Kostenspirale dreht sich weiter – zulasten der Betroffenen und Steuerzahler
WAS IST PASSIERT?
Köthen/Hinsdorf (ST). Bereits im Schwarzbuch 2022/23 hatte der Bund der Steuerzahler die Kostensteigerungen und Zeitverzögerungen beim Ausbau der dreispurigen Bundesstraße B6n zwischen der A14 und der A9 problematisiert. Konkret geht es um das mehr als zehn Kilometer lange letzte Teilstück zwischen der bereits fertiggestellten Ortsumgehung Köthen und einem ebenfalls bereits fertigen Anschluss zur A9 in der Nähe der Ortschaft Hinsdorf. Inzwischen sind zwar schon Abschnitte von rund 5,7 Kilometern fertiggestellt, teilweise schon seit Herbst 2020. Weitere 2,4 Kilometer werden derzeit gebaut. Vor der Gesamtfertigstellung können sie aber nicht befahren werden. Die Gesamtfreigabe soll Mitte 2027 erfolgen, allerdings „[…] unter der Voraussetzung einer weiterhin optimal verlaufenden Bauabwicklung des noch fehlenden Streckenabschnittes“, so die Landesstraßenbaubehörde in einem Schreiben an den Steuerzahlerbund vom Mai 2025. Dies betrifft insbesondere die Fertigstellung der letzten rund 4,5 Kilometer, die nach Angaben der Straßenbaubehörde derzeit noch nicht ausgeschrieben sind.
Insgesamt bedeutet dies alles eine Verzögerung um neun Jahre. Die Verwaltung war selbst nach der Entdeckung seltener Krötenarten noch von einer Fertigstellung 2018 ausgegangen. Aber auch das später geplante Bauzeitende im Jahr 2024 konnte nicht eingehalten werden – und auch das Jahr 2026 nicht.
Dieser Zeitverzug geht mit einer extremen Kostensteigerung einher: So ist die Kostenspirale von 51,3 Mio. Euro im Jahr 2013 über 60 Mio. Euro im Jahr 2016 und 75 Mio. Euro im Jahr 2021 inzwischen bei rund 89,3 Mio. Euro angekommen.
Als Hauptursachen für die Mehrkosten nannte die Landesstraßenbaubehörde bereits 2022 zusätzliche Artenschutzmaßnahmen, wie u. a. 229 Kleintierdurchlässe für die Knoblauchkröte und andere Amphibien, sowie die mit der Neuplanung verbundenen zeitlichen Unterbrechungen. Durchschnittlich soll es von der fertigen Ortsumgehung Köthen bis zur A9 alle 65 Meter eine „Amphibien-Leiteinrichtung“ geben. Für jeden Krötentunnel muss mit Kosten von rund 15.000 Euro gerechnet werden. Weitere Ursachen der Mehrkosten seien „allgemeine Baupreissteigerungen“ und die Auswirkungen verschiedener Ausschreibungsergebnisse. Inzwischen wurden in Abstimmung mit den zuständigen Behörden zusätzliche naturschutzrechtliche Maßnahmen durchgeführt, wie die Landesstraßenbaubehörde dem BdSt in ihrem Schreiben vom Mai mitteilte.
Neben den weiteren Kosten für die Steuerzahler und den Bauverzögerungen gibt es für die Menschen vor Ort weiterhin Einschränkungen: Da die bereits teilweise seit Jahren fertiggestellten Straßenabschnitte erst im Rahmen der Gesamtfreigabe genutzt werden können, sind die Betroffenen verärgert. Wer zur A9 will, muss daher viele zusätzliche Kilometer und zusätzlichen Zeitaufwand in Kauf nehmen.
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Foto (c) Bund der Steuerzahler Sachsen-Anhalt e. V.