AOK Sachsen-Anhalt: Nicht immer gleich den Notarzt rufen

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Oft ist der Ärztliche Bereitschaftsdienst 116117 die richtige Wahl

Magdeburg. Bei einem plötzlich auftretenden gesundheitlichen Problem ist der Schreck meist groß und schnell Ă€rztliche Hilfe gefragt. Die meisten Betroffenen wĂ€hlen dann sofort den Notruf 112. Oft ist das aber nicht notwendig und somit der falsche Weg. Geht gleichzeitig ein anderer Notruf ein, kann es hier zu lebensgefĂ€hrlichen Situationen kommen, wenn der Rettungswagen gerade nicht verfĂŒgbar ist. Und da auch die sogenannten Fehlfahrten von Beitragsgeldern bezahlt werden mĂŒssen, kommen unnötige Notrufe alle Versicherten teuer zu stehen.

WĂ€hrend der Sprechzeiten ist zunĂ€chst der Hausarzt oder die HausĂ€rztin zustĂ€ndig. Außerhalb der ĂŒblichen Sprechstundenzeiten ist der Ă€rztliche Bereitschaftsdienst unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 116117 (ohne Vorwahl) kostenfrei erreichbar. In Sachsen-Anhalt ist der Ă€rztliche Bereitschaftsdienst tĂ€glich ab 19 Uhr, mittwochs und freitags bereits ab 14 Uhr bis 7 Uhr des Folgetages besetzt. An Wochenenden und gesetzlichen Feiertagen sowie Heiligabend und Silvester ist der Ă€rztliche Bereitschaftsdienst in Sachsen-Anhalt durchgehend eingerichtet.

„Der Notruf 112 muss dann angerufen werden, wenn Lebensgefahr besteht oder schwere gesundheitliche SchĂ€den drohen, wenn nicht unverzĂŒglich medizinische Hilfe erfolgt. Oft ist aber die 116117 die richtige Wahl, auch wenn die Betroffenen es in dem Moment als eine bedrohliche Situation wahrnehmen“, sagt Marion Strickmann, Leiterin des GeschĂ€ftsbereichs Gesundheit und Medizin bei der AOK Sachsen-Anhalt.

Telefonnummer 116117 wÀhlen, wenn es nicht lebensbedrohlich ist

Bei nicht lebensbedrohlichen Krankheiten, wie z.B. starken Hals- oder Ohrenschmerzen oder akuten RĂŒckenschmerzen, die nicht bis zur nĂ€chsten Sprechstunde in der Hausarztpraxis warten können, kann die 116117 gewĂ€hlt werden. In der Leitstelle der KassenĂ€rztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt nimmt medizinisches Fachpersonal (u.a. NotfallsanitĂ€ter, Krankenschwestern, Gesundheits- und Krankenpfleger oder Arzthelferinnen) den jeweiligen Sachverhalt auf und steuert den Patienten in die richtige Versorgungsebene. Dies kann beispielsweise die nĂ€chstgelegene Bereitschaftspraxis sein. Bei Bedarf kann auch ein direkter Kontakt zum diensthabenden Arzt hergestellt werden, der gegebenenfalls einen Hausbesuch vornimmt. Sollte durch die Mitarbeitenden festgestellt werden, dass es sich doch um einen Notfall handelt, erfolgt die Kontaktaufnahme zur 112 und ein Rettungsmittel wird alarmiert.

20 Prozent Fehlfahrten

Seit Jahren steigen auch in Sachsen-Anhalt die Einsatzzahlen bei den Rettungsdiensten. Durchschnittlich 20 Prozent aller Fahrten mit dem Rettungswagen waren dabei in den letzten Jahren sogenannte Fehlfahrten. In 2022 waren das rund 65.500 Fahrten – eine steigende Tendenz fĂŒr das Jahr 2023 ist bereits jetzt absehbar.

FĂŒr NotfallsanitĂ€ter und NotĂ€rzte sind die steigenden Einsatzzahlen eine enorme Arbeitsbelastung. Da sind Fehlfahrten umso Ă€rgerlicher. „Das sind Fahrten, bei denen ein Rettungswagen gerufen wird, aber schlussendlich kein Transport ins Krankenhaus erfolgt. HĂ€ufiger Grund: Es liegt gar kein Notfall vor“, berichtet Marion Strickmann. „Ein Besuch in der Sprechstunde des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes oder ein Hausbesuch des Bereitschaftsarztes ist in vielen FĂ€llen die geeignete Versorgung“, so Strickmann weiter.

„Zuweilen kommen wir uns wie ein Krankenhaustaxi vor“, sagt Marko Trenkler, Leiter Rettungsdienst beim Arbeiter-Samariter-Bund Magdeburg. „Einfaches Nasenbluten, ein leichter grippaler Infekt, Regel- oder Zahnschmerzen“, nennt der Rettungsdienstchef aus eigenem Erleben Beispiele, warum Menschen, die sich nicht in akuter Gefahr befinden, den Notarzt rufen.

Neben der Unkenntnis ĂŒber den Ärztlichen Bereitschaftsdienst, sei es oft Bequemlichkeit, warum selbst bei kleinen Beschwerden der Notruf gewĂ€hlt wird. „Mein Hausarzt hat Urlaub“ oder „Ich wollte mit der Schnittwunde im Finger nicht so lange in der Notaufnahme des Krankenhauses warten“, seien gĂ€ngige Antworten. Oder: Jemand hat den ganzen Tag ĂŒber Beschwerden. Abends wird dann der Rettungsdienst gerufen. Das Ganze stellt sich schließlich als Magenverstimmung heraus.

Rettungsdienst fĂŒr echte NotfĂ€lle verfĂŒgbar halten

Geht gleichzeitig ein anderer Notruf ein, kann es hier zu lebensgefĂ€hrlichen Situationen kommen, wenn das Einsatzmittel deswegen gerade nicht verfĂŒgbar ist. Passiert zum Beispiel ein schwerer Unfall in einer Ecke des Einsatzbereiches, wĂ€hrend das Rettungsfahrzeug in der entgegengesetzten Richtung unterwegs ist, vergehen wertvolle Minuten. Außerdem kommen die Fehlfahrten die gesamte Versichertengemeinschaft teuer zu stehen.

Aus den genannten GrĂŒnden gilt: Die Notfallnummer 112 nur in lebensbedrohlichen Lagen wĂ€hlen, oder wenn schwere gesundheitliche SchĂ€den drohen. Benötigt jemand akut Ă€rztliche Hilfe außerhalb der Sprechzeiten und die Behandlung der Beschwerden kann nicht bis zu den Öffnungszeiten der Praxen warten, ist das ein Fall fĂŒr den Ärztlichen Bereitschaftsdienst, Telefon 116117.

Den Service gibt es auch digital: Im Internet unter www.116117.de oder per App. Dort gibt es auch einen elektronischen Terminservice, der unter anderem dabei unterstĂŒtzt, zeitnah einen Termin in einer Facharzt- oder Psychotherapiepraxis zu finden. Neben der Überweisung können die Patienten von ihrer Arztpraxis auch einen Vermittlungscode erhalten. Mit diesem Code und der Postleitzahl kann online nach Arztpraxen der entsprechenden Fachrichtung gesucht und ein Termin gebucht werden.

Foto: Hohes Fieber bei Kindern außerhalb der Öffnungszeiten des Kinderarztes ist eher ein Fall fĂŒr den Ă€rztlichen Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116117. (c) AOK Mediendienst / Jochen Tack