Statement der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt zur Schließung der Helios-Klinik Zerbst

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Die angekündigte Schließung der Helios-Klinik in Zerbst ist ein schwerwiegender Eingriff in die medizinische Infrastruktur der Region – mit ernsthaften Folgen für die Versorgungssicherheit der Menschen vor Ort, für die Beschäftigten des Hauses und für das Vertrauen in die gesundheitspolitischen Verantwortungsträger im Land. Dass diese Entscheidung nahezu ohne Vorwarnung kommuniziert wurde und offenbar ohne ernsthafte Beteiligung der kommunalen Verantwortungsträger getroffen wurde, ist ein verheerendes Signal.

Die Landesvorsitzende und gesundheitspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Susan Sziborra-Seidlitz (Foto), bringt es auf den Punkt: „Hier wurde nicht nur Vertrauen verspielt – hier wurde mutwillig Struktur zerstört. Schritt für Schritt, ohne echte Transparenz und ohne ernsthaften Dialog mit den Verantwortlichen vor Ort.“ Es liegt nahe, dass die sukzessive Ausdünnung des Angebots – beginnend mit der Orthopädie – von Anfang an Teil einer Strategie war, um die vollständige Schließung vorzubereiten. Eine solche Salamitaktik beschädigt nicht nur die Glaubwürdigkeit des Unternehmens, sondern erschüttert auch die öffentliche Handlungsfähigkeit.

Helios spricht von einer „zukunftsfähigen“ Versorgung und verweist auf den Erhalt einer Notaufnahme sowie eines MVZ. Doch Fakt ist: Eine ambulante Struktur kann den Verlust stationärer Kapazitäten nicht kompensieren. Eine Notaufnahme ohne stationäre Anbindung kann Anlaufstelle für Patient:innen sein, sie sichert aber keine Notfallversorgung. Wer medizinische Versorgung auf wirtschaftliche Rentabilität reduziert, gefährdet Menschenleben und untergräbt das Solidarprinzip, auf dem unser Gesundheitswesen fußt.

Für uns Grüne ist klar: Diese Entscheidung darf so nicht stehen bleiben. Der Schließungsprozess muss ausgesetzt werden. Es braucht jetzt eine transparente Prüfung alternativer Modelle, die eine stationäre Grundversorgung in Zerbst sichern – in Zusammenarbeit mit der Kommune, dem Landkreis und der Landespolitik. Die Landesregierung ist in der Pflicht, nicht nur zu moderieren, sondern zu gestalten. Wir brauchen eine Krankenhausplanung, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert – nicht an den Renditeerwartungen großer Trägerkonzerne.

Sziborra-Seidlitz mahnt: „Es kann nicht sein, dass kommunale Verantwortungsträger und Belegschaften vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Entscheidungen von einer solchen Tragweite gehören in den öffentlichen Raum, nicht hinter verschlossene Türen.“ Es geht hier um mehr als nur einen Standort. Es geht um das Grundversprechen des Sozialstaats, dass Gesundheit keine Frage des Wohnorts oder der Profitabilität sein darf.

Die Helios-Klinik in Zerbst ist nicht nur ein medizinischer Betrieb – sie ist Teil der Daseinsvorsorge und damit Anker in der Region. Ein solcher Standort muss erhalten werden, nicht aufgegeben. Die Menschen in Zerbst und Umgebung haben ein Recht auf wohnortnahe, verlässliche Gesundheitsversorgung. Wer ihnen das nimmt, entzieht nicht nur medizinische Sicherheit, sondern auch gesellschaftliche Stabilität.

Was heute in Zerbst geschieht, darf kein Modellfall für andere Regionen werden. Die Landesregierung muss sich entschieden gegen diese Entwicklung stellen und deutlich machen: Gesundheitsversorgung ist öffentliche Aufgabe – und keine Verhandlungsmasse auf dem freien Markt.

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Quelle: Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag von Sachsen-Anhalt am 14. Oktober 2025

Foto: Susan Sziborra-Seidlitz (c) Jan-Christoph Elle