Anonymes E-Geld vor dem Aus? – Neue EU-Regeln drohen Gutscheinkauf zu erschweren

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Der Handelsverband Deutschland (HDE) und der Prepaid Verband Deutschland e. V. (PVD) sehen den Verkauf von Gutscheinen und Geschenkkarten auf Basis von E-Geld durch den aktuellen Entwurf zur Überarbeitung der EU-Anti-GeldwĂ€schevorschriften in Gefahr. Die diskutierten neuen Vorgaben wĂŒrden in der Praxis dazu fĂŒhren, dass bei jedem Kauf eines E-Geld-Produktes die IdentitĂ€t des Kunden erfasst werden mĂŒsste.

„Gutscheine sind seit vielen Jahren das beliebteste Weihnachtsgeschenk in Deutschland. Unter dem Weihnachtsbaum landen jedes Jahr Gutscheine im Wert von rund drei Milliarden Euro. Darunter auch Gutscheine auf Basis von E-Geld. Es gibt keinen sachlichen Grund, diesen sehr erfolgreichen GeschĂ€ftszweig jetzt im Namen des Kampfes gegen die GeldwĂ€sche einzuschrĂ€nken“, so HDE-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Stefan Genth (Foto) zu den EU-PlĂ€nen.

Die bisherige Schwelle von 150 Euro, bis zu der der Kauf von E-Geld-Gutscheinen ohne IdentitĂ€tserfassung möglich ist, habe sich bewĂ€hrt. Im Internet liegt die Höchstgrenze fĂŒr eine Transaktion sogar nur bei 50 Euro. Es gebe bei diesen kleinen Summen in Verbindung mit den risikomindernden Maßnahmen der Herausgeber kein ernsthaft begrĂŒndbares GeldwĂ€scherisiko. Der EU-Entwurf sieht vor, dass kĂŒnftig bei jedem Kauf eines E-Geld-Produktes wie beispielsweise E-Geld Prepaid- oder Geschenkkarten die IdentitĂ€t der Kunden erfasst werden soll. An der Kasse mĂŒsste dann beispielsweise der Personalausweis vorgezeigt werden.

„In Zeiten wachsender SensibilitĂ€t fĂŒr Persönlichkeitsrechte und Datenschutz wĂŒrde ein Verzicht auf diese Ausnahme dem individuellen Recht auf AnonymitĂ€t völlig zuwiderlaufen“, so Jonny Natelberg, geschĂ€ftsfĂŒhrender Vorstand des PVD. Viele Kunden wĂŒrden die umstĂ€ndlichen Prozeduren meiden und auf Produkte dieser Art verzichten.

Sollte die bisherige Ausnahmeregelung fĂŒr risikoarme E-Geld-Produkte gestrichen werden, sehen HDE und PVD die Gefahr, dass solche Produkte weitgehend vom Markt verschwinden könnten. Gerade bei entsprechenden E-Geld Geschenk- oder Gutscheinkarten wĂ€re eine Kundenidentifikation den Verbraucherinnen und Verbrauchern kaum zu vermitteln und sei nicht verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig, insbesondere auch mit Blick auf die Datensparsamkeit und den Datenschutz.

Text/Foto HDE