VdK: „Triage nach Behandlungsbeginn ethisch nicht vertretbar“

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  • VdK-PrĂ€sidentin Bentele: „AusdrĂŒckliches Verbot der Ex-Post-Triage muss unbedingt im Gesetz bleiben“
  • Meldepflicht bei Triage-FĂ€llen ins Gesetz aufnehmen

Im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages wurde gestern der vorliegende Gesetzentwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes behandelt. Der Sozialverband VdK war als SachverstĂ€ndiger zur Anhörung geladen. Der Gesetzentwurf enthĂ€lt ein Verbot der sogenannten Ex-Post-Triage.

Dazu erklÀrt VdK-PrÀsidentin Verena Bentele (Foto):

„Das ausdrĂŒckliche Verbot einer Ex-Post-Triage muss unbedingt im Gesetz bleiben. Wenn die Behandlung begonnen wurde, mĂŒssen Patientinnen und Patienten und deren Angehörige darauf vertrauen können, dass alles medizinisch Notwendige getan wird, um das Leben zu retten. Alles andere wĂ€re ethisch nicht vertretbar und ein riesiges Einfallstor fĂŒr die Benachteiligung insbesondere behinderter, vorerkrankter und Ă€lterer Menschen.

Es widersprÀche auch dem Auftrag des Bundesverfassungsgerichts an den Gesetzgeber, endlich eine Regelung zu treffen, die einen wirksamen Schutz vor Benachteiligung wegen Behinderung bewirkt.

Wenn nun ÄrzteverbĂ€nde im Rahmen der Anhörung fordern, das Verbot der Ex-Post-Triage wieder aus dem Gesetzentwurf zu streichen, dann wirkt das auf Patientinnen und Patienten alles andere als vertrauensbildend. Falls beim Gesetzesentwurf noch etwas geĂ€ndert werden sollte, dann empfehlen wir die EinfĂŒhrung einer Meldepflicht in Verbindung mit einer Evaluation. Sollte es jemals zu Triage-Entscheidungen in deutschen Kliniken kommen, was mit allen Mitteln verhindert werden muss, könnte dadurch erfasst werden, welche Patienten mit welchen Merkmalen nicht auf der Intensivstation versorgt werden. Dann muss der Gesetzgeber nachbessern.

Im Gesundheitswesen erleben gerade Menschen mit Behinderung sehr hĂ€ufig Diskriminierung. Daher brauchen wir auch dringend Vorgaben fĂŒr die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie anderen FachkrĂ€ften, damit es nicht mehr dazu kommt.“

Foto: VdK-PrÀsidentin Verena Bentele © VdK / Susie Knoll