Chronisch erschöpft? Magdeburger Forschungsteam prüft neue Behandlungsmethode – Teilnehmende gesucht

Veröffentlicht in: Universitätsmedizin Magdeburg | 0

Magdeburg. Forschende der Universitätsmedizin Magdeburg prüfen in einer klinischen Studie, ob eine sanfte elektrische Stimulation am Ohr chronische Erschöpfung lindern kann.

Viele Menschen mit chronischen Erkrankungen leiden unter ständiger Erschöpfung (Fatigue), sodass selbst kleinste Aufgaben im Alltag zur Herausforderung werden. Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg untersucht nun, ob eine sanfte elektrische Stimulation am Ohr, die sogenannte transkutane aurikuläre Vagusnervstimulation (taVNS), helfen kann, diese Beschwerden zu lindern. Für die Studie mit dem Titel „ReVita“ werden ab sofort Teilnehmende gesucht, die an chronischer Fatigue, zum Beispiel bei Multipler Sklerose, Morbus Parkinson, ME/CFS oder Long-COVID leiden. Die Studie ist Teil des EFRE-geförderten Projekts „KSMED – Klinische Studien und Prüfungen an der Medizinischen Fakultät Magdeburg“, das die patientennahe klinische Forschung in Magdeburg stärken soll.

Bei der taVNS werden spezielle Ohrelektroden eingesetzt, vergleichbar mit In-Ear-Kopfhörern, die schwache elektrische Impulse an den Vagusnerv senden. Er ist Teil des vegetativen Nervensystems und spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stress, Entzündungen und Erholung. Die Anwendung erfolgt über vier Wochen bequem von zuhause aus, nachdem die Teilnehmenden im Studienzentrum eingewiesen wurden. Das Forschungsteam möchte damit herausfinden, ob diese Form der Stimulation die subjektive Erschöpfung messbar verringern und die Lebensqualität verbessern kann. Außerdem wird untersucht, wie sich die Anwendung auf die Gehirnaktivität, die Herzfrequenzvariabilität und andere biologische Parameter auswirkt.

„Wenn sich zeigt, dass diese Methode wirksam ist, könnten viele Patientinnen und Patienten künftig selbst aktiv etwas gegen ihre Fatigue tun, ganz ohne Medikamente und mit geringem Aufwand“, erklärt Prof. Dr. Tino Zähle, Leiter der Abteilung Neuropsychologie und Institutsleiter der Medizinischen Psychologie. „Das wäre ein wichtiger Schritt hin zu einer patientennahen, alltagstauglichen Therapie“, so Prof. Dr. Zähle weiter.

Fatigue gehört zu den häufigsten und sehr belastenden Symptomen vieler chronischer Krankheiten. Etwa ein Drittel der Betroffenen empfindet sie als das schlimmste Begleitsymptom. Bislang gibt es jedoch keine allgemein wirksame Behandlung. Die ReVita-Studie will dazu beitragen, diese Forschungslücke zu schließen und neue Wege in der nicht-medikamentösen Therapie zu eröffnen.

Interessierte können sich ab sofort für die Studie anmelden. Informationen und Kontakt unter: https://t1p.de/revita

Kontakt:

Dr. Maria Kühne und Dr. Anni Richter, Medizinische Fakultät Magdeburg, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, E-Mail: revita@med.ovgu.de

Foto 1: Das Magdeburger Forschungsteam der ReVita-Studie (v.l.): Prof. Dr. Tino Zähle, Leiter der Abteilung Neuropsychologie und Institutsleiter der Medizinischen Psychologie Magdeburg, Dr. Anni Richter und Dr. Maria Kühne, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen. Fotografin: (c) Sarah Kossmann/Universitätsmedizin Magdeburg   

Foto 2: Für die nicht-invasive Stimulation des Vagusnervs am Ohr wird ein tVNS-Stimulationsgerät genutzt. (c) Fotografin: Sarah Kossmann/Universitätsmedizin Magdeburg