Doku: Die NS-Justiz – Recht des Unrechts (Arte 20:15 – 22:00 Uhr)

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Die Zerstörung der traditionellen Rechtsordnung gehört vermutlich zu den weniger bekannten und dennoch wesentlichen Zielen des NS-Staates. Es galt, durch die Unterwerfung des Justizapparates die Vorherrschaft der „Volksgemeinschaft“ ĂŒber den Einzelnen zu etablieren. Die Doku betrachtet die WerdegĂ€nge von vier Menschen, die aktiv mitwirkten oder zu Opfern wurden.

Die Zerstörung der traditionellen Rechtsordnung gehört vermutlich zu den weniger bekannten und dennoch wesentlichen Zielen der Nationalsozialisten.

Als erbitterte Gegner des herkömmlichen römischen Rechts, der Philosophie der AufklĂ€rung und der von der Französischen Revolution getragenen Werte wollten die Nationalsozialisten ihre Vorstellungen von der Rolle der Justiz um jeden Preis durchsetzen. So wurde die Etablierung einer starken nationalsozialistischen Rechtspflege zur vorrangigen Aufgabe, bildete sie doch die Grundlage der „neuen Welt“, die das TausendjĂ€hrige Reich hervorbringen sollte. Die Gleichschaltung der Justiz begann zunĂ€chst in Deutschland und hatte die Errichtung einer durch Blut- und Rassegesetze bestimmten Gesellschaft zum Ziel.

Zur atmosphĂ€rischen Kulisse von Fritz Langs Film „M“, der in einer deutschen Großstadt spielt und 1931 in die Kinos kam, erzĂ€hlt die Dokumentation die Geschichte dieser radikalen Umformung der Justiz. An vier Einzelschicksalen werden TriebkrĂ€fte und ideologische HintergrĂŒnde dieses Bruchs erforscht. Wie gelang es Hitler und seinen Gefolgsleuten, die Rechtsordnung derart auszuhöhlen und durch die schrittweise Unterwerfung des gesamten Justizapparates die Vorherrschaft der „Volksgemeinschaft“ ĂŒber den Einzelnen durchzusetzen?

Neben dem Werdegang des bayrischen Scharfrichters Johann Reichhart, der weit ĂŒber 3.000 Todesurteile vollstreckte (darunter auch das der Geschwister Scholl), schildert die Dokumentation das Schicksal der Gerichtsreferendarin und WiderstandskĂ€mpferin Elisabeth Gloeden, des hochrangigen NS-Juristen und Polizeichefs Werner Best und des Rechtsanwalts und Nazi-Gegners Hans Litten.

In der zwölf Jahre wĂ€hrenden NS-Ära (1933 bis 1945) verhĂ€ngten Hitlers Gerichte etwa 16.000 Todesurteile. 30.000 weitere wurden von MilitĂ€rgerichten ausgesprochen. Dieser Justizterror diente zunĂ€chst der Ausschaltung und Vernichtung des inneren Feindes und kĂŒndigte gleichzeitig die kommenden Eroberungskriege und den Schrecken des Holocaust an. Die Zerstörung von Recht und Justiz endete erst 1946 mit den NĂŒrnberger Prozessen und der EinfĂŒhrung neuer internationaler Regeln.

Laufzeit: 105 Minuten
Genre: Dokumentation, F 2023
Regie: Jean-Marie BarrĂšre, Marie-Pierre Camus

Doku verfĂŒgbar bis 21/06/2026