und haben sich damit so stark verteuert wie zuletzt im Juni 2011 (+ 87,8 % gegenĂŒber Juni 2010). Die Preissteigerungen ziehen sich durch alle Getreidearten. Brotweizen verteuerte sich im MĂ€rz 2022 gegenĂŒber dem MĂ€rz 2021 um 69,9 %, Futterweizen um 64,5 %, Brotroggen um 86,1 %, Körnermais um 54,8 % und Braugerste um 80,2 %. Damit setzte sich der Trend der vergangenen Monate fort. Ausschlaggebend fĂŒr die Preissteigerungen bei Getreide ist die Verknappung des Angebots bei einer hohen Nachfrage sowohl im In- als auch im Ausland. Durch den Ukraine-Krieg hat sich der Preisanstieg noch zusĂ€tzlich verstĂ€rkt. Zum Vergleich: Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte stiegen im MĂ€rz 2022 insgesamt um 34,7 % gegenĂŒber dem Vorjahresmonat.

2021 wurden gut 42 Millionen Tonnen Getreide geerntet – die HĂ€lfte davon Weizen

Die Landwirte haben im Jahr 2021 in Deutschland rund 42,4 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Damit lag die Erntemenge um 2,1 % unter der des Vorjahres. Wichtigste Getreideart hierzulande ist mit geernteten 21,5 Millionen Tonnen und einer AnbauflĂ€che von 2,9 Millionen Hektar der Weizen. Auf Rang zwei folgt die Gerste, die u. a. als Viehfutter und als Braugerste verwendet wird. Im Jahr 2021 wurden 10,4 Millionen Tonnen Gerste geerntet. FĂŒr den Anbau wurde eine AnbauflĂ€che von 1,5 Millionen Hektar genutzt.

Grad der Selbstversorgung mit Getreide sehr unterschiedlich

In Deutschland ist der Selbstversorgungsgrad von Getreide laut der Bundesanstalt fĂŒr Landwirtschaft und ErnĂ€hrung (BLE) sehr unterschiedlich: Sehr hoch liegt er zum Beispiel bei Weichweizen mit 125 % oder Gerste mit 113 %. Einen niedrigeren Selbstversorgungsgrad haben dagegen Körnermais (59 %) oder Hartweizen (15 %), der u.a. fĂŒr die Nudelproduktion benötigt wird. Ist der Selbstversorgungsgrad unter 100 %, dann ist Deutschland auf Importe angewiesen.

Symbolfoto/pixabay