Tipps gegen den Seelenblues nach den Feiertagen

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Die Weihnachtszeit gilt als besonders besinnlich, doch danach folgt für viele ein Stimmungstief. Erschöpfung, Überforderung und der Druck, ins neue Jahr „durchstarten“ zu müssen, prägen die Tage nach den Feiertagen. Was steckt hinter diesem Tief und wie lässt sich ihm vorbeugen?

Nach den festlichen Tagen, die oft geprägt sind von Familienzeit, Geschenken und Völlerei, folgt nicht selten ein diesig-trüber Januar und mit ihm ein plötzlicher Rückgang an festlicher Energie. Diese Phase kann von einem Gefühl der Leere, Traurigkeit oder Unzufriedenheit geprägt sein. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Ernährungsumstellung nach zu viel Essen

Während der Feiertage neigen nicht wenige Menschen dazu, zu viel zu essen und weniger auf die Ernährung zu achten. „Der Körper ist es nicht gewohnt, in so kurzer Zeit so viele kalorienreiche Mahlzeiten zu konsumieren. Diese ungesunden Essgewohnheiten, in der Regel verbunden mit wenig Bewegung, können zu einem Energiemangel führen und das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen“, sagt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der BARMER.

Emotionale Erschöpfung

Die Feiertage sind zudem oft emotional sehr intensiv. Die Menschen verbringen viel Zeit mit Familie und Freunden, es gibt etliche soziale Verpflichtungen und nicht selten auch Konflikte unter dem Weihnachtsbaum. „Das alles kann emotional erschöpfend wirken, was sich dann in einem Gefühl der Müdigkeit und dem Wunsch nach Rückzug äußern kann“, erläutert Jakob-Pannier. Nach den Feiertagen komme laut Jakob-Pannier oft der Gedanke, dass jetzt sofort gute Vorsätze umgesetzt und etwas „Besseres“ erreicht werden müsse. „Dieser selbstgemachte Druck kann zu Überforderung führen, da die festlichen Tage viele Menschen in eine Ausnahmesituation versetzen, die dann relativ plötzlich aufhört.“ Die Tage nach dem Jahreswechsel seien ein ständiger Übergang zwischen altem und neuem Jahr, was als stressig empfunden werden könne.

Wie sich das Stimmungstief überwinden lässt

Das post-weihnachtliche Stimmungstief ist nach Angaben der Psychologin zwar eine häufige Erfahrung, doch es gebe zahlreiche Strategien, um diese Phase erfolgreich zu bewältigen und gestärkt ins neue Jahr zu starten.

Achtsamkeit und Entspannung

Es ist laut Jakob-Pannier wichtig, sich in dieser Zeit Ruhe zu gönnen und nicht sofort wieder in den „Produktivitätsmodus“ zu wechseln. Achtsamkeit könne helfen, sich von inneren Erwartungen zu befreien und mehr im Moment zu leben. „Wer sich bewusst Zeit für sich selbst nimmt, kann die emotionalen Spannungen der Feiertage besser verarbeiten und neue Energie für das kommende Jahr schöpfen“, erklärt Jakob-Pannier. Ob durch Meditation, einen Spaziergang im Freien oder einfach durch ein gutes Buch. „Diese Momente der Ruhe und des Innehaltens sind entscheidend, um sich wieder zu sammeln und Kraft zu tanken“, so die Expertin.

Den Körper wieder ins Gleichgewicht bringen

Nach den Festtagen sollte aus Sicht von Jakob-Pannier auch der Körper wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. „Die Menschen sollten beginnen, sich ausgewogen zu ernähren und ausreichend zu trinken. Bewegung ist ebenfalls immer ein guter Weg, um den Kreislauf anzuregen und die Stimmung zu heben. Gerade zu Beginn des Jahres kann ein regelmäßiger Sportplan dazu beitragen, dass sich der Körper wieder fitter und vitaler fühlt“, rät die Psychologin. Auch leichte Aktivitäten wie Yoga oder Dehnübungen können Wunder wirken und helfen, Stress abzubauen.

Kleine, erreichbare Ziele setzen

Ein häufiger Fehler zu Beginn des Jahres ist es, sich mit zu großen Zielen zu überladen. Dies führt oft nur zu Frustration und dem Gefühl, zu versagen. Stattdessen empfiehlt es sich nach Einschätzung der Psychologin, mit kleinen, realistischen Zielen zu beginnen. „Vorsätze sollten nicht zu hochgesteckt sein, sondern sich an persönlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten orientieren“, betont Jakob-Pannier. Überlegt werden sollte, was wirklich erreichbar ist und Ziele dann Schritt für Schritt umgesetzt werden. „So fühlt sich dieser Prozess weniger überwältigend an.“

Das richtige Mindset für das neue Jahr

Ein wichtiger Aspekt, um das Stimmungstief zu überwinden, ist der Umgang mit den eigenen Erwartungen. Viele Menschen setzen sich zu Beginn des Jahres hohe, oft unrealistische Ziele. Doch es ist wichtig, sich selbst gegenüber realistische Erwartungen zu haben und sich nicht ständig mit anderen zu vergleichen. „Ein wichtiger Faktor, um gut ins neue Jahr zu starten, ist der Umgang mit eigener Selbstkritik. Wir müssen lernen, auch mit den Herausforderungen des Lebens gelassen umzugehen“, sagt Jakob-Pannier. Wer sich zu sehr mit anderen messe oder eigene Fehler ständig kritisiert, tue sich selbst keinen Gefallen. „Vielmehr geht es darum, sich selbst so anzunehmen, wie man ist. Es gilt, eigene Grenzen zu erkennen und sich kleine Erfolge zu gönnen.“

Soziale Unterstützung suchen

Ein weiterer wichtiger Aspekt im Umgang mit dem Stimmungstief nach Weihnachten ist soziale Unterstützung. Es ist nach Angaben von Jakob-Pannier hilfreich, sich mit Freunden oder Familienmitgliedern auszutauschen und nicht zu viel Zeit alleine zu verbringen. „Gerade in einer Übergangszeit kann es guttun, eigene Gefühle zu teilen und Verständnis zu erfahren.“

„Das wichtigste Ziel ist es, sich selbst zu erlauben, langsamer zu starten und geduldig mit sich zu sein“, rät Andrea Jakob-Pannier.

 Text/Foto © BARMER 2025