ZDK: Die HĂ€lfte von E-Auto-Interessierten entscheidet sich gegen den Kauf

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  • Der Grund: Verunsicherung wegen der ungeklĂ€rten Fördersituation ab 2023
  • ZDK-Forderungen: Bestelldatum statt Zulassung soll fĂŒr Förderung gelten / Synthetische Kraftstoffe fĂŒr Fahrzeugbestand stĂ€rker fördern
  • Autojahr 2021: Neuwagen-Umsatz weiter gesunken – Rendite schwach

Bonn. Rund die HĂ€lfte der Kunden, die sich im Januar fĂŒr den Kauf eines batteriebetriebenen Fahrzeugs oder eines Plug-in-Hybrid interessiert zeigten, hat sich gegen den Kauf entschieden. Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage, die der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) vom 7. bis 11. Februar bei AutohĂ€usern durchgefĂŒhrt hat. Daran nahmen 521 Betriebe teil. Auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes machte ZDK-PrĂ€sident JĂŒrgen Karpinski die fehlende Klarheit bei der Fördersituation ĂŒber 2022 hinaus fĂŒr die Verunsicherung verantwortlich. Eine wichtige Forderung des ZDK an den Bundeswirtschaftsminister laute daher, bei der GewĂ€hrung der Fördermittel das Bestelldatum des Fahrzeugs als Maßstab zu nehmen und nicht das Datum der Auslieferung.

DarĂŒber hinaus forderte ZDK-PrĂ€sident JĂŒrgen Karpinski den Bundesverkehrsminister auf, sein Postulat der Technologieoffenheit bei alternativen Antrieben nicht aus dem Blick zu verlieren. „Wenn wir die Klimaziele im Straßenverkehr erreichen wollen, muss der Bestand an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren in die Strategie zur CO2-Minderung einbezogen werden. Weltweit sind aktuell rund 1,4 Milliarden Pkw mit Verbrennungsmotoren ausgestattet, davon in Deutschland rund 46 Millionen. Auch diese Fahrzeuge könnten ihren Beitrag zur Verbesserung der Klimabilanz leisten, indem sie mit CO2-neutralen synthetischen Kraftstoffen betrieben wĂŒrden“, so Karpinski. Diese E-Fuels wĂ€ren sofort einzusetzen, auch als Beimischung zu Benzin- oder Dieselkraftstoff. Um sie schon bald verfĂŒgbar zu haben, bedĂŒrfe es jedoch des politischen Willens, dafĂŒr die Rahmenbedingungen zu schaffen, etwa mit starken Anreizen zur EinfĂŒhrung von E-Fuels, aber insbesondere auch mit Planungssicherheit fĂŒr Investoren, um Anlagen fĂŒr die Herstellung dieser Kraftstoffe errichten zu können.

Autojahr 2021: Weniger Umsatz, schwache Rendite

Die Verunsicherung der Kunden trifft das Kraftfahrzeuggewerbe in einer ohnehin schwierigen Lage. So brachte das Autojahr 2021 spĂŒrbare Umsatzeinbußen im Neuwagenhandel, bei jungen Gebrauchtwagen und im Service. Der Handel mit Ă€lteren Gebrauchtwagen, aber auch das GeschĂ€ft mit Lastkraftwagen brachte hingegen ZuwĂ€chse. Daraus ergab sich ein RĂŒckgang des Gesamtumsatzes im Kraftfahrzeuggewerbe von minus 2,7 Prozent auf rund 179,8 Milliarden Euro im Vergleich zum Jahr 2020. FĂŒr das Jahr 2021 lag die Umsatzrendite im vorlĂ€ufigen Durchschnitt bei 1,3 Prozent und damit um 0,1 Prozentpunkt ĂŒber dem Wert des Jahres 2020. „Das ist jedoch kein Anlass, in JubelstĂŒrme auszubrechen“, so ZDK-PrĂ€sident. „Von den Gewinnmargen der Hersteller und Importeure können wir als ĂŒberwiegend mittelstĂ€ndische Unternehmerinnen und Unternehmer im Handel nur trĂ€umen.“

Neuwagen-Umsatz eingebrochen

Der Umsatz mit fabrikneuen Pkw im Markenhandel ist im Jahr 2021 um minus 8,8 Prozent auf 57,4 Milliarden Euro eingebrochen. Die fabrikatsgebundenen HĂ€ndler verkauften rund 1,52 Millionen neue Pkw, das waren noch einmal 12,3 Prozent weniger als im schwachen Jahr 2020.

Verglichen damit ist das Gesamtvolumen aller Pkw-Neuzulassungen um minus 10 Prozent auf rund 2,62 Millionen Einheiten zurĂŒckgegangen. Der Markenhandel hatte daran einen Anteil von 57,9 Prozent. Die GrĂŒnde fĂŒr den erneuten UmsatzrĂŒckgang waren der Lockdown im ersten Halbjahr mit VerkaufsbeschrĂ€nkung im PrĂ€senzhandel sowie die Halbleiter-Krise mit mangelnder VerfĂŒgbarkeit von Neufahrzeugen.

Gebrauchtwagen-GeschÀft: Markenhandel leidet, freier Handel wÀchst

Der Umsatz des Markenhandels mit Gebrauchtwagen sank um 8,3 Prozent auf rund 57,4 Milliarden Euro. Mit rund 2,7 Millionen Besitzumschreibungen betrug der Anteil des Markenhandels am gesamten GebrauchtwagengeschĂ€ft 40 Prozent, das waren 8 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2020. Wegen der LieferengpĂ€sse bei Neuwagen rĂŒckten vor allem junge Gebrauchtwagen verstĂ€rkt in den Fokus. Diese wurden schnell zur Mangelware, da der Nachschub ausblieb, sonst vor allem gespeist von Flottenbetreibern, Autovermietern und LeasingrĂŒcklĂ€ufern.

Im freien Gebrauchtwagenhandel, wo ĂŒberwiegend Ă€ltere Fahrzeuge vermarktet werden, wuchs der Umsatz um rund ein Drittel auf 26 Milliarden Euro. Das lag auch am gewachsenen Marktanteil von 27 Prozent, einem Zuwachs von 6 Prozentpunkten gegenĂŒber 2020. Das fehlende Drittel entfiel auf PrivatverkĂ€ufe.

Umsatz-RĂŒckgang im Service

Im GeschĂ€ftsfeld Service und Reparatur brachte das Jahr 2021 einen UmsatzrĂŒckgang von minus 5,8 Prozent auf rund 25,9 Milliarden Euro im Vergleich zu 2020. Die Quote der durchschnittlichen Werkstattauslastung lag bei 80 Prozent und damit um einen Prozentpunkt ĂŒber dem Niveau von 2020, jedoch immer noch um 3 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorkrisenjahres 2019.

Anzahl der Betriebe stabil, aber weniger Markenbetriebe

Die Anzahl der Betriebe ist im vergangenen Jahr mit 36.570 (minus 10 Betriebe oder 0,03 Prozent) nahezu konstant geblieben. WĂ€hrend die Zahl der fabrikatsgebundenen Betriebe um 1 Prozent bzw. 140 Betriebe auf 14.460 schrumpfte, legte die Zahl der nicht fabrikatsgebundenen Betriebe um 0,6 Prozent bzw. 130 Betriebe auf 22.110 zu. Erfasst sind alle organisationsfĂ€higen Betriebe ab einer jĂ€hrlichen UmsatzgrĂ¶ĂŸe von 100.000 Euro aufwĂ€rts.

Die Anzahl der BeschĂ€ftigten ging auf 435.000 zurĂŒck, das sind 0,3 Prozent bzw. 1.200 weniger als im Jahr 2020. Die Gesamtzahl der Auszubildenden lag im vergangenen Jahr bei 88.600 und damit um 2,2 Prozent niedriger als im Jahr 2020 (90.600).

Text/Foto (c) ZDK