Gedenken an die ermordeten Sinti und Roma aus Magdeburg / 1. März: Jahrestag der Deportation nach Auschwitz

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Magdeburg. Ab Mai 1935 mussten alle Sinti und Roma aus Magdeburg unter widrigen Lebensbedingungen in einem sogenannten Zigeunerlager vor den Toren der Stadt wohnen. Am 1. März 1943 wurde das Lager in einer gemeinsamen Aktion von Gestapo und Polizei aufgelöst.

Zum Gedenken an die von Magdeburg nach Auschwitz deportierten Sinti und Roma laden die Stadtbibliothek Magdeburg und der Verein „Miteinander“ am Freitag, 1. März, ein. An der Stele mit den Namen der Ermordeten auf dem Gelände des Einkaufszentrums Flora-Park wird um 16 Uhr feierlich erinnert.

Die Kundgebung setzt zugleich die Reihe „Gedenkjahr Magdeburg“ fort, die von der Stadtbibliothek und dem Verein Miteinander ausgerichtet wird. Zum Gedenken sprechen Torsten Wiegel, Fachbereichsleiter fĂĽr Kunst und Kultur, Landeshauptstadt Magdeburg, und Pascal Begrich, GeschäftsfĂĽhrer von Miteinander e.V. Der Akkordeonist Martin MĂĽller hat die musikalische Begleitung ĂĽbernommen.

Die Stele bezeichnet den historischen Ort des sogenannten Zigeunerlagers. Am 1. März 1943 löste die Stadt Magdeburg das Zwangslager am damaligen Holzweg/Silberberg auf. Die Bewohnerinnen deportierte man nach Auschwitz, wo 340 von ihnen ermordet wurden. Darunter befand sich auch Erna Lauenburger, genannt Unku, die vielen Leserinnen mit Alex Weddings Kinder- und Jugendbuch „Ede und Unku“ aus DDR-Zeiten im Gedächtnis geblieben ist. Heute ist in unmittelbarer Nachbarschaft des einstigen Magdeburger Lagers ein Weg nach ihr benannt.
Alle interessierten Gäste sind zur Gedenkveranstaltung am Freitag, 1. März 2024, um 16.00 Uhr an der Stele für die ermordeten Sinti und Roma beim Florapark (Olvenstedter Graseweg, Fußgängerzugang zum Florapark) herzlich willkommen.

Zum Hintergrund

Am 4. März 1935 hatte die Stadtverwaltung Magdeburg die Errichtung eines „Zigeunerlagers“ beschlossen. Ab Mai 1935 mussten hier alle Sinti und Roma der Stadt unter widrigen Lebensbedingungen wohnen. Am 1. März 1943 wurde das Lager in einer gemeinsamen Aktion von Gestapo und Polizei aufgelöst. Sämtliche Bewohner*innen wurden verhaftet und mit 10 bis 15 Lastwagen zum Magdeburger Polizeipräsidium gebracht. Weitere Sinti und Roma, die nicht im Lager gelebt hatten, wurden von der Polizei gewaltsam aus ihren Wohnungen gezerrt und ebenfalls im Polizeipräsidium inhaftiert. Tags darauf wurden die Inhaftierten zusammen mit Sinti und Roma aus der Region vom GĂĽterbahnhof mit dem Zug nach Auschwitz deportiert. Von 470 Deportierten ĂĽberlebten 340 die Liquidierung des dortigen „Zigeunerlagers“ nicht. Insgesamt fielen dem Porajmos – dem Völkermord an den Sinti und Roma im Nationalsozialismus – mindestens 200.000 Menschen zum Opfer.

Quelle: Stadtbibliothek Magdeburg / Dr. Maik Hattenhorst

Titelfoto: Sogenanntes „Zigeunerlager“ an der Ebendorfer Chaussee, 1939 (c) Foto: Stadtarchiv Magdeburg, Fotobestand Hochbauamt, Nr. 16788