Altkanzlerin Angela Merkel hat sich in der Sendung „phoenix persönlich“ zum aktuellen Rentenstreit, dem Umgang mit der AfD sowie zu Russland geĂ€uĂert. Zur Rente sagte sie, dass eine Festlegung der Haltelinie von 48 Prozent bis 2031 folgerichtig sei: „Wir haben damals mit Geltung ab 2018 diese Haltelinie von 48 Prozent eingefĂŒhrt bis zum Jahr 2025. Deshalb musste jetzt ja auch darĂŒber entschieden werden.“ Insofern sei es logisch, „wie es jetzt gemacht wurde“, so Merkel zur aktuellen Haltung der Koalition.
Mit Blick auf die Digitalisierung rĂ€umte die ehemalige Bundeskanzlerin VersĂ€umnisse ein. Sie habe unterschĂ€tzt, wie schwierig die Durchsetzung im föderalen System sei. Die damals geplante Digitalisierung von rund 500 Verwaltungsleistungen bis zum Ende ihrer Amtszeit sei bis heute nicht gelungen. „Das bedaure ich“, sagte sie.
Im Umgang mit der AfD dĂŒrften demokratische Parteien „nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen“ und sich nicht „von der AfD fast in der Manege herumfĂŒhren lassen“. Stattdessen mĂŒssten die eigenen politischen Positionen deutlicher vermittelt werden. GrundĂŒberzeugungen, etwa in der Migrationspolitik und beim Schutz der MenschenwĂŒrde, dĂŒrften nicht aufgegeben werden, um „Populisten dann quasi Recht zu geben“. BezĂŒglich einer möglichen Zusammenarbeit sagte Merkel: „Mehrheiten zu suchen mit der AfD, das verbietet sich allein aus der eigenen Definition.“ Die Bundeskanzlerin a.D. wies daraufhin, dass sie natĂŒrlich auch zu ihrer Zeit gesehen habe, „dass nach den Entscheidungen in der FlĂŒchtlingspolitik die AfD erst immer stĂ€rker geworden ist“.
In Bezug auf den Vorwurf, die ehemalige Bundeskanzlerin hĂ€tte die baltischen Staaten und Polen fĂŒr den Ausbruch des Ukraine-Krieges mitverantwortlich gemacht, da diese 2021 ein von ihr vorgeschlagenes Dialogformat mit Russland blockiert hĂ€tten, sagte Merkel, sie habe nie Schuldzuweisungen gegenĂŒber diesen LĂ€ndern erhoben. Dies sei eine „falsche Auslegung“ dessen, was sie gesagt habe. „Wir alle haben nicht vermocht, alle, ich, alle anderen haben nicht vermocht, diesen Krieg zu verhindern.“ In Bezug auf Putin erklĂ€rte sie, „dass da eine ernsthafte Gefahr ist, das war mir seit vielen, vielen Jahren klar.“
Geopolitisch habe man es derzeit mit verĂ€nderten Gegebenheiten zu tun, aus denen man nur einen Schluss ziehen könne, „dass wir in Europa enger zusammenhalten mĂŒssen“. Und, so Merkel, „Gott sei Dank tut Europa das auch heute“. Ausgehend von den Erfahrungen der deutschen Wiedervereinigung und des friedlichen Endes des Kalten Krieges habe man Demokratie vielleicht als zu selbstverstĂ€ndlich hingenommen. Es zeige, „dass jede Generation fĂŒr all das wieder kĂ€mpfen muss“.
Text/Foto: phoenix-Kommunikation am 27. November 2025
