Wiedereröffnung des Flughafens Magdeburg-Cochstedt: Zusammenspiel aus Drohnen und klassischen Luftfahrzeugen erproben

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Der Flughafen Magdeburg-Cochstedt geht wieder ans Netz des deutschen Luftverkehrs. Am 6. Mai 2022 erfolgte die offizielle Wiedereröffnung in Anwesenheit von Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Industrie. Am Flughafen Magdeburg-Cochstedt sind in einem ersten Schritt wieder Starts und Landungen fĂŒr Luftfahrzeuge bis 5,7 Tonnen nach Sichtflugregeln möglich.

Durch die Verbindung des Flughafens mit dem Nationalen Erprobungszentrum fĂŒr Unbemannte Luftfahrtsysteme des Deutschen Zentrums fĂŒr Luft- und Raumfahrt (DLR) steht nun eine einmalige Testinfrastruktur zur VerfĂŒgung. Mit dieser lĂ€sst sich die Integration des unbemannten Luftverkehrs in den regulĂ€ren, kontrollierten Flugbetrieb umfassend testen. 2021 erfolgte bereits die Eröffnung des Erprobungszentrums und die damit verbundene Aufnahme von Tests mit unbemannten Luftfahrtsystemen (UAS). Kunden und Partnern aus der Wirtschaft, der Forschung und den Behörden werden nun noch umfĂ€nglichere Versuchsmöglichkeiten zur VerfĂŒgung gestellt. Das Erprobungszentrum fĂŒgt sich in ein europaweites Netzwerk zur UAS-Forschung ein.

„Die Wiederaufnahme des Flughafenbetriebs ist ein weiterer entscheidender Schritt im Auf- und Ausbau des DLR-Standorts Cochstedt“, sagt die DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Anke Kaysser-Pyzalla. „Im Rahmen des Nationalen Erprobungszentrums fĂŒr Unbemannte Luftfahrtsysteme etablieren wir mit dem Flughafen Magdeburg-Cochstedt ein umfassendes Reallabor. Dieses Labor dient zur Entwicklung und Erprobung neuer Technologiekonzepte, um die internationale Vorreiterrolle Deutschlands im Bereich unbemanntes Fliegen auszubauen. Damit stĂ€rken wir den gezielten Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft.“

MinisterprĂ€sident Dr. Reiner Haseloff erklĂ€rte: „Ich freue mich, dass wir mit dem DLR einen soliden und verlĂ€sslichen Nutzer des traditionsreichen Cochstedter FluggelĂ€ndes gefunden haben. Ich bin ĂŒberzeugt, dass damit eine dauerhafte Nutzung des Standorts möglich ist. Das Erprobungszentrum wird die Region voranbringen und den Wissenschafts- und Innovationsstandort Sachsen-Anhalt dauerhaft stĂ€rken. Die Arbeit an den Unbemannten Luftfahrtsystemen wird noch viele weitere Nutzungsmöglichkeiten hervorbringen. Von Cochstedt aus wird dazu kĂŒnftig ein wichtiger Beitrag geleistet.“

Prof. Dr. Armin Willingmann, Minister fĂŒr Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, betonte: „Unbemanntes Fliegen ist ein echtes Zukunftsthema. Ich freue mich deshalb sehr, dass es gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum fĂŒr Luft- und Raumfahrt gelungen ist, den Airport Cochstedt zu einem Erprobungszentrum fĂŒr Unbemannte Luftfahrtsysteme fortzuentwickeln. Cochstedt kann sich in den kommenden Jahren zu einem Leuchtturm der Wissenschaft und einem Anziehungspunkt fĂŒr Unternehmen aus der Luftfahrt- oder Logistikbranche entwickeln und damit dem Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt weiteren Schub verleihen. Es ist deshalb wichtig und richtig, dass das Wissenschaftsministerium das Erprobungszentrum auch in den kommenden Jahren weiterhin institutionell fördern wird.“

Dr. Lydia HĂŒskens, Ministerin fĂŒr Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt: „Der kĂŒrzlich wieder in Betrieb genommene Verkehrsflughafen Magdeburg/Cochstedt genießt als Nationales Erprobungszentrum fĂŒr unbemannte Luftfahrtsysteme ein besonderes Landesinteresse. Mit der Initiative des DLR sollen in einem weit und breit einzigartigen Zusammenspiel von Flugbetrieb und Forschung am Standort Magdeburg/Cochstedt neue Wege in der bemannten und unbemannten Luftfahrt beschritten werden. Mein Dank gilt dabei allen Beteiligten – insbesondere der zustĂ€ndigen Oberen Landesluftfahrtbehörde sowie dem Flughafenbetreiber DLR – die den Flughafen in den letzten Monaten mit unermĂŒdlichem Einsatz fit fĂŒr die Zukunft(sforschung) gemacht haben und diese Entwicklung auch weiterhin mit begleiten werden.“

Das Landesverwaltungsamt in Halle hatte bereits zum 1. April 2022 auf Grundlage des Betriebskonzepts des DLR die Erlaubnis fĂŒr Starts und Landungen erteilt, der nun die offizielle Wiedereröffnung des Flughafens mit dem IATA-KĂŒrzel CSO folgte. „Mit der Wiederinbetriebnahme des Flughafens in Cochstedt trĂ€gt das DLR im Land Sachsen-Anhalt neben dem Testbetrieb auch ein StĂŒck zur Daseinsvorsorge bei“, sagt Lutz Tilgner, GeschĂ€ftsfĂŒhrer und Gesellschafter der Flughafen Magdeburg-Cochstedt Betriebsgesellschaft mbH, einer vom DLR und Lutz Tilgner gegrĂŒndeten Tochtergesellschaft. „Der Verkehr ist zunĂ€chst bis Ende 2023 auf ein zulĂ€ssiges Startgewicht von 5,7 Tonnen im Sichtflugbetrieb beschrĂ€nkt bei werktĂ€glichen Öffnungszeiten von 10:00 bis 17:00 Uhr.“

Aktuell sind sechs Mitarbeitende bei der Flughafenbetriebsgesellschaft beschĂ€ftigt, die fĂŒr den Flughafenbetrieb tĂ€tig sind. Im Rahmen des stufenweisen Konzepts zur Erweiterung des Flugbetriebs in Cochstedt werden ab 2024 neben einer Steigerung der GewichtsbeschrĂ€nkung auf 14 Tonnen und der Etablierung eines Instrumentenlandeanflugs voraussichtlich auch weitere ArbeitsplĂ€tze im Bereich des Flughafenbetriebs folgen.

Breite Partnerschaften fĂŒr die unbemannte Luftfahrt

Die AktivitĂ€ten in Cochstedt sind in DLR-weite Projekte und Kooperationen integriert mit Partnern aus Forschung und Industrie in Deutschland, Europa und in der Welt. Das DLR arbeitet bereits wissenschaftlich im Bereich UAS-Forschung mit Großforschungseinrichtungen wie NASA (National Aeronautics and Space Administration), NLR (Netherlands Aerospace Centre) und JAXA(Japan Aerospace Exploration Agency) zusammen. Das TestgelĂ€nde in Sachsen-Anhalt wird Startups bis hin zur etablierten Luftfahrtindustrie fĂŒr Forschung und Erprobung zugĂ€nglich sein und fĂŒr Startups und KMUs eine Inkubator- und Enablerfunktion einnehmen. Aus ZulassungsgrĂŒnden ist es notwendig, dass neue unbemannte Luftfahrtsysteme unter realen Bedingungen in einer kontrollierten Umgebung erprobt und qualifiziert werden. Zudem mĂŒssen Regelwerke zum Betrieb von unbemannten Luftfahrtsystemen ausfĂŒhrlich erforscht und entwickelt werden.

Vorhandene GebĂ€ude und Anlagen werden instandgesetzt und umgebaut. In der Folge wird die wissenschaftliche Infrastruktur entwickelt und aufgebaut. Um wirklich handlungsfĂ€hig zu sein, ist nun die Wiederinbetriebnahme des Verkehrsflughafens im kleineren Umfang erfolgt. Insgesamt sollen bis Ende 2022 rund 15 Millionen Euro fĂŒr den Aufbau von wissenschaftlichen sowie Betriebs-Infrastrukturen investiert werden. FĂŒr die Herstellung der BetriebsfĂ€higkeit wurden 2,5 Millionen Euro direkt in die Flughafeninfrastruktur investiert. Die restlichen Investitionsmittel dienen maßgeblich dem Aufbau von Forschungsinfrastruktur im Rahmen der Etablierung des UAS-Erprobungszentrums. Neueinstellungen von wissenschaftlichem und technischem Personal werden in den kommenden Monaten den Aufbau voranbringen. Das Ziel ist, es bis Ende 2022 insgesamt rund 30 Mitarbeitende in Forschung und Betrieb am Standort zu beschĂ€ftigen, perspektivisch sollen bis zu 60 Mitarbeitende beschĂ€ftigt werden.

Erste Projekte und Testkampagnen fanden in Cochstedt bereits statt. So gab es beispielsweise 2021 umfangreiche Abschlussversuche des DLR-Projekts City-ATM, bei dem einige reale Drohnen gemeinsam mit etwa 100 virtuellen Drohnen in einem komplexen Verkehrsszenario bewegt wurden. Zudem fanden mit den unbemannten DLR-FlugversuchstrÀgern ALAADy Demonstrator und SuperARTIS verschiedene Flugversuche statt. Weitere Forschungsprojekte wie beispielsweise Drones4Good oder HorizonUAM kommen dazu. Auch Projekte mit europÀischen Forschungspartnern sowie von Industrieunternehmen und NGOs, etwa im Bereich der humanitÀren Hilfe, arbeiten mit den Forschungsmöglichkeiten in Cochstedt. Weitere Projekte sind in Vorbereitung.

Titelfoto: Zu­kunfts­vi­si­on des Na­tio­na­len Er­pro­bungs­zen­trums am DLR-Stand­ort Cochs­tedt (c) DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Foto 2: Fei­er­li­che Er­öff­nung des Flug­ha­fens Mag­de­burg/Cochs­tedt (c) DLR

Foto. DLR-For­schungs­flug­zeug ISTAR am Flug­ha­fen Mag­de­burg/Cochs­tedt (c) DLR