Wie Medizin und Gesellschaft auf Krisen vorbereitet werden können
Magdeburg. Welche Lehren lassen sich aus realen Krisen, Katastrophen und Kriegen ziehen, um die Versorgung im Ernstfall zu sichern? Mit dieser Frage befasste sich die 5. Notfallkonferenz der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) an der Universitätsmedizin Magdeburg. Führende Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Bundeswehr diskutierten aktuelle Entwicklungen und gaben Impulse für die Zukunft der Notfall- und Katastrophenmedizin.
Die wissenschaftliche Leitung der Veranstaltung wurde von Oberstarzt Prof. Dr. Axel Franke, Oberstarzt Prof. Dr. Gerhard Achatz (Sektion Einsatz-, Katastrophen- und Taktische Chirurgie, EKTC, der DGU) sowie von Prof. Dr. Felix Walcher, Direktor des Instituts für Public Health in der Akutmedizin (IPHAM) der Universitätsmedizin Magdeburg wahrgenommen.
Zum Auftakt hoben Dr. Ute Teichert, Abteilungsleiterin `Ă–ffentliche Gesundheit´ des Bundesministeriums fĂĽr Gesundheit, und Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, Ă„rztlicher Direktor des Universitätsklinikums Magdeburg, die gesundheitspolitische Bedeutung der Katastrophenmedizin hervor. Prof. Heinze sagte: „Krisen und Katastrophen kennen keine Routine – deshalb sind Konferenzen wie diese so entscheidend. Wenn Kliniken, Universitäten, Fachgesellschaften und Sicherheitsbehörden ihr Wissen bĂĽndeln, entstehen innovative Konzepte, die im Ernstfall Leben retten können. Nur durch solche Partnerschaften gelingt es uns, die Gesundheitsversorgung wirklich zukunfts- und krisenfest zu machen.“ Prof. Dr. Ulrich Stöckle (Präsident der DGU) und Generalstabsarzt Dr. Backus (Stellvertretender Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr) unterstrichen die Rolle des Traumanetzwerks und die Notwendigkeit der zivil-militärischen Zusammenarbeit.
Prof. Walcher hob die Notwendigkeit der Vorbereitung im interdisziplinären Setting heraus. „Der Anschlag in Magdeburg hat eindrĂĽcklich gezeigt, wie entscheidend die umfangreiche Vorbereitung ist. Dies gilt gleichermaĂźen fĂĽr die Beschäftigung mit Krisen, Katastrophen sowie BĂĽndnis- und Landesverteidigung.“ Prof. Walcher kĂĽmmert sich intensiv um die Schulung der Mitarbeiter und Teams, die Vernetzung im Sinne einer zivil-militärischen Zusammenarbeit und die Kommunikation mit der Landes- und Bundespolitik.
In drei thematischen Sitzungen wurden aktuelle Herausforderungen beleuchtet:
Sitzung I – Kapazitäten für die Traumaversorgung in Krise, Krieg und Katastrophe
Diskutiert wurden die aktuellen Kapazitäten der Traumazentren, medizinische und logistische Anforderungen im Ernstfall sowie strukturelle Herausforderungen. Die Podiumsdiskussion beleuchtete konkrete Ansätze zur Schließung bestehender Versorgungslücken.
Sitzung II – Logistik, Patientendisposition und Ressourcensteuerung
Analysiert wurden operative Erfahrungen und strategische Konzepte aus Landes- und Bundesvorsorgefällen, u. a. DIVI-Register, Covrin+, IVENA-MANV und Einsätze wie der Anschlag in München. Ziel war eine praxisnahe Bewertung und Ableitung von Entwicklungsperspektiven.
Sitzung III – Kooperationen der Sektion EKTC der DGU mit CAMIN, DGWMP, DGCH, DIVI
Im Fokus standen bestehende und geplante Kooperationen mit Fachgesellschaften sowie zivil-militärische Weiterbildungsformate. Internationale Erfahrungen, insbesondere aus dem Ukrainekrieg, ergänzten die Diskussion über interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Stärkung der Resilienz.
Die Konferenz verdeutlichte: Nur durch vernetztes Handeln, praxisnahe Konzepte und internationale Zusammenarbeit kann die Resilienz des Gesundheitssystems nachhaltig gestärkt werden.
Foto: Im Rahmen der 5. Notfallkonferenz der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) in Magdeburg begrüßten die Gastgeber an der Universitätsmedizin Magdeburg, Prof. Dr. Felix Walcher (Direktor des Instituts für Public Health in der Akutmedizin, IPHAM der OVGU, 1. Reihe, v. r.) und Oberstarzt Prof. Dr. Axel Franke (Leiter der Sektion EKTC der DGU, 2. Reihe, 4. v. l.) aus dem BWK Ulm, Vertreterinnen und Vertreter aus Bundespolitik, Gesundheitswesen und Bundeswehr.
Unter ihnen: Dr. Ute Teichert (Leiterin der Abteilung 6 „Öffentliche Gesundheit“ im Bundesministerium fĂĽr Gesundheit, 1. Reihe, 3. v. l.).
(c) Fotografin: Sarah Kossmann/UMMD
