Schauspielerin will vor groĂem Publikum wichtige Themen behandeln – Instagram-Chat mit Zuschauern nach der Ausstrahlung – Nachbarn in ihrer Schrebergartensiedlung sind Milberg-Fans
OsnabrĂŒck (ots). Almila Bagriacik (32), Schauspielerin, möchte möglichst lange Teil des Kieler Tatort-Teams bleiben: „Ich möchte gerne mit dem Tatort alt werden. Ich finde es schön, eine Rolle ĂŒber sehr lange Zeit zu entwickeln und spĂ€ter die Leute sagen zu hören: Die Sahin, das war mal eine richtig coole Sau“, sagte sie der „Neuen OsnabrĂŒcker Zeitung“ (NOZ). Im Tatort aus Kiel spielt Bagriacik an der Seite von Axel Milberg die Ermittlerin Mila Sahin.
Ihr sei es wichtig, „dabeizubleiben und ein groĂes Publikum zu erreichen, weil wir wichtige Themen behandeln“, fĂŒgte die 32-JĂ€hrige hinzu. „Deshalb komme ich gerne auch mit den Zuschauern in eine Kommunikation und fĂŒhre das nach der Ausstrahlung ĂŒber Instagram auch weiter. Da gehe ich dann live, die Zuschauer können Fragen stellen, und da hole ich mir auch gerne die Kritik ab, sei es positiv oder negativ. Wenn es konstruktiv ist, versuche ich auch immer, es in der nĂ€chsten Folge zu berĂŒcksichtigen.“
In ihrer Berliner Schrebergartensiedlung seien viele Nachbarn Tatort-Fans, erzĂ€hlte Bagriacik weiter. Deshalb habe sie schon ĂŒberlegt, „ob ich nicht eine Tatort-Flagge hochziehe und wir gemeinsam ein Public Screening machen. Bei uns wohnen auch ehemalige LKA-Beamte, die jetzt Rentner sind und den Tatort auf seine GlaubwĂŒrdigkeit ĂŒberprĂŒfen. Sie lieben Axel Milberg und finden es deshalb auch toll, dass ich ausgerechnet im Kieler Tatort mitspiele“.
Sie schĂ€tze den Tatort aber auch, „weil ich damit bei einem Zehn-Millionen-Publikum vermutlich auch Menschen erreiche, die Angst vor dem Fremden haben. Und ich möchte sie erreichen und ihnen diese Angst nehmen.“ Insgesamt glaube sie nicht, das Deutschland in den letzten Jahren fremdenfeindlicher geworden sei, sagte die im Alter von fĂŒnf Jahren mit ihren Eltern aus der TĂŒrkei nach Berlin ĂŒbergesiedelte Schauspielerin: „Es hat sich meiner Meinung nach in alle Richtungen intensiviert. Auf der einen Seite wachsen viel Liebe, Offenheit und Interesse an Unterschiedlichkeit, und auf der anderen Seite kommen Angst, Unsicherheit und Frustration auf. Ich versuche, dieses Thema nicht mehr so emotional zu betrachten, weil ich merke, dass es viel mit mir macht. Es hilft mir, nicht alles zu generalisieren, sondern zu versuchen, das Herz der Menschen zu sehen und zu hören. FrĂŒher fĂŒhlte ich mich davon angegriffen, wenn mich jemand fragte, wo ich herkomme. Aber ich möchte aus dieser Haltung raus und will nicht, dass alles gleich einen rassistischen Ton bekommt, wenn es aus positivem Interesse entsteht, weil es nicht dem eigentlichen Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit dient.“
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