DIW-Konjunkturbarometer Februar: Deutsche Wirtschaft berappelt sich langsam, Entwicklung bleibt aber brĂŒchig

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Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts fĂŒr Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) liegt im Februar bei 90,4 Punkten und setzt seinen AufwĂ€rtstrend damit fort. Es ist der dritte Anstieg in Folge – gegenĂŒber Januar betrĂ€gt das Plus 2,7 Punkte. Damit liegt der Barometerwert aber weiter klar unter der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt. „Die Chancen stehen gut, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland im ersten Quartal zumindest nicht weiter sinkt“, sagt DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. „Die Binnennachfrage dĂŒrfte die Entwicklung etwas anschieben. Sorgenkind bleibt aber der Außenhandel, insbesondere die deutschen Exporte sind in den Wintermonaten deutlich zurĂŒckgegangen. Zudem sind die innen- und außenpolitischen Unsicherheiten hoch.“

Zwar soll nach den Bundestagswahlen bis Ostern eine handlungsfĂ€hige neue Bundesregierung zustande kommen. Allerdings ist noch unklar, wie die zahlreichen Herausforderungen konkret angegangen werden sollen. US-PrĂ€sident Donald Trump hat nach seinem Amtsantritt viel Unsicherheit geschaffen, die auf der Weltwirtschaft lastet, etwa hinsichtlich der wirtschafts- und handelspolitischen Ausrichtung. Neben den bereits beschlossenen Zollerhöhungen auf Stahl und Aluminium sind weitere Zölle – etwa auf Automobilimporte und pharmazeutische Erzeugnisse – zu befĂŒrchten. Davon wĂ€re unter UmstĂ€nden auch die deutsche Wirtschaft stark betroffen. Immerhin dĂŒrften die bisherigen Zinssenkungen der EuropĂ€ischen Zentralbank sowie die leichte wirtschaftliche Erholung im Euroraum der deutschen Wirtschaft wohl zumindest etwas Schwung verleihen.

Strukturelle Anpassungsprozesse an den gestiegenen internationalen Wettbewerb, aber auch höhere Produktionskosten lasten auf der deutschen Industrie, die auch deshalb nach wie vor nicht in Fahrt kommt. Die Industrieproduktion ist im Dezember wieder gesunken und die Unternehmen schĂ€tzen ihre aktuelle GeschĂ€ftslage auch im Februar nicht sonderlich positiv ein. Immerhin haben sich aber die GeschĂ€ftserwartungen etwas aufgehellt – mit Blick auf die Auftragslage und ProduktionstĂ€tigkeit sind die Aussichten laut ifo-Konjunkturumfrage sogar deutlich besser als zuletzt. Eine Trendwende ist gleichwohl noch nicht erkennbar. „Die deutschen Unternehmen verharren in ihrer abwartenden Haltung“, sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. „Vor allem die hohe Unsicherheit ĂŒber die innenpolitische Entwicklung sowie drohende Handelskonflikte bremsen die InvestitionstĂ€tigkeit weiter aus.“

Auch bei den Dienstleistungen bleibt die Lage schwierig. Das ifo-GeschĂ€ftsklima hat sich im laufenden Monat in diesem Bereich sogar etwas verschlechtert. Dies dĂŒrfte auch mit der weniger gĂŒnstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt zusammenhĂ€ngen. So schlĂ€gt sich die anhaltende SchwĂ€che des Verarbeitenden Gewerbes beispielsweise zunehmend bei den Unternehmensdienstleistern nieder. Auch im Verarbeitenden Gewerbe selbst kommt es zu einem Arbeitsplatzabbau. Insgesamt verbleibt die Arbeitslosigkeit aber angesichts der konjunkturellen SchwĂ€che auf einem niedrigen Niveau. Eine Verringerung der innenpolitischen Unsicherheiten und die Aussicht auf mögliche fiskalische Impulse fĂŒr die deutsche Wirtschaft könnten dem wichtigen Bereich der Dienstleistungen in den kommenden Monaten aber wieder etwas Schwung verleihen.

„Der leichte AufwĂ€rtstrend des DIW-Konjunkturbarometers ist ein kleiner Lichtblick. Die deutsche Wirtschaft rappelt sich aber nur mit MĂŒhe wieder auf“, resĂŒmiert Konjunkturexperte Guido Baldi. „Eine lĂ€nger als erwartete Regierungsbildung oder stĂ€rker als erwartete US-Zollerhöhungen könnten die zaghafte Belebung der Konjunktur hierzulande schnell wieder abwĂŒrgen.“

Text/Foto: DIW Berlin am 26. Februar 2025